Psalm 88 + 89 (25. – 31. Dezember)

„O HERR, du Gott meines Heils, ich schreie Tag und Nacht vor dir! Lass mein Gebet vor dich kommen, neige dein Ohr zu meinem Flehen! Denn meine Seele ist gesättigt vom Leiden, und mein Leben ist dem Totenreich nahe.“ (Ps 88, 3-4)

„Ich sage: Auf ewig wird die Gnade gebaut, deine Treue gründest du fest in den Himmeln: »Ich habe einen Bund geschlossen mit meinem Auserwählten, habe meinem Knecht David geschworen: Auf ewig will ich deinen Samen fest gründen und für alle Geschlechter deinen Thron bauen!«“ (Ps 89, 3-5)

Die beiden Psalmen vereinen die unvereinbaren Gegensätze: Das Leben in der Gnade Gottes und ein Leben ohne Gott.

Beide Psalmen erzählen von dem Unglück, von Gott verlassen oder gar nicht gekannt zu sein. Der Mensch ist dem Tod unterworfen. Dabei erinnern einige Textstellen aus Psalm 88 an Hiob, an ihm wurde beschrieben, wie schrecklich es für den einzelnen sein kann, in dieser Welt und in diesem zerbrechlichen Leben im Glauben aufs Schärfste herausgefordert zu werden. Die Welt macht es wie Gott: Sie schaut nicht auf die Person, wenn sie zuschlägt, egal ob Kind Gottes oder Kind der Welt. Doch das Kind Gottes hat in dieser Situation ein Ass im Ärmel; das Kind Gottes kann zu seinem Gott beten ja schreien. Solange der Glaube da ist, wird das Kind Gottes auch im größten Elend niemals allein sein. Natürlich beklagt der Psalmist hier von Gott verlassen worden zu sein, aber indem er das beklagt steckt ja der Glaube, dass dieser Gott zuhört. Nur der Ungläubige verstummt und resigniert. Psychologen werden bestätigen, dass dies – sich nicht allein zu fühlen – in scheinbar ausweglosen Situationen der entscheidende Vorteil sein kann, der Kräfte mobilisiert. Der Biologe weiß, dass diese Kräfte durch Substanzen freigesetzt werden, die das Gehirn dann in rauen Mengen in den Körper schießt. Bleibt natürlich die Frage: „Henne oder Ei?“ also in diesem Fall: Was ist zuerst da? Die Substanz, freigesetzt vom Gehirn, die die Stimmung aufhellt und somit Hoffnung erzeugt – sei sie nun gerechtfertigt oder nicht – oder die Hoffnung, eine Gnadengabe Gottes an sein Kind, die wie ein Lichtstreif am Horizont den Körper die letzten Reserven aktivieren lässt? Für den Glaubenden ist dies keine Frage.

Denn Gott ist treu!

Davon spricht der erste Teil des letzten Psalms im dritten Buch. Er begründet diese Hoffnung auf die Treue Gottes mit dem Bund, den er mit David geschlossen hat. Die Beschreibung des Bundes und des Königs lässt aber auch auf einen anderen König, den Messias, schließen, der erst viele Generationen später auftritt und der durch die Propheten als Sohn des Hauses David angekündigt und zugesagt wurde. Und auch in diesem Punkt hat Gott seine Treue bewiesen:

Jesus kam als Sohn des Menschen in die Welt, um durch Tod und Auferstehung als erstgeborener Sohn Gottes – denn er ist beides zugleich – das Reich des Vaters aufzurichten. Ein Reich, nicht von dieser Welt, bevölkert von unzähligen Söhnen und Töchtern Gottes, das nach Vollendung der Schöpfung diese gefallene Welt ersetzen wird.

Wir sind die Kinder des Einen, zunächst – genau wie Jesus – geboren als Kinder des Menschen, um in dieser Welt in der Nachfolge des Herrn – also in Leben, Tod und Auferstehung im Wort und durch das Wort – zu den Erben des Reiches heranzuwachsen. Was uns vom Erbe trennte, die Finsternis der Sünde, hat er für uns gesühnt. Wir stehen und gehen in seinem Licht.

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