2. Samuel 7 (7. + 8. Oktober)

Mit dem Sieg über die Philister schweigen auch die übrigen Feinde Israels fürs erste und so hat David Zeit über sich und das Geschenk der Gnade und des Segens, das ihm sein Gott gewährte nachzudenken. David erkennt, dass er in der Schuld Gottes steht und mag es nicht länger dulden selbst in einem prächtigen Haus zu wohnen, während sein Gott nur ein Zelt hat. Er teilt seinen Plan, Gott ein Haus zu bauen dem Propheten Nathan mit und der begrüßt diesen Plan zunächst. Doch Gott hat andere Pläne und teilt diese des Nachts seinem Propheten mit, damit er sie dem König verkünde:

„So spricht der HERR: Solltest du mir ein Haus bauen, dass ich darin wohne? Denn ich habe in keinem Haus gewohnt von dem Tag an, als ich die Kinder Israels aus Ägypten heraufführte, bis zu diesem Tag, sondern ich bin stets in einem Zelt und in einer Wohnung umhergezogen! Wo ich auch immer umherzog mit allen Kindern Israels, habe ich auch jemals ein Wort geredet zu einem der Stammeshäupter Israels, denen ich gebot, mein Volk Israel zu weiden, und gesagt: Warum baut ihr mir kein Haus aus Zedernholz? So sprich nun zu meinem Knecht David: So spricht der HERR der Heerscharen: Ich habe dich von der Weide hinter den Schafen weggenommen, damit du Fürst würdest über mein Volk, über Israel; und ich bin überall mit dir gewesen, wohin du gegangen bist, und habe alle deine Feinde vor dir her ausgerottet und dir einen großen Namen gemacht, gleich dem Namen der Gewaltigen auf Erden. Und ich werde für mein Volk Israel einen Ort bereiten und werde es einpflanzen, dass es dort bleiben und nicht mehr beunruhigt werden soll; und die Söhne der Bosheit sollen es nicht mehr bedrängen wie zuvor, seit der Zeit, als ich Richter über mein Volk Israel eingesetzt habe. Und ich habe dir vor allen deinen Feinden Ruhe verschafft; so verkündigt dir nun der HERR, dass der HERR dir ein Haus bauen wird! Wenn deine Tage erfüllt sind und du bei deinen Vätern liegst, so will ich deinen Samen nach dir erwecken, der aus deinem Leib kommen wird, und ich werde sein Königtum befestigen. Der wird meinem Namen ein Haus bauen, und ich werde den Thron seines Königreichs auf ewig befestigen.. Ich will sein Vater sein, und er soll mein Sohn sein. Wenn er eine Missetat begeht, will ich ihn mit Menschenruten züchtigen und mit Schlägen der Menschenkinder strafen. Aber meine Gnade soll nicht von ihm weichen, wie ich sie von Saul weichen ließ, den ich vor dir beseitigt habe; sondern dein Haus und dein Königreich sollen ewig Bestand haben vor deinem Angesicht; dein Thron soll auf ewig fest stehen!“ (2. Samuel 7, 5-15)

Ein langes Zitat, aber von so großer Bedeutung, dass es hier ungekürzt stehen soll, denn was verheißt Gott hier seinem Knecht David? Gott ist noch nicht fertig mit seinem Versprechen, er hat gerade erst begonnen! Gott selbst wird ein Haus bauen, er wird es bauen durch einen Nachkommen Davids, und dieses Haus wird ein ewiges Friedensreich begründen. Der Nachkomme wird nicht nur ein Nachkomme Davids sein, Gott wird ihn seinen Sohn nennen!

Auch wenn David diese Zusage später auf seinen unmittelbaren Sohn Salomo beziehen wird, so hat Gott hier angekündigt, dass der Messias, Christus selbst, aus dem Haus Davids stammen wird. Gott hat hier freilich auch angekündigt, dass das gegenwärtige Königreich Israel nur ein Provisorium, ein Bild des wahren Königreiches darstellt. „Der wird meinem Namen ein Haus bauen, und ich werde den Thron seines Königreichs auf ewig befestigen.“ (2. Samuel 7,13) Gott spricht vom „seinem Königreich“ – würde er das Königreich Davids meinen, so stünde da „deines Königreichs“, denn der Nachkomme hätte ja das Reich von David übernommen.

Das nachfolgende Gebet Davids erkennt die Tragweite der Prophezeiung, wie der Ausspruch „du hast über das Haus deines Knechtes noch von ferner Zukunft geredet, und zwar, HERR, [mein] Herr, als Weisung für den Menschen!“ (2. Samuel 7,19) deutlich macht. Hier spricht David nicht in seinem Geist, sondern im Geist Gottes, der auf ihm ruht. Und auch seinem Sohn Salomo, der schließlich doch einen prächtigen Tempel für Gott baute – und zwar mit dessen Segen! – war sich des Provisorium dieses Werks aus Stein bewusst: „Siehe, die Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen; wie sollte es denn dieses Haus tun, das ich gebaut habe!“ (2. Chronik 6,18)

Generationen später bezeugte Christus selbst, dass Himmel und Erde vergehen würden und sein Reich nicht von dieser Welt sei und seine Apostel verkündeten aus welchen Steinen die Mauern des ewigen Tempels gebaut würden: Den Heiligen der Kirche, etwas weniger theatralisch ausgedrückt: Der ewige Tempel Gottes, das ist seine Kirche, also wir alle, die wir die Versammlung (Kirche) bilden. Dabei bezogen sich alle hier Genannten nur auf die Verheißungen der Propheten des Alten Bundes von Moses bis Nathan, Jesus und die Apostel bis Maleachi.

An den Fragen der Jünger an Jesus auf seine Endzeitrede sieht man jedoch, dass die Israeliten diese Erkenntnis, die Erkenntnis, dass Israel den irdischen Keim im Plan Gottes bildet, das irdische Reich Israel aber nicht das Ziel dieses Planes darstellt – dass sie diese Erkenntnis verweigern. Auch die Jünger fragen ihren Meister, wann das irdische Königreich Israel wieder aufgerichtet werden würde und erfahren doch nur von ihm, dass es völlig zerstört werden wird. Das irdische Israel, gegründet von König David und zu seinem größten Glanz geführt unter seinem Sohn Salomo ist ein Bild für das Reich Gottes, Gottes Stadt Jerusalem mit dem prächtigen Tempel Salomos ist ein Bild für das himmlische Jerusalem.

Die Prophezeiungen über die Endzeit lassen aber auch keinen Zweifel daran, dass das irdische Jerusalem bis zum Ende der Zeiten der Zankapfel zwischen Gläubigen und Ungläubigen aber auch zwischen den Gruppen verschiedenen Glaubens bleiben wird. Im Grunde sind bis heute alle Augen auf diese Stadt gerichtet, für die einen eine heilige Stätte auf der das Friedensreich Gottes gegründet sein wird und in der ihre jeweiligen Heiligen wohnen werden, für die anderen das Zentrum verblendeter Dummköpfe und Grund zahlloser Kriege im Namen eines eingebildeten Gottes. So können die einen den Ort nicht loslassen, weil sie ihre ganze Hoffnung auf ihn, statt auf Gott richten (und eifersüchtig darum kämpfen), während die anderen denselben Ort am liebsten komplett vom Erdboden tilgen würden, weil sie meinen, mit der Auslöschung Jerusalems auch den Glauben an den einen Gott von der Erde tilgen und so einen menschengemachten Weltfrieden erreichen zu können.

Wenn Jesus seinen Jüngern sagt „wenn ihr den Gräuel der Verwüstung seht, dann flieht in die Berge“ (Mk 13,14), so gibt er damit nicht nur Anweisung, sich aus dem Kampf herauszuhalten (hier natürlich insbesondere bei der konkreten Zerstörung Jerusalems im Jahr 70), er gibt uns auch zu verstehen, dass der (zukünftige) letzte Kampf um Jerusalem kein Kampf zwischen Gläubigen und Ungläubigen sein wird, sondern zwischen religiös und ideologisch Verblendeten und Überheblichen. Die einen haben das Wort nicht verstanden, die Verheißung nicht erkannt und die anderen halten sich selbst für allwissend und allmächtig und erkennen keinen Gott über sich selber an. Für die einen werden die Kinder Gottes Verräter sein, für die anderen der Grund des Kampfes, der Grund allen Übels. In dieser aussichtslosen Situation empfiehlt uns Jesus: Haltet euch raus, wacht und betet bis ich komme und die Dinge regeln werde.

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