1. Samuel 18 (3. – 5. September)

Nach diesem überwältigenden Erfolg Davids nimmt Saul den Hirtenjungen in sein Haus auf. Da David ja schon vorher als Harfenspieler Knecht bei Königs war, müssen wir daraus schließen, dass er ihn wie einen Sohn in die Familie aufgenommen hat. Der Sohn Sauls, Jonathan, erkennt in David sofort einen seelenverwandten Bruder (beide sind ja ohne Furcht und Zögern, wenn es um die Philister geht) und die beiden werden ein Herz und eine Seele.

Dass David bei dem regelmäßigen Kriegsgetümmel in der Region aber wirklich alles gelingt und er vom Volk daher bald stärker verehrt wird als der König selbst, das nagt an Saul und er möchte diesen Stern, der heller als der eigene strahlt, wieder loswerden. Als ein im Affekt durchgeführter Mordversuch fehlschlägt, macht er ihn zum großen Feldherrn in der Ferne – alles ist besser, als den Bengel am Hof zu lassen. Die Idee: Sollen die Feinde Israels doch den Kerl umbringen. Klappt bloß nicht! Saul hatte durchaus begriffen, dass der Geist Gottes in David wohnt; irgendwie hat er den Sinn dahinter aber nicht begriffen: David steht unter dem Schirm des Höchsten!

Ein stärkerer Feind als Philister und Co. muss her; dabei denkt Saul an seine älteste Tochter Merab. Die soll David heiraten, dann ist er erledigt – so der Plan des Vaters. Als David zögert, setzt der König diese Waffe gegen Adriel, einen Mecholatiter, ein. David gibt er die jüngere Tochter Michal, die den hübschen David sogar liebhat. Als David – ganz der bescheidene Hirtenjunge – dieses Mal das Angebot annimmt, aber darauf hinweist, dass er ja nicht in der Lage sei, die übliche Mitgift aufzubringen, verzichtet Saul großzügig darauf und begnügt sich mit einhundert Vorhäuten von den Philistern. David zieht also mal wieder in eine Schlacht gegen dieses Volk und organisiert sogar 200 Stück.

Auch nach der Hochzeit ist David, so berichtet die Bibel, mehr auf dem Schlachtfeld des Krieges denn auf dem Schlachtfeld der Ehe zugange und – zumindest auf ersterem – immer erfolgreicher als alle anderen Kriegsknechte Sauls.

Was erfahren wir aus diesem Kapitel? Es ist sehr wenig von Gott die Rede, der hier nur indirekt auftaucht, als ständiger Schatten Davids. Gott schenkt seinem Schützling Gelingen, bei allem, was dieser anpackt. Egal, was Saul gegen ihn ausheckt, es gereicht dem ehemaligen Hirtenjungen immer zum Besten. Wie Paulus so treffend sagte: „Ist Gott für uns, wer kann gegen uns sein?“ (Röm 8, 31) oder auch der von David später verfasste Psalm 91, der sicherlich aus dieser Phase seines Lebens inspiriert war.

Gott dürfte mit dieser großzügigen Zuwendung zum Hirtenjungen gleich mehrere Ziele verfolgt haben:

  • David ist ein bildhafter Hinweis auf Jesus, Christus und Sohn Gottes. Was liegt also näher, als dass ihm der Höchste selbst den Weg ebnet.
  • David soll König über Israel werden. Da ist es sinnvoll, wenn Gott allen zu erkennen gibt, dass seine Hand über ihm liegt.
  • David ist ein einfaches Kind aus dem Volke. Er ist treu und mutig und stets bereit zu tun, was getan werden muss, wobei er Ärger und Gefahr aber auch nicht bewusst sucht. Dabei betrachtet er sich aber wegen seiner Herkunft als gering und generell für unwürdig jeglicher Ehre. Gott erhöht daher diesen Menschen, der sich selbst erniedrigt, denn auch David muss die ständige Gegenwart seines Gottes in seinem Leben spüren, damit er daran zu der Größe heranwächst, die er in den Augen seines Gottes bereits hat. Und das ist genau der Punkt, den jeder einzelne von uns sicher in seinem Herzen bewahren sollte: Jeder Mensch, der ehrlichen Herzens nach Gott sucht, kann sich sicher sein, dass Gott ihn zuvor gerufen hat. Gott sieht uns, seine Kinder, als Fürsten und Könige in seinem Reich. Selbstverständlich ist die Zeit der irdischen Königsreiche Gottes lange vorbei, die Bildersprache beendet, doch da ist ja noch das Himmelsreich, das in jedem von uns wächst. In diesem Reich hält Gott uns jeder nur denkbaren, ja sogar jeder uns unvorstellbaren Ehre für würdig – durch seinen Sohn, der uns diesen Weg freigemacht hat. Und wenn wir das nur zulassen, wird er es uns auch auf verschiedensten Wegen zeigen, wenn auch oft nicht auf jenen, die wir uns wünschen, weil sie unserem Ego am meisten schmeicheln würden. David hat sich ja sicher auch nicht gewünscht, der größte Kriegsheld Israels zu werden …

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