Schlechte Angewohnheiten – Jesaja 3 (10. April)

„Sagt: Der Gerechte, ja glücklich ist er; / denn sie werden die Frucht ihrer Taten essen.“ (Jes 3, 10)

Und jetzt folgt der Richterspruch – oder genauer: die Begründung des Urteils.

Die weltlichen und vor allem die geistigen Anführer des Volkes wurden ihrer Aufgabe und Verantwortung nicht gerecht, im Gegenteil. Sie leiteten das Volk nach eigenen egoistischen Maßstäben, nicht nach dem vorgegebenen Gesetz.

Die Töchter Zions seien nicht züchtig und demütig, sondern eitel und selbstgefällig. Und man fragt sich: Nur die Töchter? Eitelkeit und Selbstgefälligkeit gehören doch zu den Charaktereigenschaften, die nie eine Emanzipation nötig gehabt haben!

Gottes Urteil: Er nimmt seinen Segen vom Volk und er nimmt ihnen die letzten noch weisen Führer – Richter und Propheten – so dass sie schließlich von unreifen Menschen in das selbst gewählte Unglück geführt werden.

Nun könnten wir sagen: Ein Glück, dass wir nicht mehr unter dem Gesetz stehen und Gott dieses Urteil nicht über uns sprechen wird – die Parallelen sind nicht zu übersehen. Doch das wäre – wie es leider in unserer Zeit üblich ist – nicht zu Ende gedacht. Gott nimmt seinen Segen nicht mehr von uns, das stimmt, aber er hat uns zu seinen Erben gemacht und das heißt, wir sind für unsere Handlungen selbst verantwortlich.

Durch den Geist, den er jetzt allen seinen Kindern gibt, haben wir alle Gaben, die in der Zeit des Gesetzes nur einzelnen Menschen vorbehalten waren. Wir sind in der Lage, die Geister zu unterscheiden, die uns anleiten oder verführen, wir sind in der Lage, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, wir können das Wort Gottes deuten und verstehen, wir haben die Macht über die Geister und Dämonen dieser Welt.

Wenn wir die Macht und die Weisheit, die Gott uns nun in vollem Umfang zur Verfügung stellt, nur für den persönlichen Vorteil nutzen, so werden wir unsere Welt immer tiefer stürzen und den Fluch selbst über uns aussprechen. Gott gab uns die Schlüssel zum Himmel und zur Hölle. Doch wir schließen immer und immer wieder die Tore zur Hölle auf, weil die Wege dorthin breiter und bequemer erscheinen, weil die Tore zur Hölle mit Gold und Edelsteinen geschmückt sind.

Gott verurteilt uns nicht mehr, er lässt uns gewähren. Das ist anders, das ist neu, aber es führt nicht automatisch zu einem besseren Ergebnis. Wenn wir nicht das hier für das Volk Gottes beschriebene Verhalten überwinden, wird es im Gegenteil zu einem schlimmeren Ergebnis führen – und wir sind gut, im Nachahmen schlechter Angewohnheiten!

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