Johannes 8, 1-20 (7. April)

„Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!“ (Mt 7,1)

Die Schriftgelehrten wollen Jesus eine Falle stellen und bringen eine Ehebrecherin zu ihm in den Tempel, die sie in flagranti erwischt haben. Nach dem Gesetz Mose, das sie natürlich in- und auswendig kennen, muss diese Frau gesteinigt werden. Statt dies zu tun, fordern sie aber, dass Jesus das Urteil spricht. Wenn er sie laufen ließe, könnten sie ihn anklagen, weil der das Gesetz gebrochen hat. Wenn er dagegen das Gesetz gegen sie anwendet, ist sein Image des gnadenvollen Erlösers stark ramponiert.

Jesus durschaut den Plan. Er würdigt die Schriftgelehrten keines Blickes als sie ihn angeifern, sondern schreibt irgendetwas auf den Boden. Dann blickt er die Ankläger an und spricht: Wer von euch ohne Sünde ist werfe den ersten Stein. Dann kritzelt er weiter in den Staub.

Erwischt! Jesus hat zwar das Urteil bestätigt, aber er macht die Schriftgelehrten auf den Schwachpunkt des Gesetzes aufmerksam: Das sind die Menschen, für die dieses Gesetz gemacht wurde. KEINER ist vor diesem Gesetz gerecht! Wir Christen wissen heute, dass Gott es genau zu diesem Zweck den Menschen gegeben hat – sie sollen erkennen, dass sie aus eigener Kraft niemals vor Gott gerecht sein können. Der Mensch ist Sünder, weil er sich in seinem Wesen immer wieder gegen Gott stellt, und – auf sich allein gestellt – bleibt er es auch.

Vor dem geistigen Auge eines jeden Anwesenden dürfte in diesem Moment eine ganze Liste von Verfehlungen aufgeklappt sein. Einer nach dem anderen schleicht sich aus der Szene, schließlich bleiben nur noch Jesus und die Ehebrecherin übrig. Jetzt wäre die Frau natürlich geliefert, denn Jesus ist von Gott zum Richter bestellt – aber noch nicht jetzt. Darum schickt er die Frau heim, nicht ohne sie vorher zu ermahnen, zukünftig nicht mehr zu sündigen. Was falsch ist ändern zu wollen, das ist unabdingbarer Bestandteil der Buße. Wie sollen wir die Nähe und die Liebe eines gnädigen und gerechten Gottes ertragen können, wenn wir die Last(er) dieser Welt, die uns – jedes einzelne! – von ihm trennen, nicht hinter uns lassen?

Oft wird gerätselt, was Jesus da auf die Erde geschrieben hat. Waren es nur ein paar belanglose Schnörkel? Hat er – eingegeben vom Vater – die aktuellsten Verfehlungen der Schriftgelehrten aufgeschrieben? War es der Urteilsspruch, der den ersten Steinewerfer getroffen hätte? Egal was es war, es hat die Ankläger verunsichert und brachte sie dazu, mal einen Moment über die eigene Situation nachzudenken. Therapie erfolgreich!

Nun erklärt er den verbliebenen Pharisäern, was sie gerade beobachtet haben: Sünde, die Trennung von Gott, das ist Finsternis – er, die Gnade Gottes, ist Licht und Leben. Wer zu ihm kommt, geht von der Finsternis ins Licht, vom Tod ins Leben. Eigentlich ganz klar – nicht aber für die Pharisäer, die Jesus nicht erkannt haben, aber nach wie vor davon überzeugt sind, das Wort Gottes zu kennen. Sie wollen Zeugen, für das was er da sagt, so schreibt es das Gesetz vor. Was er ihnen daraufhin erklärt ist vernichtend: Sie werden ihm nicht glauben, weil sie ihn nicht kennen und weil sie den Vater nicht kennen, der ihn gesandt hat. Er sagt ihnen also: Ihr kennt Gott nicht und das Wort Gottes (Johannes nennt Jesus das fleischgewordene Wort Gottes!) kennt ihr auch nicht. Ihr seid selbst tot und habt deshalb nur tote Worte gelernt!

Vergiss das nie: Du musst an Jesus glauben, ihn als deinen Retter annehmen. Denke an den Rettungsschwimmer (2. April). Erst dann spricht das Wort Gottes zu dir (persönlich). Davor hältst du mit der Bibel nur ein Stück bedrucktes Papier in der Hand, genau wie die Pharisäer. Diesen Glauben will dir Gott aber geben, so wie er ihn auch seinem Volk geben wollte. Werde still, damit du sein Rufen hörst.

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