Raunachtslegung 2023/2024 „nach Art des Herrn“?
Karten
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Zum Bibeltext
Das Gleichnis vom Sämann. Jesus erklärt den Zuhörern, dass es sich mit dem Wort Gottes wie mit dem Ausbringen einer Saat verhält. Sie entwickelt sich unterschiedlich, je nachdem, ob die Samen auf den Weg, auf felsigen oder Dornen überwucherten Boden oder auf guten Boden fielen. Später (ab Vers 18) erklärt er den Jüngern, der Weg steht für die böse Welt: Unaufmerksamkeit verhindert, dass das Wort gehört und angenommen wird, der felsige Boden steht für den Ungeduldigen, der sich schnell für etwas begeistern lässt, aber genauso schnell den eingeschlagenen Weg wieder aufgibt. Die Dornen stehen für die Sorgen und Nöte der Menschen. Sie hören das Wort und erfreuen sich daran, aber ihre Sorgen verhindern, dass sich in ihnen etwas neues Gutes entfalten kann. Im guten Boden geht die Saat auf und bringt – je nach Boden – unterschiedlichen Ertrag. So wird das Wort bei diesen Menschen immer Frucht bringen.
Deutung für November 2024
Der November ruft zur Geduld. Geduld ist keine einfache Übung in einer Welt, die gelernt hat in Millisekunden zu messen. „Ich bin da, Gott, was soll ich jetzt tun?“ und Gott antwortet: „Ich bin auch da.“
„Wie oben – so unten“ steht bei der Karte „Der Magier“. Aber wenn wir uns die Karte genau ansehen, dann tut sich da überhaupt nichts. Er streckt einen Arm nach oben und einen nach unten – Ende der Geschichte. Die Schöpfungsgeschichte ist in sieben Tagen abgehandelt und wir ahnen, warum. Sieben Tage sind eine ewig lange Zeit, wenn man in Millisekunden misst. Die Macht Gottes, erläutert in einem Zeitraum von rund 15 Milliarden Jahren. In einer Wissenschaftssendung hat man diesen Zeitraum auf 1 Jahr zusammengefasst und da ist nach dem Urknall bis Mitte September nichts Wesentliches mehr passiert. Selbst im überschaubaren Zeitraum von nur 12 Monaten eine gewaltige Geduldsprobe. Ich hätte vermutlich hingeschmissen!
Auch eine Ernte funktioniert nicht von heute auf morgen. Unter anderem erklärt dies auch das Gleichnis vom Sämann. Nur die Saat, die auf guten Boden fällt, geht auf. Wenn man mal die Körner, die auf den Weg fallen, außer Acht lässt, so geht die Saat auf felsigen Boden am schnellsten auf. Der Boden, auf dem Dornengestrüpp wächst, steht für unvorbereitet. Der Sämann bzw. der Eigentümer hat sich nicht die Mühe gemacht, den Boden vorzubereiten. Er hatte keine Lust und auch keine Geduld für diese mühselige Arbeit, die nichts aufbaut, an deren Ende lediglich ein leeres Feld steht.
Der gute Boden wurde vorbereitet, größere Felsbrocken und alles, was die Ackergeräte beschädigen könnte entfernt, dann der Boden umgepflügt, schließlich ausgesät. Und trotzdem dauert es auf diesem Boden am längsten, bis sich erstes Grün zeigt. Da die Keimlinge genügend Platz und Erde vorfinden, werden sie erst einmal Wurzeln bilden, d.h., im Verborgenen wachsen. Und auch dann dauert es Wochen bis Monate der Pflege bis endlich geerntet werden kann. In all der Zeit gibt es keinen Ertrag. Auf die muss der Eigentümer warten, bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist.
Auch Gott wartet.
Wir sagen, sein Warten sei ein Gnadenakt. Ich sage, es ist auch ein deutlicher Hinweis, was Gott unter Geduld versteht. Er hat sie, er hat sogar sehr viel davon.
„Wie oben – so unten“!
Unsere Erwartungen an Gott sind meistens gleich Null oder aber sehr groß. Es ist besser, wenn sie sehr groß sind. Doch anders als wir hält er, der Ewige, nicht sehr viel vom Konzept der Zeit. Es gibt einen richtigen Zeitpunkt, alle anderen sind falsch. Seine Zeitmessung ist daher der richtige Moment. Auch wenn es uns schwerfällt, der richtige Moment zählt, alles andere ist reine Geduldsübung. Zeit ist in der Ewigkeit ohnehin eine Illusion.
Normalerweise beginnt Ende November der Advent (dieses Jahr am 1. Dezember). Vier Wochen des Wartens und des Vorbereitens. Eine hektische Zeit für viele von uns, doch das ist eigentlich gar nicht der Sinn dieser vier Wochen. Diese vier Wochen stehen stellvertretend für die Zeit, in denen der Mensch nichts tun kann, weil alles bereits von Gott getan wurde und jetzt alle auf den einen Moment warten. Ich nehme mir vor, mich immer, wenn es hektisch wird, genau daran zu erinnern.
Darum mein Spruch für November 2024
„Hoffen wir aber auf das, was wir nicht sehen, dann harren wir aus in Geduld.“ (Röm 8,25)