Die Berufung – Jesaja 6 (14. April)

„Bleibt darin noch ein Zehntel, / so soll es erneut abgeweidet werden, wie bei einer Eiche oder Terebinthe, / von denen beim Fällen nur ein Stumpf bleibt. Heiliger Same ist sein Stumpf.“ (Jes 6, 13)

Nachdem wir nun, quasi im Vorwort zum Buch des Propheten erfahren haben, was die Situation im Volk Gottes und die Reaktion Gottes darauf ist, beginnt das eigentliche Buch mit der Erscheinung Gottes in einer Vision des Jesaja.

Die erste Feststellung Jesajas ist, dass er für diese Gnade unwürdig sei, weshalb Gott ihn mit heiligem Feuer reinigt und für würdig erklärt. Doch dann sendet er seinen Propheten nicht aus, damit er das Wort verkünde, sondern damit er das Volk taub und blind mache für das Wort.

Das Land wird letzten Endes entvölkert und öde daliegen. Doch Gott gibt das Land nicht auf und auch nicht die Menschen, denen er es einst gab und die ihm treu blieben und bleiben werden. Denn in diesem öden Land bleibt ein Stumpf, aus dem der bereits erwähnte Spross Gottes wachsen wird.

Das ist das Vorgehen Gottes: Aus dem Versagen der Menschen generiert er Rettung. Wenn uns Egoismus und Selbstüberschätzung in eine Sackgasse getrieben haben, dann lässt Gott diesen Weg auch enden – aber nicht, ohne einen neuen, besseren Weg für uns vorzubereiten. Die Gebete von Menschen, die nicht zur Umkehr und Annahme seines Weges bereits sind, erhört er dann aber nicht mehr. Der menschengemachte Weg ist nicht Gottes Weg. Wenn dieser endet, dann endet er und kein Gebet der Welt kann ihn dann dazu bringen, mit seiner göttlichen Macht eine Tür in die Mauer zu schlagen oder eine Brücke über die Schlucht zu legen, vor der die Menschen dann stehen.

Wir sehen aber auch, wie die persönliche Reaktion auf eine Begegnung mit diesem Gott generell aussieht. Der Mensch fühlt sich unwürdig und ist es auch, doch wen Gott beruft, der wird auch durch Gott würdig gemacht. Eine Berufung durch Gott ist niemals das Ergebnis einer Bewerbung, sondern immer das Ergebnis einer Erwählung. Du bist nicht würdig durch deinen bisherigen Lebenswandel, sondern weil Gott dich auswählt und somit aus der Menge herauszieht. Geändert hat sich dabei nur die Taktik Gottes. Seit der Auferstehung Christi befinden wir uns in der Endzeit. Gott beruft jetzt nicht mehr einzelne Menschen, sondern gibt seinen Geist allen, die bereit sind. Es geht nicht mehr darum, ein Volk auf die Ankunft des Messias vorzubereiten, sondern darum, alle Kinder Gottes in dieser Welt in sein Reich zu rufen, denn diese Welt wird enden. Das ist eine Mamutaufgabe, für die jede und jeder gebraucht wird, der mit Gott lebt.

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