Lukas 11, 29-54 (18. + 19. Februar)

Da latscht der Herr seit einiger Zeit durchs Land, verkündigt die Vergebung der Sünden und das Reich Gottes, heilt (unheilbar) Kranke, treibt Dämonen aus und jetzt fängt das Volk an ein Zeichen zu fordern. Wenn du die Wahrheit nicht sehen willst, dann siehst du sie nicht!

Dieses Mal redet Jesus Klartext: Er selbst ist das Zeichen und da sie die ihnen offenbarten Wunder und Verkündigungen nicht annehmen wird er auch das einzige Zeichen bleiben. Er bezeichnet sein eigenes Volk als „böses Geschlecht“, denn offensichtlich weigern sie sich, die von Gott angebotene Änderung in ihrer Beziehung zu ihm anzunehmen.

„Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, doch die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, und die Seinen nahmen ihn nicht auf.“ (Joh 1, 10+11)

Ganz deutlich erklärt er ihnen, dass selbst die Heiden offener für die Zeichen seines Vaters seien, als sein von ihm erwähltes Volk. Darum würden diese auch zu ihren Richtern werden. Hat Gott damit sein Volk verdammt, aus dem Bund ausgestoßen? Dies wird ja seit weit über tausend Jahren von verschiedensten Glaubensrichtungen immer wieder gerne behauptet – und nichts könnte falscher sein! Die Israeliten wollten mit ihrem Gott einen Bund, bei dem sie ihm selbst durch eigene Taten beweisen konnten, seiner Wahl würdig zu sein. Also gab er ihnen durch Moses einen Bund des Gesetzes um ihnen zu zeigen, dass es so nicht funktioniert und es funktionierte auch nicht. Immer wieder wichen sie so weit vom Gesetz ab, dass der Bund zerbrach und Gott sein Volk in die Hände der Heiden gab, also die Heiden zu ihren Richtern machte, weil sie sich wie die Heiden benahmen. Aber er ging ihnen auch immer nach und holte sie nach einer gewissen Zeit wieder zurück. Die Geschichte zeigt, Gott lässt sein Volk niemals (endgültig) zurück. Das würde ja auch heißen, dass der unfehlbare Gott sich bei seiner Auswahl geirrt hätte – wer an einen allmächtigen, allwissenden Gott glaubt, der kann daher diese Annahme getrost als Unsinn deklarieren.

Trotzdem wird sich durch Jesus nun etwas in der Reihenfolge ändern:

„Aber viele von den Ersten werden Letzte, und Letzte werden Erste sein.“ (Mt 19,30)

Gott wird sein Volk weiterhin den von ihnen gewählten Weg des Gesetzes, des Irrtums, gehen lassen – so wie sie das wünschen. Darum wird es für alle, die am alten Weg festhalten keine Rettung bis zum Tag des Gerichts geben. Sie werden die Letzten sein, die gerettet werden, denn sie werden auch die Letzten sein, welche – erst bei seiner Wiederkehr – die Gnade des Herrn, ihres und unseres Königs, annehmen. Aber sobald sie diese Gnade annehmen werden sie gerettet!

Mit dem Gleichnis vom Leuchter begründet er die Blindheit seines Volkes. Zwar ist das Wirken Gottes in der Welt durch Jesus weithin sichtbar, aber weil das Denken, das Wesen, der Menschen böse ist, erkennen sie das Licht gar nicht. Weil in ihnen alles finster ist, halten sie das Licht für Finsternis. Dies ist ein zeitloses Gleichnis, das auch heute noch – weit jenseits der Agrarkulturen jener Zeit – unmittelbar verstanden werden kann: Du wirst die dich umgebende Welt immer so sehen, wie du im Grunde selbst bist, denn du bist das Werkzeug, mit dem du die Zeichen interpretierst. Du wirst in dieser Welt voller Probleme die Gnade Gottes nur dann erkennen können, wenn du diese Gnade zuerst in dein Herz lässt. Ein leeres Herz ohne die Gnade bleibt finster und somit auch die Welt.

„So habe nun acht, dass das Licht in dir nicht Finsternis ist!“ (Lk 11, 35)

Anschließend zieht Jesus über die Pharisäer und Schriftgelehrten her. Wir haben in anderen Abschnitten und Kapiteln schon öfter darüber gesprochen: Die Schriftgelehrten waren bezüglich des Gesetzes sehr kundig und hatten die an sich einfachen Lebensregeln ins Millionstel aufgedröselt und auf diese Weise zwei Dinge erreicht: Es gab für jeden, der diese Regeln gut kannte immer scheinbar ein Schlupfloch, wie man auf Kosten der anderen leben konnte ohne zu sündigen, für alle normal Gläubigen wurde es aber praktisch unmöglich nach dem Gesetz zu leben. Somit war zweitens dafür gesorgt, dass die Juden ihre Priester und Schriftgelehrten höher achteten als Gott (Faktor „Macht“). Dies hatte in der Vergangenheit immer wieder dazu geführt, dass die Juden die Propheten, die Gott zu ihnen sandte umbrachten, statt auf deren Warnungen zu hören. Jesus wirft hier seinen Leuten vor, dass sie mit den errichteten Grabmälern für die ermordeten Propheten nicht die Propheten, sondern deren Mörder – ihre Väter – ehren.

Pharisäer wiederum lebten sehr streng nach diesen Regeln, die sie gut gelernt hatten. Allerdings achteten sie nur auf die äußere Einhaltung des Gesetzes, so gaben sie z.B. großzügig Almosen, wie das die Schrift forderte aber sie verachteten den Empfänger der Spende oder opferten im Tempel und achteten dabei darauf, dass alle ihre Großzügigkeit mitbekommen. Das Gesetz ohne die richtige Herzenshaltung zu befolgen ist aber – da ein Missbrauch des Gesetzes zur Eigendarstellung – ein größeres Vergehen als es nicht zu befolgen.

„Denn an Liebe habe ich Wohlgefallen und nicht am Opfer, an der Gotteserkenntnis mehr als an Brandopfern.“ (Hos 6,6)

Merke: Gehorsam und Demut zeigst du nur, indem du das Ziel anstrebst, das mit einer Regel/Anweisung erreicht werden soll. Die buchstabengetreue, rein äußerliche Befolgung einer Anweisung ist ein Zeichen von Stolz, Hochmut, Ungehorsam.

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