„Halt meinem Volk seine Vergehen vor / und dem Haus Jakob seine Sünden!“ (Jes 58, 1)
Zeigte uns Gott im letzten Kapitel, wie wir uns ins Verderben stürzen, indem wir uns auf falsche Götter stützen, so warnt er hier am Beispiel des Fastens und des Sabbats vor der Volksfrömmigkeit seiner Treuen.
Ja, Gott hat so seine Probleme mit Ritualen, insbesondere wenn sie wie ein Schauspiel vorgetragen werden, ohne dass sich irgendwas an der inneren Haltung des Vortragenden ändert.
Jesus drückte diesen Sachverhalt so aus:
„O ihr Pharisäer! Ihr haltet zwar Becher und Teller außen sauber, innen aber seid ihr voll Raffsucht und Bosheit. Ihr Unverständigen! Hat nicht der, der das Äußere schuf, auch das Innere geschaffen?“ (Lk 11, 39-40)
Es muss uns in allem was wir tun absolut klar sein: Dieses Leben bereitet uns auf das nächste vor – und im nächsten wird es keine Äußerlichkeiten mehr geben. Nimm alles Äußerliche, alle Schalen und Masken, alle Selbstdarstellung weg und du weißt, was (von) dir bleibt, wenn du vor deinen Schöpfer trittst!
Darum gab Jesus uns keine das Judentum ersetzende Nachfolgereligion! Es gibt im christlichen Glauben keine abzuleistenden Pflichten und kein von Gott geführtes Pflichtenheftchen, in welchem er jedes Gebet, jede Beichte, jedes Almosen, jede Pilgerschaft nach Rom oder Altötting mit einem Stempel quittiert.
Der christliche Glaube ist eine innere Haltung, an der wir ein Leben lang arbeiten. Jeder hat da so seine Werkzeuge und sicher ist da auch das eine oder andere Ritual darunter, das uns in der Hektik des Alltags wieder in die Spur zurückbringt. Aber nicht mit Ritualen, sondern mit den Taten für unsere Mitmenschen, zu denen uns unsere innere Haltung führt und drängt, ehren wir Gott. Nicht in Erfüllung einer von Gott gegebenen religiösen Pflicht begegnen wir dem Nächsten freundlich und hilfsbereit, sondern aus Kraft und Antrieb der Liebe heraus, der Liebe zu Gott und zum Nächsten.