Der Sündenfall – 1. Mose 3 (25. + 26. Juli)

Die Geschichte ist soweit bekannt: Schlange überredet Eva, Eva überredet Adam, fristlose Kündigung des Mitvertrages durch den Eigentümer.

Nach den ersten beiden Kapiteln ist aber klar, dass wir aus der Geschichte die geistlichen Wahrheiten kitzeln müssen, um zu verstehen, was uns durch die Erzählung vom Sündenfall erklärt werden soll.

Die Schlange steht im AT häufig als Bild für den Teufel, doch wenn das Reich Gottes in uns ist (Lk 17, 21) und damit natürlich auch unser Zugang zu Gott, so befindet sich auch die Hölle dort ganz in der Nähe. Die Schlange, also der Teufel, ist uns immer nahe, er spricht zu uns, genau wie Gott. Mal säht er Zweifel, mal stärkt er unsere egoistischen Wünsche, mal schlägt er uns nieder und erklärt uns wie nutz- und wertlos wir doch angeblich seien, völlig unwürdig von einem makellosen Gott geliebt zu werden. Das ist der Teufel. Er zeigt uns stets die Alternativen abseits des uns von Gott vorgezeichneten Weges, lässt mal die Alternativen verlockender, mal den augenblicklichen Weg unerträglich und unzumutbar erscheinen.

Hier sind es die Zweifel in Eva, nicht gut genug zu sein, durch eine kleine Regelverletzung besser werden zu können. Der Tod? Eva kennt ihn nicht und wir, wenn wir ehrlich sind, verstehen es auch ganz gut, uns vor diesem Thema zu drücken. Ganz offensichtlich bringt es daher doch nur Vorteile, vom vorgezeichneten Weg abzuweichen! Die Sünde ist also nicht „der Biss in den Apfel“, die Sünde beginnt davor, als Eva dem Zweifel Raum gibt.

Und wo wir gerade dabei sind: Hier handeln nicht zwei biologische Menschen, Adam und Eva, es ist das geistliche Lebewesen Adam und Eva, also der von Gott geschaffene Mensch. Darum gibt es auch einen längeren Dialog zwischen der Schlange und Eva, während Adam ohne zu Fragen in die Frucht beißt. Es ist ein (geistliches) Wesen, das hier entscheidet und handelt!

Um so wichtiger ist aber der anschließende Dialog zwischen Gott und dem Menschen. Gott, der natürlich alles weiß, fragt: Wo bist du? Was hast du getan? Warum hast du das getan? Und der Mensch reagiert mit Begründungen und Ausflüchten. Der erste Teil der Sünde ist die Entscheidung im Kopf. Der zweite Teil der Sünde ist nicht die Tat selbst, denn diese ist ja nur die unmittelbare Folge der Entscheidung. Der zweite Teil der Sünde, ist das Abstreiten der Verantwortung für die eigene Entscheidung. Ich entscheide mich falsch, doch wenn ich den Fehler erkannt habe, suche ich die Verantwortung außerhalb. Sich für das Falsche entscheiden, den Fehler erkennen und sich weigern, aus dieser Erkenntnis zu lernen – das ist Sünde. Sünde ist damit ganz offiziell die Folge, der bereits im letzten Kapitel erwähnten Funktionsstörung unseres Gewissens. Und weil unser Gewissen nicht richtig funktioniert, es erkennt zwar meist sehr gut den Unterschied zwischen gut und böse, arbeitet und begründet aber viel lieber mit Begriffen wie besser, notwendig, realistisch, alternativlos usw., sind wir von unserem Wesen her Sünder.

Die Erkenntnis von gut und böse bringt uns in einen ständigen Zwiespalt, denn sie öffnet dem Zweifel, also dem Teufel mit all seiner List Tür und Tor. Statt auf Gott zu hören, hören wir auf die vielen anderen Geister, die unaufhörlich auf uns einreden. Doch genau das ist das Wesen des Menschen: In unseren alltäglichen Entscheidungen, das heißt, in unserem Leben weisen wir den Geist Gottes ab; bis heute kappen wir bei jeder Gelegenheit die geistliche Nabelschnur zu unserem Schöpfer. Gott kennt natürlich unsere Schwächen, denn gerade in unseren Schwächen ist er stark. Und hierin liegt die Sünde, die uns nachhaltig von Gott trennt: Wir versuchen unsere Schwächen vor Gott zu verbergen, statt sie ihm offen hinzulegen.

Gott ist mit uns noch nicht fertig! Solange wir uns bemühen, die – nach unserem Empfinden – schadhaften Stellen vor ihm zu verbergen, sei es durch ein Feigenblatt oder indem wir auf einen anderen „wahrhaft Schuldigen“ zeigen, sind wir von ihm getrennt und egal, welchen Segen er für uns hat, er wird uns nicht erreichen. Du kannst dich Gott ganz geben oder gar nicht!

Der Mensch, als Adam und Eva, entschied sich für „gar nicht“, denn er hatte bereits dem Teufel, also dem Zweifel Raum in seinem Herzen gegeben.

Die Konsequenz: Der Mensch handelt eigenverantwortlich (wenn man das so nennen mag). Der Mensch erkennt seine Rolle in dieser Welt aber nicht im Reich Gottes, denn nur diese Welt und seine Rolle darin vermag er aus eigener Kraft (ohne Gott) zu erkennen. Und als irdisches, biologisches Wesen stirbt er ab dem Tag seiner Geburt, denn nur sein Tod ist vom ersten Moment des Lebens an sicher in dieser Welt. Alles dazwischen muss er sich – in den verschiedenen Rollen, die ihm zufallen oder die er annimmt – erkämpfen, genau wie die anderen Lebewesen, die von der Erde hervorgebracht wurden.

Für Gott, der hier einen Fluch über den Menschen aber auch die Welt ausspricht, ist diese Situation unbefriedigend und inakzeptabel. Daher schreibt er in den Fluch hinein bereits die Verheißung der Erlösung:

„Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir [der Schlange, dem Teufel] und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen: Er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.“ (1.Mo 3, 15)

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