Offenbarung 2+3 (5. – 8. Dezember)

An jede der sieben Gemeinden ist eine persönliche Botschaft gerichtet. Jede Botschaft beginnt mit „Ich kenne deine Werke“ ergänzt um die besondere Situation der jeweiligen Gemeinde. Ebenso nimmt Jesus für jede Gemeinde eine andere Position ein.

Ephesus: Der ersten Gemeinde stellt sich Jesus als der Herr über die sieben Gemeinden vor, er, der auf ewig mitten unter seinen Leuten ist. Sie kennen ihren Herrn gut und haben die Gabe die Geister zu unterscheiden. Falsche Lehren sondern sie konsequent aus ihrer Gemeinde aus. Sie könnten die Nummer 1 sein, aber sie haben „ihre erste Liebe verlassen“, d.h., an irgend einem Punkt geschah es, dass die eigenen Werke bzw. der Stolz darauf den Platz im Zentrum eingenommen hat, der aber Jesus vorbehalten ist. Jesus hält aber sehr viel von ihnen und vertraut darauf, dass sie ihren Irrtum selbst erkennen können.

Smyrna: Jesus ist der Erste und der Letzte, der tot war und lebendig ist. Die Christen von Smyrna sind ein armes, kleines Häufchen, die wohl aufgrund ihrer scheinbaren Bedeutungslosigkeit selbst von den Juden verlacht werden. Auf die Christen von Smyrna werden schwere Prüfungen zukommen, denn sie ist die stärkste der Gemeinden und wird deswegen auch am stärksten geprüft werden. Doch Jesus wacht über sie bis zum Schluss.

Pergamus: Jesus ist der mit dem zweischneidigen Schwert, also der Verkünder des Wortes der Wahrheit. Auch der Glaube der Christen von Pergamus ist stark und hat bereits manch schwere Prüfung bestanden. Doch haben sie nicht ihren alten Göttern abgeschworen, offensichtlich trauen sie dem Ganzen doch nicht so hundertprozentig und suchen eine weitere Absicherung. Doch nur wer das Vergangene, das Weltliche zurück lässt wird bestehen, denn das Wort der Wahrheit verkündet das Ende der gefallenen Welt und den Anfang des Neuen. Nur wer das Neue (und nur das Neue!) mit all seiner Kraft festhält, wird Bürger dieses Neuen sein.

Thyatira: Jesus spricht zur Gemeinde als der Sohn Gottes, der Richter über die Welt. Die Christen von Thyatira sind beharrlich und bemühen sich erfolgreich ihrem Messias immer besser nachzufolgen. Doch trotz all ihrem Bemühen hören sie auf falsche Lehren und lassen zu, dass diese in ihrer Gemeinde verbreitet werden. Er selbst wird die falschen Lehren ausrotten, von den Mitgliedern der Gemeinde fordert er nur, weiterhin an seinem Wort festzuhalten, dann wird auch er an ihnen festhalten.

Sardes: Zu Sardes spricht der Schöpfer, der die ganze Schöpfung in seinen Händen hält und erhält. Sardes ist ein Beispiel für Christen, die das Wort Gottes und den Auftrag mit ihrem Verstand begriffen haben, die auch irgendwann einmal auf dem von Gott vorbereiteten Weg losmarschiert sind, aber dann stehen blieben. Vermutlich war der Ruf der Welt dann irgendwann doch zu laut und zu verlockend. Buße tun würde für die Christen in Sardes heißen, wieder auf den von ihnen verlassenen Pfad Gottes zurück zu kehren, sonst werden sie vom Gericht überrascht werden. Doch selbst unter all dem Irrtum findet Jesus ein paar Getreue, denen er Mut zuspricht.

Philadelphia: Von Philadelphia ist der Herr begeistert; keine Bedrohung ist im Titel „Wahrhaftiger“ unter dem er sich ihnen vorstellt zu finden. Die Christen in Philadelphia haben allen Versuchungen und Prüfungen, auch den schwersten standgehalten, darum nennt Jesus sie das Vorbild, nach dem sich alle richten sollen und vor dem sich alle verbeugen werden. Auf Treuen wie ihnen stützt sich das Reich Gottes. Jesus hat die Christen von Philadelphia fest gebucht!

Laodizea: Die Christen dieser Provinz sind das genaue Gegenteil von Philadelphia und das Gegenteil von GUT ist in der Definition Gottes nicht BÖSE, sondern GLEICHGÜLTIG. Genau das wirft Jesus diesen Menschen vor: Gleichgültigkeit. Auf sie trifft zu, was Jesus einst über das Salz der Erde gesagt hat, das seinen Geschmack verlor. Man wirft es weg und so wird Jesus auch diese Namens-Christen wegwerfen, wenn er kommt. Er rät ihnen, sich ihr Heil mit ihrem Geld zu kaufen, denn offensichtlich ist das die Art wie sie handeln. Das klingt ironisch, vielleicht sogar sarkastisch, aber ich denke, der Rat ist durchaus ernst gemeint. Natürlich kannst du dir für irdisches Geld nichts im Himmel kaufen, aber das Gleichnis vom untreuen Verwalter (Lk 16, 1-8) zeigt, dass selbst der Mammon im Sinne Gottes eingesetzt werden kann. Selbst bei diesen ist Gott also nicht bereit, sie kampflos aufzugeben. Er zeigt ihnen, auf welchem Weg, der ihrem Denken noch am ehesten entspricht, man doch zusammenkommen könnte. Den hoffnungslosen Fällen kommt Gott am weitesten entgegen, denn er will keine Seele verlieren.

Was will uns Gott mit den Botschaften an diese sieben Gemeinden mitteilen? Der Lightkeeper folgt der offiziellen Interpretation, wonach jede Gemeinde für eine kirchengeschichtliche Epoche steht, dabei stehen die Christen der Epheser für die ältesten Gemeinden nach dem Tod der Apostel und die Laodizäer sind wir. Das hat sicher was. In der Tat sind die christlichen Gemeinschaften unserer Zeit – besonders die in der so genannten „ersten Welt“ – oft lau, aus Sicht der christlichen Botschaft farb- und geschmacklos. Was nicht in Geld „aufzuwiegen“ ist, hat in unserer Zeit auch keinen Wert und muss sich ständig rechtfertigen. Dabei sind es doch gerade die Dinge, die man kaufen kann, die „Dinge der Welt“ sind, Dinge, die aus dieser gefallenen Welt kommen und mit ihr untergehen werden. Spätestens seit der Immobilienblase 2008 sollte uns klar sein, dass kein Ding auf der Welt einen „natürlichen Wert“ besitzt, sondern immer nur den, den wir bereit sind, dafür zu bezahlen. Wir täten daher gut daran, wenn wir schon unser Denken nicht ändern können, wenigstens die „himmlischen Dinge“ wie Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft und Güte mit fairen Preisen zu versehen (und diese auch selber zu bezahlen!) und unsere Gesellschaften in diese Richtung zu entwickeln. Alles was dieser gewünschten und beschlossenen Entwicklung im Wege stünde müsste sich dann rechtfertigen. Wir können heute absehen, dass unsere derzeitige Preisgestaltung auch ganz ohne Gottes Weltengericht direkt in den Untergang laufen wird. Entweder wir heizen uns unsere Atmosphäre weg und ersticken unter dem Müll unserer Wohlstandsgesellschaft oder das Pulverfass mit der Aufschrift „soziale Ungerechtigkeit“ wird uns in absehbarer Zeit unsere gesamte Zivilisation wegsprengen – unser derzeitiger Weg ist eindeutig! Im Grunde müssen wir nur die Wahrheit in unserem Handeln erkennen, d.h., aufhören, unsere Augen vor den offensichtlichen Fakten zu verschließen. Gott hat es so eingerichtet, dass wir unsere Fehler auch ohne ihn – und in unserem Alltag leben wir ohne ihn! – erkennen können. Er kommt uns also unaufgefordert auf Armlänge entgegen, streckt seine Hand aus und ruft: „Greift zu, ich bin da!“ Billiger kann er’s nicht machen. Er legt uns seine Erkenntnis hin, aufheben müssen wir sie selbst. Als Lehrer weiß ich, dass das Lernen ein aktiver Akt ist, der Lernende muss das angebotene Wissen selbst ergreifen. Der beste Lehrer kann diesen Schritt nicht für seinen Schüler übernehmen; Gott kann das nicht für uns tun ohne uns ganz neu zu erfinden. Neu erfinden hieße aber, dass er die alte Erfindung wegwirft – „ausspeit“ – und ohne uns weitermacht.

Das ist also die eine Art, wie man die sieben Gemeinden verstehen kann. Man kann die sieben Gemeinden aber auch auf jeden einzelnen von uns beziehen. Dann stehen sie für die Lebensphasen, die wir im Laufe eines Menschenlebens durchlaufen. Dabei müssen nicht alle gleichermaßen ausgeprägt sein, einige könnten sogar bei einzelnen fast gar nicht in Erscheinung treten, aber jeder von uns wird mehr als eine davon erleben. Wahrscheinlich wirst auch du dich mehr oder weniger als Christ aus Laodizea wiedererkennen, so ging es mir vor zwei Jahren auch. Gott hatte mir aber glücklicherweise kein Geld an die Hand gegeben mit dem ich mir hätte „weiße Gewänder kaufen“ können. Also blieb mir nichts anderes übrig, als in eine andere Gemeinde umzuziehen, nicht hier in der Welt – ich spüre, dass ich genau an dem Ort stehe, an dem Gott mich haben möchte – aber umziehen in meiner Denkweise, umziehen in der Art, wie ich mit meinem Glauben umgehe. Er hat es mir also leicht gemacht, weil ich das brauchte. Ich weiß nicht, ob ich schon in Philadelphia angekommen bin, aber es fühlt sich oft so an – ich fühle mich geliebt. Ich bete, dass du diesen Ort auch findest.

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