Hesekiel 20 (29. + 30. Juni)

Es ist knapp ein Jahr her, seit Gott den Ältesten von Hesekiel hat ausrichten lassen, dass er sich nicht mehr von ihnen befragen lassen wird, solange sie nicht mit ganzem Herzen zu ihm umkehren. Doch hier versuchen sie es doch nochmal – und erhalten statt einer Weissagung eine Offenlegung ihrer über Generationen andauernden Verfehlungen.

Seit ihrem Auszug aus Ägypten hatten sie die alten Götzen nie ganz abgelegt und immer wieder auf Neue diesen Götzen geopfert, sogar ihre eigenen Kinder.

Obwohl Gott ihnen für den Bundesbruch mit dem Tod gedroht hatte, ließ er immer wieder Gnade walten. Er ließ sie ihre Fehler spüren und wendete sich der nächsten Generation zu, die es aber nicht besser, oft noch schlimmer trieb.

Als letztes habe er sie nun in alle Welt zerstreuen lassen (gemeint ist das damals herrschende babylonische Weltreich Assyrien). Nun müssten sie unter Gesetzen leben, die nicht mit seinem Gesetz vereinbar seien.

Solange sein Volk nicht zu ihm umgekehrt ist, würden sie seinen Ratschluss nur als Ausrede für ihr falsches Verhalten nehmen, daher erhalten sie keinen mehr. Es ist hier wohl anzunehmen, dass die Ältesten wissen wollten, inwieweit sie sich auf die Gesetze Assyriens einlassen dürften, um ihre Haut zu retten. Da sie die Gesetze ihres Gottes kannten, war es wohl keine ehrliche Frage, sondern mehr eine Rückversicherung. Es ist klar, dass sich Gott auf dieses Spiel nicht einlässt.

Doch Gott sagt ihnen zu, dass er sie eines Tages wieder aus der Zerstreuung in alle Welt in der Wüste zusammenführen und dort Gericht über sie halten werde. Nur die Gerechten werden mit ihm nach Jerusalem einziehen. Diese Gerechten werden ihn als ihren einzigen Gott anerkennen, weil sie es in ihren Herzen immer so hielten.

Wir erkennen in dieser Prophezeiung die Ankündigung des Jüngsten Gerichts, die Phase vor dem Ende der Zeit, wenn die Israeliten wieder in Jerusalem versammelt werden, ehe das Gericht über die Welt losbricht, die Zeit, in der die Existenz Gottes für alle Menschen – Gläubige wie Ungläubige – offenbar wird.

Was wie eine Zurückweisung klingt – und bei den Zuhörern vermutlich auch genauso ankam – ist in Wirklichkeit eine Erklärung über die Situation und warum ihnen jetzt ein himmlischer Ratschluss nicht helfen würde. Ja, Gott ist bereit zu führen und er hat dies ja auch für die Zukunft angekündigt, doch das Volk ist im Moment nicht dazu bereit von ihm geführt zu werden. Sie suchen eine Absicherung für ein als falsch erkanntes Verhalten, sie suchen eine offizielle, eine gültige Ausrede und so etwas ist mit der Wahrheit Gottes nicht darstellbar.

Gott wirft den Ältesten hier also nicht Versagen vor und kündigt daher seine Freundschaft auf, er zeigt ihnen die niemals zu Ende gebrachte Baustelle in ihrem Glaubensleben auf. Er zeigt ihnen, wo es bei ihnen im Argen liegt. Wenn sie also wissen wollten, wie sie sich gegenüber der fremden Gesetze verhalten sollten, so hat Gott ihnen hier durchaus einen Rat dahingehend gegeben, wo sie die Antwort finden: in den richtigen Schlussfolgerungen aus ihrem bisherigen Verhalten – seit Moses.

Die Antwort Gottes lautet: Stell dich der Wahrheit! Finde die Götzen in deinem Leben und entferne sie.

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