Das Nesthäkchen – 1. Mose 37 (18. + 19. September)

Der letzte Aufzug des Buches Genesis beginnt; erzählt wird die Geschichte Josephs, des jüngsten Sohnes von Jakob, der jetzt Israel genannt wird.

Joseph wird von seinem Vater geliebt, so sehr, dass er ihm sogar ein farbiges Kleidungsstück schneidern lässt. Sicher nicht sehr praktisch für die Feld- und Hirtenarbeit, aber dafür um so auffälliger. Natürlich fiel den elf Brüdern die Vorliebe des Vaters für das Nesthäkchen auf und sie wurden neidisch.

Dass er ihnen und seinem Vater von zwei Träumen erzählt, in denen sich – die Bilder in den Träumen sind wirklich ganz leicht zu deuten – die ganze Familie vor ihm niederwirft, ist zur Beseitigung des Neides völlig ungeeignet. Auch der Vater ist nicht glücklich über die Prahlerei seines Sohnes. Keinem, einschließlich Josef dürfte es zu diesem Zeitpunkt bewusst gewesen sein, dass es sich hier nicht um gewöhnliche Träume handelte.

Als nun der Vater seinen Jüngsten zu den anderen schickt, die gerade etliche Kilometer entfernt die Herden weiden, ist Josef sofort bereit, sich auf den Weg zu machen. Als er sie am vermuteten Ort nicht vorfindet, fragt er sich sogar artig zu ihnen durch und läuft noch einmal weiter. Ein wirklich artiges, gehorsames und liebes Kind – und das mit 17 Jahren.

Die Brüder sind vom Besuch aber gar nicht angetan und beschließen den Streber umzubringen, nur Ruben kann die Meute davon abhalten. Als er aber etwas später nicht dabei ist, verkaufen die restlichen Zehn Josef für zwanzig Silberstücke an Ismaeliten und so gelangt er über Umwege zum Hofbeamten Potifar, dem obersten Hofbeamten des Pharao nach Ägypten.

Ihrem Vater erzählen die Elf nun, Josef sei von einem wilden Tier zerrissen worden. Als Beweis übergeben sie ihm das von ihnen zuvor mit Ziegenblut beschmierte bunte Gewand des Bruders.

Wir wissen, Josef ist ein Bild für Jesus und so tauchen hier auch schon die ersten Parallelen auf: Josef wird von seinem Vater losgeschickt und gehorcht, ohne zu murren, obwohl der Auftrag sehr beschwerlich für ihn gewesen sein wird und er wusste, dass seine Brüder nicht gut zu sprechen waren. Und Josef wird von Juda (Judas ist nur die lateinische Form dieses Namens) an Heiden verkauft.

Eine weitere Parallele ist nicht so offensichtlich: Josef erzählt den anderen freimütig Dinge, die er im tiefsten Inneren – und sei es nur als Traum – bereits begriffen hat. Im Grunde erzählt er also „dem Volk“ den Grund seines Lebens. Er wird über ihnen stehen. Anders als Jesus weiß er allerdings nicht, was er hier tut. Ist es eine innere Stimme oder gar der Geist Gottes, der ihn heißt, dies zu tun oder ist es einfach nur die Unbedarftheit eines unbekümmerten Jugendlichen? Das ist aber auch nicht wichtig, denn so oder so erfüllt er damit den Willen Gottes, bringt damit „die Ältesten“ seiner Familie gegen sich auf und so die Geschichte, die am Ende die ganze Sippe rettet, erst in Gang. Auch Jesus musste ein Evangelium verkünden, das dem allgemein gültigen Verständnis vom jüdischen Glauben scheinbar widersprach, um über die so erworbene Feindschaft mit den Ältesten des Volkes schließlich seine Familie, also alle jemals lebenden Christen zu retten.

1. Mose 37