Lukas 11, 1-13 (16. Februar)

Die Juden jener Zeit hatten offensichtlich ein eigenartiges Verhältnis zu ihrem Gott; das ist auch nicht verwunderlich, die Pharisäer und Gesetzesgelehrten hatten mit ihrem bis ins Millionstel geregelten Umgang mit Gott gründlich dafür gesorgt, dass keiner sich mehr traute Gott persönlich anzusprechen – jedes falsche Wort hätte direkt in die Hölle führen können. Dass wir heute nicht mehr wissen, wie das hebräische JHWH richtig ausgesprochen wird, hängt vor allem damit zusammen, dass es die Juden überhaupt nicht mehr verwendet haben und stattdessen „unverdächtige“ Ersatzwörter benutzten.

Umso verwunderlicher muss es den Menschen jener Zeit erschienen sein, wenn Jesus sich für einen Moment zurückzog um mit seinem Vater im Himmel zu reden als ob der neben ihm stünde. Es muss eine Mischung aus Neugier, Sehnsucht und blankem Entsetzen vor ihrer eigenen Hilflosigkeit gewesen sein, als sie ihn bitten, doch auch ihnen das Beten zu lehren.

Und Jesus lehrt sie das „Vaterunser“, ein bescheidenes, einfaches Sprüchlein, das aber alles enthält, was notwendig ist. Es ist aber auch ein Grundkurs „Reden mit Gott für Anfänger“. Wenn du also Gott ansprichst, mach dir klar, mit wem du sprichst. Als Jünger Jesu bist du in Christus wiedergeboren mit Gott als (gemeinsamem) Vater, der dich über alles liebt. Folglich redest du ihn mit Papa an – oder wie auch immer du deinen biologischen Vater angeredet hast. Gleichzeitig machst du dir klar wie großartig dieser Gott ist und wie gut er zu dir ist, das steckt in diesem „geheiligt werde Dein Name“: Dein Papa, der dir überallhin nachgeht und dir ewiges Leben gibt, dieser Papa ist dir natürlich heilig. Sicher, Gott kann in dein Herz sehen und weiß, wie es darin aussieht – es sind aber Worte, die für den Menschen Wirklichkeit schaffen. Alles was du zu deinem Papa sagst, ist darum auch und zuallererst für deine Ohren und für dein Herz bestimmt.

Und dann fängst du mit deinen Wünschen, Hoffnungen, Sehnsüchten und Ängsten an. Dein Papa hat dir ewiges Leben gegeben, er hat dich als sein Eigentum markiert, damit du nie mehr verloren gehst. Er will und wird dich versorgen. Egal worum du ihn bittest, du wirst zur rechten Zeit das bekommen, was du benötigst – sei nicht enttäuscht, wenn es nicht das ist, was du erwartet hast. Deine Wünsche, Hoffnungen, Sehnsüchte und Ängste auszuformulieren sind darum wiederum nicht nur an Gott sondern auch an dein Herz gerichtet. Indem du sie aussprichst, machst du dir bewusst, d.h., glaubst du, dass dein allmächtiger Papa sich darum kümmern wird. Und was wünscht sich der Christ? Natürlich gemeinsame Zeit mit dem lieben Papa („Dein Reich komme“), dass sich alles so entwickelt, wie er sich das vorstellt („Dein Wille geschehe“), denn wenn einer Ahnung hat, dann derjenige, der diese Show organisiert hat, dass er immer satt wird („unser tägliches Brot gibt uns heute“) – schließlich ist man immer noch Mensch in dieser Welt – und dass man auf dem vorgezeichneten Weg Gottes und damit unter seinem Schutz und Segen bleibt („und vergibt uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen“). Damit ist ALLES gesagt.

Auch wenn dieses Gebet in seiner Schlichtheit und Kraft kaum zu überbieten ist, es ist ein „Anfängergebet“. Es ist für Menschen gemacht, die den persönlichen Umgang mit ihrem himmlischen Vater erst noch oder erst wieder erlernen müssen. Das schließt natürlich nicht aus, dass es auch mal vom „Profi“ gesprochen werden darf, aber dann mach dir das oben Gesagte dabei bewusst. Ein lieblos runtergenuscheltes Vaterunser ist in etwa so freundlich wie das achtlos hingeworfene „ja-ja.“ deines Freundes, Kollegen, Verwandten und genauso wirkungsvoll!

Im Folgenden erklärt Jesus den Anwesenden, dass Gott ihre Gebete erhören wird, weil er sie liebt. Mehr noch, er wird ihnen seinen Heiligen Geist einpflanzen, wenn sie das wünschen. Bestückt mit der Liebe Gottes und seinem Heiligen Geist musst du nicht mehr zu Gott rufen, denn er ist dir immer einen Schritt voraus auf dem Weg, den er dir bereitet. Du bist sein Kind, genau wie Jesus, du kannst mit ihm ganz normal reden, denn er ist immer direkt vor dir, neben dir und hinter dir. Er versorgt dich und über den Heiligen Geist legt er dir die Worte und Intensität ins Herz, die du jetzt brauchst um in deinem Glauben zu wachsen und die Verbindung zu ihm zu spüren. Dein himmlischer Papa ist immer da – vertraue darauf.

Lukas 11, 1-13 >>

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.