Hiob 15 – 17 (11. – 14. Juni)

Die Erwiderung Eliphas zeigt, dass er Hiob nicht zugehört hat. Er hat in verschiedenen Äußerungen Hiobs Angriffe auf sich und seine Ehre wahrgenommen und holt nun zum Gegenschlag aus.

Eliphas wirft Hiob unnützes, gottloses Geschwätz vor, das ihn selber als Übeltäter entlarve. Eliphas bringt nun die ganze Weisheit der Welt als Zeugin gegen diesen Schwätzer vor. Nein, keiner, der sich so gegen Gott stelle, könne Bestand haben – vor Gott und vor der Welt. Und die sichtbare Strafe, so wie sie Hiob nun ereilt, sei jedem Feind Gottes gewiss. Dass Eliphas nicht erkannt hat, dass die Rede Hiobs ein Ringen, ein flehentliches Fordern um Erkenntnis ist, zeigt den Unterschied zwischen dem auf das rein Weltliche beschränkte Glauben Eliphas und das ins Transzendentale Gerichtete im Glauben Hiobs.

Im ersten Schmerz schlägt Hiob mit gleicher Härte zurück und wünscht seine Freunde in seine derzeitige Lage, damit sie verstünden. Und wieder klagt er Gott an, sein Leben grundlos und willkürlich zerstört zu haben. Und nach wie vor fordert er Gerechtigkeit von diesem Gott.

Völlig fruchtlos erscheint uns das gesamte Kapitel 17. Hiob schildert zum wiederholten Male seinen erbarmenswerten Zustand in allen Details und seinen Wunsch, endlich sterben zu können. Doch ist es das wirklich? Sicherlich, Gott kennt sein Leiden und den Freunden kommt es sicher bereits zu den Ohren heraus, aber in all dem Jammern steckt Hoffnung auf Änderung der Situation! Wortlose Stille ist das unverkennbare Zeichen der Hoffnungslosigkeit: „Der Rest ist Schweigen“ (Hamlet)

Die Klage kann die Situation nicht ändern, objektiv hilft sie nicht weiter. Klage kann Trost und Hilfe (sei es von Gott oder von der Umwelt) nicht ersetzen, aber sie hält die wortlose Hoffnungslosigkeit auf Distanz. Immerhin.

Und ein weiteres Kriterium für ein Wort Gottes kristallisiert sich heraus: Ein Gott, der die Menschen erreichen möchte, muss sie auch und gerade in ihrem tiefsten Schmerz erreichen, muss also fast übermenschlich mitfühlend sein. Sein Wort muss diese Eigenschaft zum Ausdruck bringen.

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