Bereitschaft für Wunder – 2. Könige 6,24 – 7,20 (29. September – 1. Oktober)

Wie schon im letzten Abschnitt erwähnt, nach dem Gnadenakt des Königs von Israel folgte entweder ein weiterer Angriff der Aramäer oder aber der bereits laufende wurde fortgesetzt. Jedenfalls wird jetzt Samaria belagert und in der Stadt herrscht eine große Hungersnot. Als der König erfährt, dass bereits Kannibalismus um sich greift, zerreißt er seine Kleidung als Zeichen von Wut und Trauer.

Wie alle Menschen mit schwachem oder ohne Glauben macht er seinen Gott – um den er sich bisher nie gekümmert hatte – für die Situation verantwortlich und will als Reaktion darauf dessen Repräsentation, den Propheten Elisa, hinrichten.

Als die Boten des Königs beim Propheten auftauchen, prophezeit er ihnen, dass die sich Hungersnot binnen 24 Stunden zu Überfluss wenden wird. Dem anwesenden Vorkämpfer, der über diese Prophezeiung lacht, prophezeit er den Tod innerhalb dieser Zeitspanne.

Und tatsächlich! Zwei ebenfalls dem Hungerstod nahe Aussätzige vor der Stadt schleichen zu den Aramäern, um vielleicht von diesen was zu essen zu bekommen. Doch sie finden das Lager leer! Gott hatte die Aramäer getäuscht, diese waren in aller Eile vor einer übermächtigen Armee geflohen und hatten alle Schätze, Nahrungsmittel und Tiere zurückgelassen. Als sie ihre Entdeckung in Samaria verkünden, glaubt der König mal wieder an eine Hinterlist, schickt aber schließlich doch ein paar Kundschafter los, die diese Meldung bestätigen.

Jetzt gibt es für die Samariter kein Halten mehr. Alle stürmen gleichzeitig durch das Stadttor zum Lager der Aramäer und plündern es. Dabei trampeln sie den am Stadttor postierten Vorkämpfer zu Tode, dem Elisa den Tod prophezeit hatte.

Nun herrscht in der Stadt tatsächlich der prophezeite Überfluss.

Was für eine Wendung!

Ich weiß aus eigener Erfahrung, wenn es richtig übel kommt, ist die Versuchung groß, Gott dafür verantwortlich zu machen. Wir sehen hier, dass Gott diese menschliche Regung nicht übelnimmt. Nicht leiden kann er dagegen, wenn wir seinen Zusagen nicht glauben. Rettung durch ihn gibt es nun einmal nur gegen Glauben an ihn, das ist Gesetz. Das ist nicht immer leicht, aber – wenn wir ehrlich sind – ein geringer Preis für den versprochenen Überfluss an Segen.

Natürlich konnte sich der Vorkämpfer nicht vorstellen, wie sich innerhalb von 24 Stunden eine komplette Kehrwende der völlig hoffnungslosen Situation einstellen könnte. Die Überzeugung, dass etwas unmöglich ist, ist uns allen auch nicht fremd. Zweifel ist der mächtigste Gegenspieler des Glaubens, und Zweifel hat dummerweise den Verstand immer auf seiner Seite. Es kann für uns also nicht darum gehen, Zweifel, der in uns hochkommt, zu ignorieren oder zu bekämpfen, das würde ihn nur stärker machen. Nein, wir nehmen den Zweifel an, der uns bedrückt und nutzen ihn, um uns auf das Eintreffen eines Wunders, das immer gegen alle Vernunft geschieht, vorzubereiten. Für viele eine lebenslange Übung.

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