Hesekiel 25 – 32 (5. – 11. Juli)

Gott gibt nun Hesekiel den Auftrag den Nachbarn des untergehenden Israels und den Nationen, die in einer Verbindung zu dem Land standen oder stehen, sei es durch Handelsbeziehungen, als vermeintliche Verbündete oder ehemalige Feinde oder gar Besatzer das göttliche Gericht anzukündigen. Sie alle werden untergehen, ihre Metropolen werden zerstört werden. Gott hat sie in die Hand Nebukadnezars gegeben, den er für diese Arbeit mit dem Reichtum Tyrus‘ und Ägyptens belohnen wird. Lediglich dem Großreich Ägypten stellt Gott ein Wiedererstehen ihres Königreiches nach vierzigjähriger Verbannung in Aussicht; allerdings wird der alte Glanz und die alte Größe des Reiches für immer verloren sein. Gott klagt auch die Herrscher der reichen Länder an, sie hätten ihre Größe nur auf den weltlichen Profit gestützt, sie hätten irdische Götzen angebetet.

Was soll das?

Gott hatte sich diesen Völkern doch gar nicht offenbart, er hatte doch gar keinen Bund mit ihnen geschlossen? Warum spricht er nun dieses vernichtende Urteil über sie?

Ja, es sieht tatsächlich auf den ersten Blick so aus, als wäre Gott hier unfair. Doch Gott lehrt uns auch, genauer hinzusehen, unter die – vielleicht glänzende – Oberfläche.

Die Suche nach Gott ist so alt wie die Menschheit selbst. Wenn es also kein Hirngespinst, keine globale Psychose ist, so muss es eine andere Ursache für diese weltweite Suche nach dem Göttlichen geben. Diese Ursache ist Gott selbst. Auch wenn die Schöpfungsgeschichte eine aus älteren Erzählungen zusammengebastelte Erklärung für die Anfänge ist und naturwissenschaftlich nicht haltbar, so liefert sie doch eine mögliche Erklärung für dieses Phänomen.

Wenn das Wesen der Menschen, dass Innere, das uns antreibt, nicht nur auf biologische Mechanismen zurückzuführen, sondern ein bestimmter Teil göttlichen Ursprungs ist, so erscheint es doch ganz normal, wenn dieser Teil nach der Wiederherstellung der – von der Schöpfungsgeschichte nur bildhaft dargestellten – unterbrochenen Verbindung zum Schöpfer sucht. Wir hatten es hier schon einmal davon: Wenn die Verbindung zu Gott abbricht, so bleibt in uns eine Leere zurück, die uns ständig daran erinnert, dass etwas fehlt. Wenn wir die Präsenz Gottes in unserem Leben nicht mehr spüren, dann spüren wir deren Fehlen.

Dies führte und führt bis heute dazu, dass sich Menschen eigene Götter machen. Dies können hölzerne, steinerne, metallene mythische Figuren sein, die man anbetet, weil man in ihnen irgendetwas „Göttliches“ wähnt. Das können Techniken der Selbstfindung sein, die den Menschen auf eine höhere spirituelle oder auch körperliche Ebene transformieren sollen. Oder es sind ganz profane materielle Werte. Alle diese Formen „spirituellen Seins“ haben eine Gemeinsamkeit: Sie sind ausschließlich auf das Hier und Jetzt, auf die Existenz in dieser Welt fixiert. Die etwas Spirituelleren zielen damit auf eine Art „Selbsterlösung“, die anderen manifestieren den Egoismus zum allein selig machenden Wert.

Anders ausgedrückt: Die Suche nach Gott wurde vorzeitig abgebrochen. Spätestens, wenn der König sich selbst zum Gott erhebt – in diesen Kapiteln wird der König von Tyrus dieses Frevels überführt, andere Könige großer Reiche dürften sich aber ebenso dargestellt haben – muss klar sein: Hier kann die Suche nicht nur nicht beendet sein, hier ist die Suche in die Irre gelaufen! Oft kamen diese „Götter“ durch Gewalttaten an die Macht, nämlich indem sie ihren Vorgänger, der sich ebenfalls als Gott gesehen hatte, umgebracht hatten oder hatten umbringen lassen.

Wie kann ein Mensch, der all die schrecklichen menschlichen Tugenden Gier, Machtbesessenheit, Überheblichkeit, Stolz, Missachtung des göttlichen Wertes „menschliches Leben“ in sich vereint göttlichen Ursprungs, ja sogar Gott selbst sein?

Ja, alle Völker suchen nach Gott und sie suchen mit Recht, denn auch sie sind alle in Gottes Hand. Und sie sind gescheitert bei der eigenen Suche und bei ihrem Umgang mit dem Volk Gottes. Und weil sie gescheitert sind und weil sie die ganze Zeit in Gottes Hand waren und weil Gott nun die Zeit des Gerichts und die Auslöschung alles Falschen angekündigt hat, ist es unabwendbar, dass das Gericht Gottes über alle Völker kommt. Sie waren nicht unwissend, denn sie sahen ja dieses Israel in ihrer Mitte. Sie waren ignorant und überheblich! Es braucht kein Theologiestudium, um von diesem Punkt die Brücke in unsere Gegenwart zu schlagen.

Und was ist mit diesem Nebukadnezar? Warum wird dieser König von Gott so sehr für seine Gewalttaten gegen die Nachbarn belohnt? Er ist doch auch ein Heide und betet Götzen an!

Wir müssen auch hier genau hinschauen. Nebukadnezar wird für sein weltliches Handeln mit weltlichen Gütern belohnt. Diese Güter sind genauso vergänglich, wie sein eigenes Leben endlich ist. Er wird am Ende seines Lebens nichts davon behalten können. Gott verspricht ihm keinen Lohn im Himmel und kein ewiges Leben.

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