Lukas nimmt den Faden aus dem ersten Teil des Berichtes – dem Evangelium – wieder auf. Hatte dieser davon berichtet, wie Jesus sein Erlösungswerk in Person auf dieser Welt begann, so handelt dieser zweite Teil nun davon, wie er das Werk in seinen Jüngern fortsetzt.
Aber zunächst weilt ja der Auferstandene noch selbst bei seinen Jüngern. 40 Tage lang erklärt er ihnen in einem Intensiv-Kurs, wie die gesamte Heilige Schrift – also das, was wir als Altes Testament kennen – in praktisch allen Erzählungen auf ihn hinweist, sowohl auf diese nun zu Ende gehende Erscheinung als auch seine Wiederkehr bei Vollendung des Reiches. Doch sind die Jünger von den ganzen Geschehnissen der letzten Tage und ihrem von ihren Vorfahren überlieferten Glauben gefangen; sie erwarten nach wie vor die Wiederherstellung des Königreiches Israel, denn so wurde es ihnen überliefert. Jesus erklärt ihnen nun in deutlichen Worten, dass es Gott in seiner Botschaft niemals um ein irdisches Reich ging. Gott denkt in größeren Bögen, viel zu groß, als dass seine Kinder das begreifen könnten. Aber er wird ihnen nun bald den versprochenen Beistand, den Heiligen Geist, schicken, der sie vollkommen ausrüsten wird zur Verbreitung der Frohen Botschaft.
Dann wird Jesus von einer Wolke verhüllt und zu seinem Vater zurückgeholt. Während die Jünger noch ganz verdattert in den Himmel starren, erscheinen ihnen zwei Engel. Diese erklären ihnen, dass Jesus auf demselben Weg, auf dem er eben gegangen ist, auch wieder zurückkommen wird.
Die Jünger kehren daraufhin nach Jerusalem zurück und bleiben zusammen. Sie beten und warten. Wir erfahren, dass in dieser Gruppe von etwa 120 Personen sich neben den Frauen, also den Ehefrauen der Jünger und den Frauen, die Jesu auf seiner Predigerreise begleitet hatten auch die Familie Jesu befand, also Maria und die Brüder Jesu.
Im letzten Abschnitt des ersten Kapitels ergreift Petrus das Wort. Er stellt fest, dass sie durch den Verrat des Judas nicht mehr die „Zwölf“ seien, der Verlorene aber ersetzt werden müsse, so sei es von David prophezeit worden (Ps 109,8). Sie treffen eine Vorauswahl aus den Männern, die die ganze Zeit mit Jesus zusammen waren und die daher auch Zeugen seiner Auferstehung wurden und lassen dann, gemäß der alten jüdischen Tradition, das Los entscheiden. Matthias wird der neue zwölfte Apostel.
Schon im ersten Kapitel steckt Lukas den weiteren Weg für uns fest:
Es gibt einen Teil des Evangeliums, eigentlich des ganzen Wortes Gottes, das erst mit und nach der Auferstehung Jesu verstanden werden kann – sonst hätte es der Herr seinen Jüngern auch davor erzählen können.
Jesus wird in seiner Gestalt als Auferstandener in den Himmel emporgehoben und Engel verkünden, dass er „in derselben Weise“ wieder zurückkommen wird. Jesus wird als auferstandener Christus zurückkommen und er wird aus dem Himmel zurückkommen. Es ist absolut klar, dass die Jünger von dem Ereignis überwältigt waren. Die Himmelfahrt ihres Herren packt Lukas in genau einen Satz, plus einen weiteren, der die Reaktion der Jünger und die Botschaft der Engel enthält. Lukas, selbst kein Jünger, wird sicherlich viel mit den Jüngern über dieses Ereignis gesprochen haben, das doch – neben der Auferstehung – so zentral im christlichen Glauben verankert ist und doch findet sich hier keinerlei Zierrat. Wir bekommen einzig die Informationen: Jesus fuhr in menschlicher Gestalt in den Himmel auf und wird auch so wieder zurückkommen. Weiteres Detail bildet lediglich die Wolke, die bereits dem Volk Gottes in der Wüste voran zog und die bei der Einweihung des ersten Tempels in Jerusalem das Gebäude einhüllte – Jesus ist jetzt wieder eins mit Gott, seinem Vater. Mehr muss Christ aber auch nicht wissen, die Himmelfahrt ist – anders als alle heidnischen Zeremonien – keine Zaubershow.
Selbst das Ende des Verräters Judas wurde von Gott bereits in den Prophezeiungen beschrieben, ebenso, dass die Gruppe der Zwölf danach wieder vervollständigt werden solle. Allen Menschen, die heute sagen „Okay, da mag ja ein göttlicher Wille bei der Entstehung des Universums im Spiel gewesen sein – aber selbst, wenn es so war, so sieht dieser Gott doch heute nur stumm und tatenlos dem Treiben zu“ wird hier ganz deutlich gezeigt, dass sie sich irren. Gott hat den ganzen Weg vom ersten Aufleuchten der Welt über ihren Fall bis hin zur Vollendung seines Reiches durchgeplant. Da ist ein gewisser, aber auch kein beliebiger, Spielraum für die Entscheidungen jedes einzelnen und dessen eigenes Schicksal, aber der Weg des Ganzen ist millimetergenau vorgezeichnet. Der Plan ist perfekt!
„Und Gott sah alles, was er gemacht hatte; und siehe, es war sehr gut.“ (Gen 1,31)
Kein beliebiger Spielraum für dich? Es ist meine Überzeugung, dass du ein Teil in Gottes Plan bist (sonst wärst du nicht hier) und er es dir deshalb schwer macht, wenn du zu weit vom vorbereiteten Weg abweichst. Wenn ich recht habe, solltest du genaugenommen Gott jeden Tag darum bitten, dass er genau das tut. Welchen Sinn hätte dein Leben, wenn Gott keinen Plan für dich (mit dir) hätte?