Wer ist heute ein Prophet?

Mit dieser Frage endete gestern der Bibelkreis, denn die versammelte Truppe - einschließlich mir selbst - war geschlossen müde von der Hitze und konnte diese letzte Wendung nicht mehr mitgehen.

Dabei war die Antwort im Raum.

Sie war im Raum, weil alle Anwesenden Propheten des Herrn waren, weil alle Menschen, die irgendwo auf der Welt zusammensitzen und das Wort Gottes hören, zu Propheten berufen sind. „Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, der Vater, der mich gesandt hat, zieht ihn.“ Wir saßen an diesem Abend nicht um diesen Tisch, weil wir außergewöhnlich gute Christen wären, wir saßen da und sitzen da alle zwei Wochen, weil Gott uns zieht. Wir hören das Wort Gottes und reden darüber, weil Gott zu uns spricht, weil er einen Auftrag an uns hat … ja, und ganz zuletzt, weil wir irgendwann angefangen haben zuzuhören. All dies, das Reden Gottes, sein Auftrag und unser Zuhören verbindet uns mit den Propheten der Zeit des Alten Testaments

Ein Fernsehprediger meinte neulich, mit Jesus Christus fand eine Zeitenwende in der Beziehung zwischen Gott und den Menschen statt. Davor wählte Gott einzelne Menschen aus seinem Volk aus und sandte diesen Personen seinen Geist, so dass sie Gott hören und seinen Auftrag ausführen konnten. Mit der Aussendung des Geistes an Pfingsten ergreift dieser Geist Gottes, der Heilige Geist, Besitz von allen Menschen, die durch ihren Glauben in Christus sind. Jedoch können wir uns nicht einfach entscheiden zu glauben, wie Jesu Aussage oben belegt. Gott hat uns zuvor ausgewählt, hat den Glauben in uns gelegt und uns dann gerufen. Mit seinem glasklar formulierten Auftrag „Geht in alle Welt und verkündet das Evangelium“ hat Jesus selbst uns zu seinen Propheten berufen. Die Bibel bevorzugt hier jedoch die Bezeichnung Apostel, auch weil sich der Verkündigungsschwerpunkt gegenüber dem des Alten Testaments etwas verlagert hat. Der Ruf zur Umkehr hat sich jedoch nicht geändert!

Und warum scheint es uns dann mit den Propheten heute so schlecht bestellt, dass wir die obige Frage stellen müssen?

Ich bin kein großer Kenner des Alten Testamentes, bin aber der Überzeugung, dass es nicht nur nicht wort-wörtlich genommen werden darf – es ist kein Sachbuch – es beschreibt die Entwicklung der Beziehung zwischen Gott und seinem Volk sicher auch nicht umfassend und vollständig. Für die Propheten des Alten Testaments heißt das: Wir erfahren nur von jenen, die dem Ruf Gottes gefolgt sind und die in der Erinnerung des Volkes Gottes haften blieben. Ganz sicher gab es außerdem neben Propheten von nur sehr lokaler Bedeutung auch solche, die dem Ruf Gottes einfach nicht folgen wollten und die in dieser Weigerung „erfolgreicher“ waren als Jonas. Gott ruft, Gott drängt aber Gott erzwingt nicht.

Deshalb bleibe ich dabei: Gott ruft uns, beruft uns zu seinen Propheten. Das ist so, darüber können wir nicht entscheiden. Ob wir aber in diesem Ruf ein Angebot des Allerhöchsten oder eine inakzeptable Bürde sehen wollen, das überlässt er uns. Wenn Gott uns zieht, sind wir seine  Propheten, wir entscheiden lediglich ob vom Schlag eines Jonas oder eines Paulus.

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