Jeremia 13 – 29 (8. – 30. Juni)

Jeremia war Prophet des Herrn in der Regierungszeit der letzten vier Könige Judas. In dieser Zeit verkündete er das von Gott beschlossene Urteil über Juda, Israel und Jerusalem und – da das Volk nicht wie gefordert umkehrte – wiederholten sich diese Ankündigungen immer wieder. Somit wiederholt sich auch die Geschichte in diesen Kapiteln immer wieder, wenn auch mit neuen Bildern und Gleichnissen. Es ist daher nicht notwendig auf jede einzelne Prophezeiung einzugehen. Wichtig ist festzuhalten: Das Völk hört nicht auf die Warnungen des Propheten; mehrfach wird er sogar bedroht, gefangen genommen und sein Tod gefordert.

Wenig verwunderlich ist daher auch, dass sich Jeremia irgendwann im Laufe dieser Zeit am Ende seiner Kraft wähnt und sein Leben und die übernommene Aufgabe verflucht. Doch er erfährt, Gott lässt nicht von ihm ab. Immer, wenn er sich zurückzieht, drängt es ihn bald darauf wieder an die Öffentlichkeit und wieder die Dinge zu sagen, die ihn davor in Lebensgefahr brachten. Ein Feuer, das Gott in einem Menschen anzündet, kann keine Macht der Welt auslöschen!

In diesen durchgehenden roten Faden eingewebt sind die Klage über Königshaus Juda (Kapitel 22) und die falschen Hirten (Kapitel 23).

Jeremia klagt also die weltliche und die spirituelle Obrigkeit an. Den Regenten wirf er dabei Ungerechtigkeit, Gier und Bereicherung sowie Ausbeutung des Volkes vor. Gott werde sie daher von der Macht vertreiben und sie werden nie mehr Macht erlangen. Den Hirten – also den Priestern und (falschen) Propheten wirft er vor, sie würden die Gläubigen zerstreuen, also vom Glauben abbringen – durch das, was sie verkünden und durch das, was sie tun. Ihre Worte seien nicht mehr seine Worte (nicht die Worte des Gesetzes) und mit ihrem Lebenswandel würden sie selbst immer wieder gegen das Gesetz verstoßen. Darum, so sagt Gott durch Jeremia, werde er nun neue Hirten über das Volk setzen.  Einer dieser neuen, von Gott gesandten Hirten wird der Messias sein.

Nach 23 Jahren vergeblichen Warnens verkündet Jeremia, dass Gott sein Volk in die Hände Nebukadnezars – den Gott seinen Knecht nennt – gibt. Mit einem Joch, das er sich selbst macht und um den Hals legt, fordert er das Volk auf, sich diesem Urteil und dem König von Babel zu unterwerfen. Die Israeliten werden 70 Jahre diese Fremdherrschaft erdulden und in den Orten leben müssen, in die der fremde König sie bringen wird. Später (Kapitel 29), in einem Brief, den Jeremia an die Israeliten in der Diaspora schickt, fordert Gott diese auf, sich dort einzurichten, Familien zu gründen und unter Wahrung des Friedens für den Fortbestand ihres Glaubens zu sorgen. Er werde sie, wenn es an Zeit ist, selbst wieder in Jerusalem versammeln.

Die Verse 15 bis 38 des Kapitels 25 greifen dabei der Geschichte weit in die Zukunft vor, denn sie kündigen das Gericht über die ganze Welt an, das ebenfalls nicht abgewendet werden kann.

Ganz offensichtlich ist die Ankündigung des Messias sowie des Gerichts über alle Welt auch von höchster Relevanz für die Menschen, die heute leben. Wichtig zu beachten: Jeremia spricht hier nur indirekt vom Leben Jesu zwischen seiner Geburt und Auferstehung, wo er als ausgesandter Hirte unter seinem Volk lebte, sondern vor allem von seiner Wiederkehr als gerechter König über die Welt (Jer 23, 5).

Darüber hinaus wird in den Kapiteln 22 bis 25 deutlich, dass Gott mit seinem Urteil nicht nur „das gemeine Volk“ anspricht, sondern auch alle, die in dieser Welt über dem Volk stehen oder sich über dem Volk stehend wahrnehmen, sowohl weltlich als auch geistlich.

Alle Mächtigen, in deren Hände sich das körperliche und geistige Wohl der Menschen befindet, sind aufgerufen, gerecht und weise zu handeln. Wenn sie diesem Aufruf nicht folgen, wird Gott ihnen alle Macht wegnehmen und mit der Macht, alles, was ihnen etwas bedeutet. Gewiss, in Kapitel 22 ist nur von den Königen von Juda (und Israel) die Rede. Wir haben es aber in jener Zeit mit landwirtschaftlich geprägten Monarchien zu tun. Alle Macht, alles Recht und alle Staatsmittel lagen damit beim König. Heute sind die Mittel der Macht auf verschiedene Gruppen verteilt und jede Gruppe kann die ihr zur Verfügung stehenden Mittel zum Wohl des Volkes oder zur eigenen Machtsicherung oder Bereicherung einsetzen. Hier steht: Gott sieht das und wird das nicht auf Dauer dulden!

Priester sind heute wie damals die gleichen. Das hängt vor allem damit zusammen, dass die sich Kirche als Organisation nur unwesentlich von der Kirche des alten Israel unterscheidet. Gott ruft diese Gruppe auf, sowohl in Verkündigung als auch in Lebenswandel treu zu seinem Wort zu stehen und entsprechend zu handeln. Er benennt hier deutlich die Folge, wenn man von dieser Weisung abweicht: Die Herde zerstreut sich. Alles Trachten der Hirten muss also darauf gerichtet sein, die Herde unter dem Wort Gottes zusammen zu halten. Da bleibt kein Raum für eigene Ziele!

Schließlich spricht Gott auch noch die falschen Propheten an. Das sind jene, die an den Egoismus der Menschen appellieren und behaupten, das sei der Wille Gottes. Auch diese findet es heutzutage zu genüge auf diesem Planeten, nicht wenige davon führen sogar (pseudo-)christliche Kirchen an. Es zeichnet sie aus, dass immer nur der Teil des Wortes Gottes beachtet wird, der die egoistischen Ziele dieser „Glaubensgemeinschaft“ unterstützt und jene Weisungen und Aufträge aussortiert oder völlig uminterpretiert, die nicht zu diesen Zielen passen. Hier steht, Gott werde diese Menschen mit „ewiger Schmach und ewiger Schande“ belegen. Neutestamentlich ausgedrückt: Diese Menschen sind keine Propheten und keine Priester; sie sind nicht einmal Kinder Gottes. Kein Kind Gottes wird eine „ewige Schmach und Schande“ erleben, denn uns Kindern Gottes ist ewiges Leben in seinem Reich zugesichert. Wichtig für uns ist bei diesem Punkt, zu erkennen: Nicht jeder, der mit einer Bibel wedelt oder darauf schwört ist ein Kind Gottes.

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