2. Chronika 33 - 36 (8. - 16. Oktober)

Es ist dem Volk Gottes zu diesem Zeitpunkt sicher verborgen, aber mit dem Tod Hiskias hat die Endzeit begonnen. Sein Sohn Manasse, der das Land 55 Jahre regiert, wendet sich und das ganze Volk ab von Gott. Die Chronik berichtet, dass es das Volk Gottes schlimmer trieb als die Heiden. Die Reaktion Gottes ist unmissverständlich. Er lässt Manasse nach Babel verschleppen. Babylon war damals ein Weltreich, ein Schmelztiegel der Kulturen und Religionen und daher steht Babel für den Vorhof der Hölle. Manasse versteht die Botschaft und kehrt zu Gott um, aber der tätige Glaube der Juden ist danach nicht mehr derselbe. Das Volk dient seinem Gott „irgendwie“, das Gesetz und seine Vorschriften werden nicht mehr beachtet. Das Beschriebene liest sich wie ein abscheuliches Gemisch aus Bibel und Esoterik.

Sein Sohn Amon hat von der Bekehrung des Vaters folgerichtig auch nichts mitbekommen. Er behält die Sitten und Rituale bei, allerdings wieder im Original, also in Anbetung der Götzen. Als ein paar – vermutlich gottes- und bibeltreue – Verschwörer Amon töten, werden diese vom Volk gelyncht. Ab diesem Punkt geht es endgültig abwärts, das Volk hört nicht mehr auf die warnenden Worte Gottes und seiner Propheten.

Mit einer Ausnahme: Kurz vor dem Ende wird Josia König von Juda. Er lässt den Tempel wieder herrichten und dabei wird unter einem Haufen Geld das Buch des Gesetzes gefunden, jenes Buch in dem durch Moses der Bund mit Gott und seine Bedingungen festgelegt sind (was für ein Bild: Gottes Wort begraben unter dem Mammon). Als man dem König aus diesem Buch vorliest bricht er zusammen. Er erkennt die schwere Schuld, die sein Volk auf sich geladen hat. Als König trägt er die Verantwortung. Darum lässt er die Prophetin Hulda befragen, was nun (noch) zu tun sei. (Ja, richtig gelesen: eine Frau im engsten Zirkel Gottes – hätte es zu jener Zeit Kardinäle im Himmel gegeben, wären viele von ihnen entrüstet zurückgetreten … kleiner Scherz am Rande)

Aber es ist zu spät. Hulda verkündet: Gott hat sich von seinem Volk abgewandt. Es gibt keine Rettung mehr, der Zorn des Herrn wird über Jerusalem bleiben. Lediglich Josia, der die Schuld erkannt und um Vergebung gebeten hat, wird erhört. Er wird das aufziehende Elend nicht mehr erleben, sondern vorher zu seinen Vätern geholt werden. (War ja klar; die erste namentlich genannte Prophetin verkündet das Ende. Hier wird dann die Panik mancher Kardinäle sofort verständlich und greifbar…)

Doch Josia gibt nicht auf. Er ruft die Ältesten zusammen und richtet den Bund mit Gott wieder auf. Er unterwirft das ganze Volk unter diesen Bund und lässt alle Götzen im Reich, auch im Nordreich, soweit noch nicht anderweitig besetzt, zerstören. Pünktlich lässt er ein Passahfest ausrufen, wie es das Volk seit Generationen nicht erlebt hat: zur richtigen Zeit und genau nach den Vorschriften im Gesetz. Der Chronist erwähnt, dass es seit Samuel kein solches Passahfest mehr gegeben hätte – und Samuel war Prophet zu Zeiten des ersten Königs Saul.

Unter Josia erleben also Juda und auch Teile des Nordreiches eine Umkehr zu Gott. Doch der Urteilsspruch über das Volk Gottes ist zu diesem Zeitpunkt bereits gefällt. Einige Jahre später schickt Gott Nocha, den König von Ägypten über Juda um sein Schicksal zu besiegeln und gleich im ersten Kampf fällt König Josia.

Die folgenden Könige Judas sind nicht mehr der Erwähnung wert, obwohl sie der Chronist noch der Vollständigkeit halber aufzählt. Sie sind allesamt in Diensten Nochas. Der letzte König von Juda heißt Zedekia. Zu seiner Regierungszeit herrscht bereits der babylonische König Nebukadnezar über ganz Israel, der ihn auch als König eingesetzt hat. Was die Chronik beschreibt, lässt nur den Schluss zu, dass es inzwischen keine Verbindung mehr gab zwischen Volk und König und deren Gott. So erfüllt sich Prophezeiung von Hulda und das von Jeremia angekündigte weitere Schicksal der Juden. Die noch verbliebenen Schätze des Tempels werden nach Babylon weggeschafft, Tempel und Stadt Jerusalem werden zerstört und die Juden werden als Sklaven Nebukadnezars nach Babylon weggeführt, wo sie die nächsten 70 Jahre bleiben werden.

„Wenn einmal der Hausherr aufgestanden ist und die Türe verschlossen hat, dann werdet ihr anfangen, draußen zu stehen und an die Tür zu klopfen und zu sagen: Herr, Herr, tue uns auf! Dann wird er antworten und zu euch sagen: Ich weiß nicht, woher ihr seid! Dann werdet ihr anfangen zu sagen: Wir haben vor dir gegessen und getrunken, und auf unseren Gassen hast du gelehrt! Und er wird antworten: Ich sage euch: Ich weiß nicht, woher ihr seid; weicht alle von mir, ihr Übeltäter!“ (Lk 13, 25-27)

Es zeigt sich, auf das Wort Gottes ist auch in diesem Fall hundertprozentig Verlass. Die Warnung Gottes, als er seinem Volk das Gesetz gab, war eindeutig. „Wenn ihr mich verlasst, werde ich euch zerstören.“ Ab einem gewissen Punkt war das Maß voll, Gott hatte die Tür geschlossen. Auch die innigsten Treubekundungen Josias und das beste Passahfest seit Saul konnten am Urteil Gottes über sein Volk nichts mehr ändern.

Die Juden als sehr treffendes Bild für alle Menschen unter Gottes Himmel sollen uns hier eine deutliche Warnung sein. In den Kapiteln 33 – 36 erkenne ich unsere Gegenwart. Wo ist Gott? Viele suchen ihn, doch sie suchen ihn nicht dort, wo er zu finden wäre – wo er immer noch gefunden werden möchte: Die Bibel, Gottes Geschichte mit uns, ja, seine Erzählung über uns – jeden von uns!, sie ist aus der Mode geraten. Die Menschen laufen den verschiedensten Heilsbringern hinterher, die doch nur Götzen sind. Sie basteln sich aus Versatzstücken frommer Legenden über Gott und esoterischen Elementen ihre eigene Heilslehre zusammen. Sie rufen Gott an, meinen aber ihre selbstgemachten Götzen.

Die Bibel? Das ist doch nur ein weiteres frommes Buch, naturwissenschaftlich nicht haltbar und – ohne Kenntnis über seine wahre Aussage – darüber hinaus bigott (eigentlich sogar tri-gott), brutal und heute nicht mehr vermittelbar. Doch die Bibel kann man nicht anpassen, denn Gott ändert sich nicht. Wenn also die Bibel nicht mehr in unser Leben passt, dann passen wir nicht mehr zu Gott!

Jesus hat es uns gesagt: Es wird eine Zeit kommen, in der die Menschen – mehr aus Zufall, denn aus Glauben – wieder dem Wort Gottes folgen und vielleicht sogar Wunder tun werden. Doch dann wird es wie bei Josia zu spät sein. Gott wird die Tür geschlossen haben.

Gott ruft dir zu: „Komm! Heute ist dein Tag!“

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