Im dritten Brief schreibt Johannes an einen gewissen Gajus, wahrscheinlich ein ehemaliger Schüler von ihm.
Offensichtlich erhielt Johannes Besuch von (neuen) Brüdern, die von Gajus unterwiesen worden waren im Glauben an den Herrn Jesus Christus, die aber nun noch Johannes besuchten, um vor seiner Gemeinde Zeugnis abzulegen über ihn (Gajus) und über ihren Glauben.
Aus der Formulierung des Johannes könnte man herauslesen, dass Gajus verunsichert über die Botschaft war, die er weitergab. Vielleicht hat er die Besucher sogar zwecks Rückversicherung zu seinem Lehrer geschickt.
Johannes bestätigt ihm in der Antwort ein vorbildliches Verhalten und einen starken Glauben und rügt gleichzeitig Diotrephes, den selbsternannten Vorsteher der Gemeinde des Gajus. Diesem wirft er ein unchristliches Verhalten vor, insbesondere, dass er sich selbst zum Anführer ernannt hat, aber auch, dass er nun offensichtlich auch Herr über das Wort und die Wahrheit sein möchte.
Johannes verurteilt den bereits hier beginnenden Klerikalismus, also Menschen die entgegen den ausdrücklichen Weisungen unseres Herrn, auf eine Trennung zwischen Lehrern (Klerikern) und Laien bestehen. Nach deren Verständnis sind nur Kleriker dazu berufen, die Worte unseres Herrn zu verkünden und auszulegen, die Gemeinde hat dem Hirten zu folgen – ein Amtsverständnis, das sich bis heute verbreitet gehalten hat, insbesondere in der katholischen Kirche. Schon Johannes stellt fest, dass diese Haltung die Gläubigen aus der Gemeinde treibt und deshalb schädlich und nicht dem Willen unseres Herrn entspricht.
Erstaunlich auch, dass die Briefe des Johannes, also auch dieser Brief ausgerechnet der Gruppe „Katholische Briefe“ zugeordnet wurden. Dies geschah freilich, als „katholisch“ noch anders verstanden wurde als heute, nämlich in seiner ursprünglichen Bedeutung allumfassend, universell. Es beweist aber einmal mehr, dass Gott durchaus Weitblick und Humor an den Tag legt, wenn er SEINE Schäfchen in ihren Gedanken anleitet.