Sei klar!

„Der HERR hat sich einen Mann nach seinem Herzen ausgesucht; dem hat der HERR geboten, über sein Volk Fürst zu sein“ (1Sam 13,14)

Als der Prophet Samuel dies König Saul verkündet, hat Gott bereits entschieden, dass David dieser Mann nach seinem Herzen sei. Wenn man aber die Geschichte Davids in der Bibel verfolgt, wundert man sich doch über den Geschmack dieses Gottes. David war oft ein Maulheld, er ging mit den in der Tora festgeschriebenen Zeremonial- und Opfergesetzen pragmatisch um, wenn es nach seinem Empfinden notwendig war, er war Ehebrecher, seine Zunge und seine Hand waren oft schneller als sein Verstand, weshalb er es auch sein Leben lang mit – oft in ihrer Ursache nachvollziebaren – lebensbedrohenden Anfeindungen zu tun bekam.

Zugegeben, David hat schöne, tief ergreifende Psalmen und Lieder für seinen Gott geschrieben, aber dieser Gott ist nicht bestechlich, auch nicht durch Lobhudelei, auch wenn er von seinem Volk Treue, Gehorsam und Anbetung fordert. Außerdem preist David in seinen Psalmen nicht nur seinen Gott, er fordert von ihm auch knallharte Urteile gegen seine Feinde nach dem Motto: „Meine Feinde sind auch die Feinde Gottes, sind auch deine Feinde, Gott!“

Ist das einfach nur der „anderen Zeit“ geschuldet, einer Zeit, die unter dem Leitspruch „Mein ist die Rache, spricht der Herr“ stand? Hat sich das mit Jesus, der die Gnadenzeit ausrief, geändert? Aber hätte sich mit diesem Stichtag dann nicht auch Gott geändert; plötzlich ein Gott der Nächstenliebe statt der Vergeltung, der Gnade statt des Gerichts?

Gott ändert sich nicht!

Schon zu Zeiten des Alten Testaments ruft Gott fast verzweifelt: „Eure Liebe will ich, nicht eure Opfer!“ Gott ist die innere Haltung des Menschen wichtiger, seine Gerechtigkeit ist auf die Befreiung des Menschen ausgerichtet, Befreiung aus der selbst gewählten Unfreiheit. Ja, auch die Israeliten waren einst unter der Führung Jakobs trotz der Hungersnot letzten Endes aus freier Entscheidung nach Ägypten ausgewandert und freiwillig Untertanen – zu damaliger Zeit also auch Eigentum – des Pharao geworden.

Und David befreit sich, wenn er mit seinem Gott spricht! In der Rede zu seinem Gott ist absolute Klarheit; er nimmt kein Blatt vor den Mund. Was hat das noch mit der in der Bibel oft genannten „Furcht Gottes“ zu tun? Ist es nicht absolut ungebührlich, von Gott zu fordern, die Drecksarbeit für einen zu erledigen, damit man selbst eine weiße Weste behält?

Nein, ist es nicht!

Wenn ich mit Gott rede, muss ich mir klar machen, dass er in mein Herz sieht. Er weiß, was mich in diesem Moment bewegt. Wenn es also mein sehnlichster Wunsch ist, dass er ein Problem für mich löst, dann weiß er das. Und wenn ich mir in meinem Herzen wünsche, mein Feind möge tot umfallen und ich gleichzeitig zu Gott bete: „Ich bitte Dich, Herr, schenke meinem Feind Weisheit!“, dann ist das eine Lüge, denn mein Wunsch ist ein anderer.

Wenn ich aber nicht mal zu Gott ehrlich bin, der mich besser kennt, als ich mich selber kenne, wie kann ich dann zu irgendjemandem ehrlich sein? Wie kann ich dann zu mir selbst ehrlich sein? Und wenn ich nicht zu mir selbst ehrlich bin, wie kann ich dann jemals mit mir selbst im Frieden sein? Wie kann ich dann jemals wirklich frei sein?

Zur Freiheit gehört Klarheit!

Aus verschiedenen Begebenheiten in der Bibel schließen wir, dass wir Macht über (unsere) Dämonen gewinnen, sobald wir sie beim Namen nennen. In dem Moment, in dem David von Gott fordert „töte meine Feinde“, benennt er den Dämon beim Namen (und hier ist nicht der Feind der Dämon, es ist der Wunsch nach Vergeltung). Er gewinnt Macht über ihn, indem er sich seiner bewusst macht, ihn beim Namen nennt und durch sein Gebet in die Hände seines Gottes gibt.

Gott ist Souverän und wird ein Gebet nicht erhören, wenn es nicht ohnehin seinem Plan entspricht. David wusste das. Wenn Gott in mein Herz sieht und nicht tun wird, was in seinen Augen nicht gerecht ist, dann gibt es keinen Grund, irgendwas vor ihm zurückzuhalten, geheim zu halten. Im Gegenteil! Das Gebet zu meinem Gott ist mein Weg zu meiner Befreiung (von den Ketten meiner Dämonen).

Mir meiner Gedanken und Gefühle in diesem Gespräch mit Gott bewusst zu werden, hilft mir, mich von schädlichen Einflüssen, mich von meinen Dämonen zu befreien. Indem ich sie ausspreche, sehe ich sie, erkenne ich sie, kann mich ihnen stellen. Allein, indem ich sie vor Gott bringe, verlieren sie die Macht über mich.

Sich seinen Dämonen stellen, als ersten Schritt, um sich (von ihnen) zu befreien, das ist moderne Psychologie, niedergeschrieben in einem dreitausend Jahre alten Buch.

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