Gerecht aus Glauben - Habakuk (26. – 29. November)

„Wie lange, o HERR, rufe ich [schon], ohne dass du hörst! Ich schreie zu dir [wegen des] Unrechts, und du hilfst nicht.” (Hab 1,2)

Damit beginnt das Buch und der Prophet Habakuk seinen Dialog mit seinem Gott und wenn man den Satz so liest, könnte den Propheten für einen Menschen unserer Zeit halten. Gläubigen macht der derzeitige Weltenlauf gleich dreifach zu schaffen.

Alles geht irgendwie schief! Man traut sich kaum noch die Nachrichten einzuschalten, weil ja sicher wieder irgend ein größenwahnsinniger Spinner irgendwo auf der Welt durchdreht und einen Krieg anzettelt, weil Gewalt plötzlich wieder zum anerkannten Repertoire der Konfliktbewältigung gehört, auf zwischenmenschlicher, nationaler und internationaler Ebene, weil der Egoismus gewinnt und „soziale Gerechtigkeit” zu einem Synonym für „Durchfüttern der Faulen und Untüchtigen”  uminterpretiert wurde, weil sich der Wert eines Menschen(lebens) immer unverblümter in Euro und Dollar ausgedrückt wird, weil – während unsere Umwelt vor die Hunde geht – man offensichtlich doch wieder glaubt, dass man Geld doch essen kann, … die Liste ließe sich fast beliebig fortsetzen und sie wird stündlich länger!

Wo ist denn nun deine Gerechtigkeit, Gott? Möchten wir schreiben, genau, wie es Habakuk hier tut?

Wo ist denn nun euer Gott? Lachen alle, die unseren Gott für einen imaginären Freund von Verrückten halten. Und ja, in diesem Fall sind wir die Verrückten, was das dritte Problem ist.

Und wer vielleicht noch ein viertes baucht: Wie sollen wir in dieser Situation ernst- und glaubhaft aller Welt das Evangelium verkünden?

 

Ja, antwortet Gott dem Habakuk: Die Welt ist scheiße, aber mein Volk ist ja nicht besser! Was wunderst du dich? Ihr seid nicht besser und darum habe ich entschieden, dass jetzt erst mal diejenigen gewinnen, die das Spiel der Welt besser beherrschen als ihr. Die Chaldäer werden über euch herfallen und ich werde sie gewähren lassen. Wer sich der Welt unterwirft, der wird durch die Welt gerichtet.

Aber am Ende wird meine Gerechtigkeit über die Welt siegen und das ist der Trost an alle, die mir durch all die Drangsal treu bleiben:

„Siehe, der Vermessene — unaufrichtig ist seine Seele in ihm; der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben.” (Hab 2,4)

Und das ist neu!

Gott erklärt Habakuk: Schau, das mit der Gerechtigkeit und der Einhaltung des ganzen Gesetzes, das habt ihr definitiv nicht hinbekommen und das werdet ihr auch nicht schaffen. Aber euer Glaube an mich wird euch gerecht machen; allein durch euren Glauben werdet ihr leben.

Habakuk kann das noch nicht wissen, erst recht nicht verstehen, aber das ist das Evangelium, das ca. 600 Jahre später ein gewisser Jesus aus Nazareth seinem Volk verkünden wird und das zu verkünden seit seinem Tod und seiner Auferstehung Auftrag aller seiner Freunde von damals bis in die Gegenwart ist und bis zum Ende sein wird.

Bleibt immer noch das Problem, dass uns keiner glauben wird, der nicht ohnehin schon glaubt (und sei es nur ein bisschen). Doch das ist nicht unser Problem, denn Jesus hat uns nicht den Auftrag gegeben: Sorgt dafür, dass alle das Evangelium glauben. Unser Auftrag lautet nur: Sie sollen es mindestens einmal gehört haben.

Unser Problem ist: Wie erhalten wir uns in dieser Welt unseren Glauben? Wie finden wir die Kraft in dieser Welt ein Leben zu führen, das unseren Glauben jeden Tag stärkt und erneuert und nicht immer weiter schwächt?

Habakuk findet einen Weg: Er lobt seinen Gott! Trotzdem? Nein, gerade deswegen!

Wenn Gott der Schöpfer ist, wenn er nicht nur eine unpersönliche, allumfassende und gleichgültige universelle Kraft ist, sondern eine Person mit einem Willen und einem Geist und einer Einfluss nehmenden Kraft, die mir alle drei zugewandt sind und mich halten, wenn ich all das glaube, dann lobe ich diesen Gott, nicht trotz der unübersichtlichen, harten Zeiten, sondern gerade weil er in dieser Zeit in mir ist, um mich ist und mich hält, so dass ich in diesem Tumult nicht verloren gehe.

Und dann schöpfe ich aus dieser unzertrennbaren Verbindung auch die Kraft, mich auch immer wieder in den Dingen, die ich denke, sage und tue ganz bewusst zu meinem Gott hinzuwenden, weil dieses bewusste Hinwenden meinen Glauben stärkt und am Leben hält und damit mich. Das ist die Zusage meines Gottes an mich!

Habakuk >>

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