Hosea 6 (23. Juli)

„Was soll ich mit dir tun, Ephraim? Was soll ich mit dir tun, Juda?“ (Hos 6, 4)

Aus dem sechsten Kapitel spricht die ganze Verzweiflung Gottes über sein Volk. Er weiß, dass sie sich entschieden haben, er weiß, dass die Katastrophe damit unabwendbar sein wird. Und er wird es zulassen, weil sie es so gewollt haben. Israel ist tot, nicht weil Gott, der Richter, es in seiner Allmacht so entschieden hat, sondern weil Israel sich gegen das von Gott versprochene/verheißene Leben entschieden hat.

Doch dieses kurze Kapitel ist auch voller Hoffnung!

Gott wird das Schicksal seines Volkes durch seine Propheten zur Lehre für alle Menschen machen:

„Darum habe ich sie behauen durch die Propheten, sie getötet durch die Worte meines Mundes, dass deine Gerichte seien wie ein Licht, das aufgeht. Denn an Liebe habe ich Wohlgefallen und nicht am Opfer, an der Gotteserkenntnis mehr als an Brandopfern.“ (Hos 6, 5+6)

Hier steht nicht mehr und nicht weniger, als dass Gottes geliebtes Volk ein Symbol für alle Völker der Erde sein wird. So wie die Geschichte Hoseas in jenen Tagen ein Bild für den Zustand und die Wege Israels ist, ist die Geschichte Israels Bild für Zustand und Wege der Kinder Gottes. An Israels Schicksal spiegelt sich das Schicksal der Schöpfung wider, ihre Verbohrtheit, ihre Weigerung der Erkenntnis „Liebe ist Gottes Wille nicht Opfer“, wird für alle Menschen und Völker, die es ihnen gleichtun, zum Verhängnis werden.

Gott wendet sich hier nicht nur symbolisch von seinem Volk ab, er offenbart auch den endgültigen und unzweifelhaften Unterschied zwischen Gott und Götzen: Gott verlangt nur Liebe. Alles was Opfer von den Menschen fordert ist ein Götze. Nun ist dem frommen Bibelleser aber durchaus das durch Moses überbrachte Gesetz im Gedächtnis, das allerlei Arten von Opfer vorsieht.

Das heißt dann aber in diesem Kontext, dass genau dieser Opferkult nur eine bildhafte (Ersatz-)Handlung darstellt, eine Lehre und ein für den Menschen verständliches Bild liefert, für etwas Größeres, das noch kommen und mit all diesen Bildern Schluss machen wird:

„Nach zwei Tagen wird er uns lebendig machen, am dritten Tag wird er uns aufrichten, dass wir vor ihm leben. So lasst uns [ihn] erkennen, ja, eifrig trachten nach der Erkenntnis des HERRN!“ (Hos 6, 2+3)

In Jesus wurden wir am dritten Tag zum neuen, ewigen Leben aufgerichtet. Seit diesem Tag redet Gott nicht mehr mit uns in geheimnisvollen Bildern wie zu unmündigen Kindern, darum braucht es auch keine Hohepriester mehr als Mittler - nur den Einen. Der Vorhang ist zerrissen und die Offenbarung von Gottes Plan, die Ernte, hat begonnen. Wir müssen nur offenen Herzens zuhören.

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