Zwischenzeit – 2. Könige 21 (29. Oktober)

Es folgen die Könige Manasse und Amon.

Manasse führt alle die Götzen, ihre Altäre und Priester wieder ein, die sein Vater abgeschafft hatte. Für seine Vielgötterei reicht ganz offensichtlich der Platz kaum aus, denn auch der Tempel Gottes wird in eine Götter-WG umgewandelt. Sogar Blut- und Kinderopfer scheinen ihm zur Bestechung seiner vielfältigen Götterwelt angemessen. Den Propheten, die ihm daraufhin das Urteil Gottes verkünden – auch Juda und Jerusalem soll nun von den Heidenvölkern zerschlagen werden; selbst seinen eigenen Tempel wird Gott durch diese niederreißen lassen – hört er nicht zu (zumindest spielt dies im Zweiten Buch der Könige keine Rolle). Sein Sohn Amon, der ihm nach 55 Jahren Regentschaft auf den Thron folgt, ist ein „würdiger Nachfolger” seines Vaters: Er macht alles genauso, wie er es von seinem Vater gelernt hat. Alles schon mal im Nordreich da gewesen. Wen wundert's, dass da auch eine weitere Tradition aus dem Nordreich übernommen wird – seine Diener proben den Aufstand und bringen ihn nach nur zwei Jahren Amtszeit um.

Es ist traurig, aber es war absehbar. Manasses Vater Hiskia stand seinem Gott so sehr nahe, dass er ihn fast berühren konnte, aber er erkannte nicht, das Gott einen generationsübergreifenden Plan hat. Das heißt für uns, wir müssen sowohl die Welt um uns, als auch unsere Nachfolger, die unser Werk einst fortsetzen werden, vorbereiten. Wie es in der nächsten Generation weitergeht, hielt Hiskia nicht für wichtig.

Wir lesen (wieder) nicht, dass Manasse dem Gott Israels abgeschworen hätte, aber Gott, das war für ihn offensichtlich nur eine unbekannte Macht, der sein Vater nachgelaufen war. Warum? Irgendwelche Geschichten der Alten, wen interessiert das heute noch? Und wenn das Herz dann erst mal nicht mehr bei der Sache ist, dann zählt nur noch der (fromme) Schein. Und fromm ging es zu bei Manasse, sogar sehr fromm! Jeder, wirklich jeder in der Region denkbaren göttlichen Macht und allen Mächtigen des Himmels wurde gehuldigt und geopfert. Übertriebene Toleranz? Vielleicht. Vielleicht gefielen ihm aber auch einfach die anderen Rituale besser als die gewohnten. Und so jagte er von einem religiösen Event zum nächsten. Und das Volk folgte seinem König. Religion als Show-Act! Und für jeden Tag des Jahres und jedes Problem und jedes Wehwehchen einen eigenen Heiligen, zu dem man betet. Uups – andere Baustelle!

Aber wir sehen, was Manasse hier treibt, ist nicht Geschichte – für immer vergangen und vergessen, sondern leider nur vergessen. Religion als Show-Act, Frömmigkeit als Konsumgut, Rituale nicht als Übungshilfe, sondern Anstelle einer echten Beziehung mit Gott, die zugegebenermaßen beständige Beziehungsarbeit erfordert und dadurch weniger sichtbaren Glanz ausstrahlt. Das Licht der Welt wird ersetzt durch eine professionelle Light-Show, rhetorisch geschulte „Priester” erzählen derweil ihre Version vom Evangelium – wer braucht da noch das Wort? Wer nimmt sich in dieser schnelllebigen Welt noch die Zeit, Gott an einem ein Leben lang arbeiten zu lassen, wenn man in 40 Minuten Show mit Showband, Handauflegung, Heilungen und garantierter Massenerweckung selig werden kann?

Mehr Bildung und die Übersetzungen der Heiligen Schrift ließen – Martin Luther sei Dank – die Rolle der Heiligen in der Katholischen Kirche in den letzten hundert Jahren immer kleiner werden. Gut so! Es gibt nur einen Gott und zu ihm allein sollt ihr beten! Doch die Heiligen sind ja nicht weg. Sollten die Katholiken tatsächlich einmal begreifen, dass die Kirche als Ganzes vor Gott heilig ist und nicht eine einzelne Person (und man deshalb auch nicht den Begriff für eigene Zwecke missbrauchen sollte) – und natürlich auch, dass etwas, das heilig ist, nicht angebetet wird, sondern heilig ist, weil es (in seiner Gesamtheit) mit ganzem Herzen und ganzer Kraft Gott anbetet, dann werden sich sicherlich außerhalb der Katholischen Kirche irgendwann irgendwelche Reformkirchen gründen, die unsere Heiligen recyclen und ihnen ihre alten Jobs wiedergeben. Und diese Reformkirchen beten dann zu den Heiligen, zu Engeln und Erzengeln und zu allen Mächten des Himmels (und der Erde). Eine solche Kirche hätte eine gewaltige Strahlkraft und viel Zulauf zu erwarten, auch von den dann heimatlos gewordenen (Ex-)Katholiken, wenn der gläubige Überrest dann tatsächlich nur noch mit diesem einen Gott redet, der so glanzlos am Kreuz endete.

Ja gewiss, das Evangelium endet nicht mit dem Kreuz, es beginnt damit. Aber das sieht man den Altären in den Kirchen ja nicht an und alte Geschichten … aber das hatten wir schon!

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