2. Korinther 6 (17. + 18. September)

„Als Mitarbeiter Gottes ermahnen wir euch, dass ihr seine Gnade nicht vergebens empfangt. Denn es heißt: Zur Zeit der Gnade habe ich dich erhört, am Tag der Rettung habe ich dir geholfen. Siehe, jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; siehe, jetzt ist er da, der Tag der Rettung.“ (2. Kor 6,1-2)

Durch das Hören der Verkündigung des Evangeliums empfangen Menschen die Gnade Gottes. Kann denn der Empfang vergeblich sein, wie Paulus hier mahnt? Paulus macht hier die Korinther darauf aufmerksam, dass es sich beim Rettungsangebot unseres Gottes, von Christus erkauft am Kreuz von Golgotha, um einen zweiseitigen Vertrag handelt. Gott macht uns das Angebot, am Kreuz hat er den Vertrag (das Testament) unterschrieben. Dieses Angebot steht für alle Menschen und wird sich nicht mehr ändern. Ein Vertrag wird daraus, indem jeder einzelne dieses Angebot für sich annimmt und das geschieht, indem er an Christus und seine Erlösungstat glaubt.

Dieser Glaube ist aber kein Lippenbekenntnis. Dieser Glaube verändert den Menschen, dieser Glaube bringt den Menschen dazu, ein anderes, ein von Gott gewolltes Leben zu führen, es bringt ihn dazu den Auftrag Christi – das Evangelium verkünden und die sich ergebenden Konsequenzen durch praktische Tat (Nächstenliebe, Standhaftigkeit, Beharrlichkeit) vorzuleben – zu erfüllen. Alles was wir im und durch diesen Glauben tun, alle diese Werke sind sichtbare Zeichen, die Früchte, eines lebendigen Glaubens.

Auch Jakobus erklärt, dass Glaube ohne Werke tot sei, d.h., wer wirklich glaubt, bei wem dieser Glaube wirklich lebendig ist, der wird nicht untätig bleiben können. Diese Erklärung des Jakobus wird zu allen Zeiten von sogenannten Evangelisten in eine Forderung uminterpretiert. Das ist falsch, diese Prediger sind Irrlehrer! Die Werke sind die Früchte der empfangenen Gnade, nicht Bedingung für den Empfang. Die Werke sind die Zeichen, dass der Empfang der Gnade nicht vergeblich war: Ein neues Leben von Gott hat begonnen und es bringt Früchte. Jedes von Gott gegebene Leben, d.h. die wirklich empfangene Gnade, bringt Früchte hervor.

„So ist es auch mit dem Wort, das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, ohne zu bewirken, was ich will, und das zu erreichen, wozu ich es ausgesandt habe.“ (Jes 55, 11)

Im Anschluss erzählt Paulus dann beispielhaft am eigenen Schicksal, am Schicksal der übrigen Apostel und allen ihren Mitarbeitern, wie sich dieser Empfang der Gnade auf das Leben auswirkt, wie es Nächstenliebe, Standhaftigkeit und Beharrlichkeit aber auch die Freude und Lebendigkeit am empfangenen Leben stärkt und mehrt.

Fordert Paulus in den Versen 14ff die Korinther tatsächlich auf, sich von Ungläubigen abzusondern? So scheint es, doch er zitiert hier nur eine Aufforderung Gottes aus dem Alten Bund. Absonderung bedeutet für Christen etwas anderes, als überhaupt keinen Umgang mehr mit Ungläubigen zu haben. Absonderung heißt, eine klare Trennung zu machen zwischen dem, was Christus von mir erwartet und dem was die Welt von mir fordert. Ich muss in diesem Punkt klar sein in meiner inneren Haltung, d.h., ich darf in meiner Lebensführung nicht vom empfangenen Auftrag abweichen, durch die empfangene Gnade wird mir auch die Kraft dazu geben!

Viel wichtiger ist daher die Aufforderung, sich nicht unter ein fremdes Joch zu geben, denn „das Joch“ bestimmt über die Richtung und den Weg, den ich gehe. Wenn ich unter dem Joch des Herrn bleibe, hält der mich auf dem mir vorbestimmten Weg, wenn ich mich unter das Joch der ungläubigen Welt begebe, wird dieses mich von meinem vorbestimmten Weg, dem Weg den Gott für mich gemacht hat, dem Weg für den Gott mich gemacht hat – letzten Endes also von mir selbst – wegführen. Ich will auf dem Weg bleiben, der mich definiert, der mich zu meinem Ziel führt. Die ganzen in den Versen 5 bis 10 genannten Zumutungen (die sich von den Zumutungen der ungläubigen Welt oft nicht unterscheiden) kann ich unter der Führung und Begleitung meines Gottes besser ertragen, als allein – denn ich weiß, dass er den Weg mit mir geht und mich da herausführen wird.

Ja, auch unter dem Joch des Herrn kann mein irdischer Körper unter den Zumutungen zerbrechen (und wird es irgendwann einmal auch tun), doch mein unsterblicher Körper bleibt bestehen und wird unter Seiner Gnade sogar stärker. Das Joch der Welt würde auch meinen unsterblichen Körper zerbrechen.  Darum achte ich in jeder Situation sorgfältig darauf, wer oder was mich gerade führt und wenn ich feststelle, dass es mich (von mir selbst) wegführt, löse ich mich davon, sondere ich mich davon ab.

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