Hesekiel 22 (2. Juli)

Gott begründet sein Urteil gegen Jerusalem:

Die Sünde hat sich in all ihren Formen ausgebreitet über Fürsten, Propheten, Priester bis hinunter ins einfache Volk. Wo allein Gottes Wort regieren sollte, bestimmen Lüge, Korruption, bezahlte Gefälligkeitsprophetien, Machtmissbrauch in Staat und Kirche, Ehebruch, Gier, Raub, Diebstahl und Mord das Geschehen.

Die Israeliten, egal welcher Gesellschaftsschicht sie angehören, gefallen sich in ihrer Rolle als Volk Gottes und kümmern sich dabei nicht mehr um den Bund, den sie einst mit ihm geschlossen hatten. So sind sie als leuchtendes Beispiel für die Welt nicht mehr zu gebrauchen. Daher wird Gott sie der Welt fortan als schlechtes Beispiel präsentieren, indem er sie in alle Welt zerstreut und sie – zumindest in den Augen dieser Welt – der Bedeutungslosigkeit, ja der Lächerlichkeit preisgibt.

„Ich suchte einen Mann unter ihnen, der die Mauer zumauert oder der für das Land in die Bresche springt und mir entgegentritt, damit ich es nicht vernichten muss. Doch ich fand keinen.“ (Hes 22, 30)

Eine im wahrsten Sinne des Wortes vernichtende Feststellung!

Und doch hat Gott bereits in der Prophetie in Kapitel 21 angekündigt, dass er sein Volk wieder zusammenführen wird, wenn die Zeit gekommen ist. So vernichtend und endgültig Kapitel 22 klingt, so eindeutig wird hier lediglich der Abbruch nicht mehr tragfähiger Strukturen proklamiert. Das alte Israel, das Königreich des Alten Bundes ist an sein Ende gekommen. Doch es bleibt das Gefäß, der Mutterboden für den Neuen Bund und es bleibt das irdische Versprechen – das Bild – auf das ewige Israel, das Reich Gottes.

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