Der Prophet Nahum lässt sich zeitlich nicht genau einordnen. Er selbst bezeichnet sich als Elkushit, wird aber nirgendwo sonst in der Heiligen Schrift erwähnt. Da er aber das Gericht Gottes über die Stadt Ninive ankündigt, muss er nach dem Propheten Jona gelebt haben. Schon einmal hatte Gott einen Propheten in die heidnische Stadt Ninive geschickt und ihnen mit der Zerstörung wegen ihres gottlosen Verhaltens gedroht. Als sie dann schuldbewusst umkehrten, blies Gott sein Gericht über die Stadt aber ab, sehr zum Frust des Boten Jona.
Dieses Mal wird es aber passieren! Ninive, die letzte Hauptstadt des assyrischen Reichs, soll – so das Urteil Gottes – in den Fluten versinken. Gott bezeichnet die Stadt (und damit wohl das Assyrische Reich) als Drangsal, also Bedrohung Israels und der übrigen Völker in dieser Region. Gleichzeitig mit der völligen Auslöschung dieser Großmacht, verkündet er die Befreiung Israels von eben dieser.
Gerichte und die Ankündigung derselben tauchen in der Bibel immer wieder auf, meist geht es um das Gericht über Israel, hier nun über ein heidnisches Volk, das Gott einst selbst zum Richter über Israel berufen hatte. Ninive steht damit in diesem Buch für die ganze (heidnische) Welt. Die Welt hat einen Vertrag mit Gott, dem Schöpfer, aus dem sie nicht austreten, den sie nicht kündigen kann. Alles in dieser Welt strebt zu dem einen Ziel hin, der Vollendung der Schöpfung durch Gott. Der Weg dorthin führt über eine Auslese, mal Gericht genannt, mal Ernte, mal läuterndes Feuer – das Ergebnis ist aber immer dasselbe: Für die Feinde Gottes endet der Weg an dieser Stelle. Und weil die ganze Schöpfung diesem Ziel entgegenströmt, kann auch keiner dem Urteil Gottes entrinnen.
Mit jeder neuen Ankündigung des Gerichts, wird mir bewusster, dass es im Grunde überflüssig ist, auf Details einzugehen, denn es gibt letzten Endes zwei Lager:
Die Kinder Gottes, sie werden das Gericht sehen aber nicht erleben (nicht gerichtet werden). Darum sind Details für sie ohne Bedeutung.
Die Feinde Gottes, sie werden nicht an das Gericht glauben, bis sie davor stehen. Auch die genauesten Details (so es sie denn gäbe) würden sie nicht überzeugen. Und Angst ist ohnehin nicht das Mittel, auf das ein Gott setzt, dessen mächtigsten Waffen Gnade und Befreiung heißen. Angst ist nach Wesen und Urteil Gottes kein geeignetes, erst recht kein nachhaltiges Instrument der Bekehrung.