Dein Reich komme – 1. Könige 4 – 7 (3. – 10. August)

Salomo errichtet sein Reich. Er umgibt sich mit Menschen, die sich als vertrauenswürdig erwiesen haben. Wir lesen, dass Salomo mit großer Weisheit regiert, die auch in den tributpflichtigen und verbündeten Nachbarstaaten geschätzt und anerkannt wird. Es herrscht Frieden in Israel und den Nachbarstaaten.

Salomo kann sich daher in seiner Regierungszeit um Dinge kümmern, die seinem Vater verwehrt blieben, da dieser ständig mit Angriffen von innen wie von außen beschäftigt war. So baut er endlich den Tempel in Jerusalem, die Pläne dafür stammen noch von seinem Vater, aber auch einen eigenen Regierungssitz und eine Wohnung für seine Frau, die Tochter des ägyptischen Pharao. In allen Details wird sowohl die Zusammensetzung seiner Regierung, die Regelung der Ausgaben und Einnahmen des Staates, als auch die Gestaltung des Hauses Gottes beschrieben. Von den Privatbauten erfahren wir bei weitem nicht so viel, bemerkenswert ist hier die Bauzeit. Diese dauerte 13 Jahre, während der Tempelbau nur 7 Jahre in Anspruch nahm.

Man könnte hieraus schließen, dass Salomo mehr Mühe und Aufwand in seine Privatgemächer steckte, doch erscheint mir eine andere Auslegung der Situation mindestens genauso plausibel: Sicher waren solch langfristige Bauprojekte auch Schwankungen unterworfen. Es gab sicher Zeiten, in denen es aufgrund äußerer Umstände weniger Holz aus dem Libanon und weniger Steine aus den Steinbrüchen gab, ebenso wirkten sich Schwankungen in der Witterung, unterschiedliche Ernteerträge usw. auf die Möglichkeiten eines jeden Baujahres aus. Es ist daher durchaus wahrscheinlich, dass Salomo in Krisenzeiten Material und Arbeitskräfte von seiner privaten Baustelle abzog und dem Tempelbau den Vorrang gab. Sowas darf man von einem weisen, gottesfürchtigen König wohl erwarten.

„Dein Reich komme” – so heißt es im Vater-unser.

Hier lesen wir, wie das Reich kommt! Gott hat sich seit Anbeginn der Zeit, erstrecht seit Verkündigung der Gnadenzeit, seine Vertrauten und seine Bauleute herausgesucht und dieser Prozess dauert noch an, während bereits an seinem Reich gebaut wird. Das Reich Gottes entsteht nach einem wohl durchdachten und bis ins letzte Detail ausgearbeiteten Plan. Vorübergehende sehen freilich nur eine Baustelle, sehen Gewimmel, hören den Lärm aus den Steinbrüchen. Für Außenstehende sieht das Sichtbare alles andere als göttlich aus, und selbst die Bauleute haben bei dieser generationenübergreifenden Bauzeit keinen rechten Überblick und nehmen manchmal nur eine Bauruine wahr, erstrecht, wenn man sich den Zustand der christlichen Kirchengemeinschaften ansieht, die doch – so die Anmaßung – ein Abbild des Himmelstempels sein sollen.

„Ich bin von Herzen demütig”, beschrieb sich Jesus. Diese Demut scheint uns doch erhebliche Probleme zu bereiten, so sie von uns gefordert wird. Es müsste uns längst aufgefallen sein, dass der Versuch, die Arbeit Gottes zu machen, regelmäßig in einer Katastrophe endet. Menschenhände können das Reich Gottes nicht bauen, darum beten wir ja „Dein Reich komme”!

Salomo, wie er in diesen Kapiteln beschrieben wird, war demütig. Er verfolgte engagiert einen Plan, der nicht seiner war, er regierte in einer Art und Weise, die sowohl sein Volk, als auch die Völker der Partnerstaaten und tributpflichtigen Nationen motivierte. Er mag auch ein großes, beeindruckendes Heer gehabt haben – es ist nie verkehrt, wenn Stärke sichtbar ist, aber Druck allein, hätte weder das eigene Volk, viel weniger die umliegenden Völker ruhig gehalten. Gerade so ein riesiges, Ressourcen verschlingendes Projekt, lädt doch geradezu zur Nutzung der sich zahlreich bietenden Gelegenheiten ein. Salomo macht dabei deutlich: Demut hat nichts mit Duckmäusertum zu tun. Salomo erkannte die Größe der Aufgabe und führte mit Herz und Verstand und – das wird bei der Einweihung des Tempels noch deutlicher werden – mit Gottvertrauen. Bei dieser umsichtigen Handlungsweise ergaben sich sogar Spielräume für eigene Projekte, die er aber nie über die ihm von Gott übertragene Aufgabe stellte.

Genau wie Salomo sind wir in den uns übertragenen Aufgaben Bauherren, d.h., wir sind aufgerufen, umsichtig und weise und mit Gottvertrauen zu entscheiden und zu handeln. Zu tun wozu mich Gott gemacht hat, das ist in diesen Bereichen Demut. Doch das übergeordnete Reich Gottes, das wird von Gott selbst gebaut. Hier sind wir ganz gewöhnliche Bauleute; hier bedeutet Demut Gehorsam. Wir brauchen auch keine weiteren Bilder vom Reich Gottes in dieser Welt, seien es Organisationen, Gebäude oder gar Gottesstaaten. Alle benötigten Bilder finden wir bereits in der Bibel; der Plan Gottes ist ausgereift. Organisationen sind Werkzeuge und sollten auch so behandelt werden. Und wenn Gebäude, Monumente oder Staaten (irgendetwas in dieser Welt) Objekte der Anbetung werden, so handelt es sich um Götzendienst, vergleichbar mit dem Turmbau zu Babel.

Jesus sagte zu Petrus:

„Auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen.”

Das war kein Bauauftrag an Petrus, an die Zwölf oder an deren selbsternannte Nachfolger.

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