Johannes 9, 18-34 (11. April)

Blinde werden sehend – ist das wirklich ein Wunder oder ist hier irgendeine Betrügerei am Gange? Die Eltern werden gerufen und sollen ihren Sohn identifizieren und erklären, dass er wirklich von Geburt an Blind war. Und als die Eltern das bestätigen, sollen sie erklären, warum er jetzt plötzlich wieder sehen kann. Die Idee hinter dieser Befragung ist nur zu offensichtlich: Der Hohe Rat hatte Jesus und dessen Anhänger bereits verurteilt. Jeder, der Jesus öffentlich als Messias anerkennen würde, würde des Tempels verwiesen. Das hieß für diesen, er konnte nicht mehr opfern, er war damit nicht nur von der Gemeinde ausgestoßen, sondern auch offiziell von der Versöhnung mit Gott ausgeschlossen. Offensichtlich hatte man sich erhofft, dass die Eltern unter diesem Druck zusammenbrechen und lieber zugeben, dass der Junge vielleicht doch nicht blind geboren worden war – also für das Wohlwollen der Oberen lügen.

Doch die Eltern retten sich indem sie die Antwort verweigern. Der Sohn ist lange erwachsen und kann für sich selber reden. Nun verhören sie noch einmal den Sohn. Die Vortäuschung (nicht) vorhandener Beweise um einen Menschen zu einem Geständnis zu bewegen ist offensichtlich schon über 2000 Jahre alt. „Wir wissen, dass Jesus ein Sünder ist – wenn du etwas anderes behauptest bist du ein Lügner!“ Der Geheilte lässt sich nicht auf dieses Spiel ein. Was Jesus ist, weiß er nicht, so sagte er, aber Jesus habe ihn sehend gemacht, was nur Gott möglich sei. Wenn also Jesus dies bei ihm vollbracht hätte, sei das doch ein Zeichen dass dieser den Willen Gottes tut.

Falsche Antwort! Der Geheilte wird sofort aus dem Tempel hinaus geworfen, das heißt aus der Gemeinde ausgeschlossen.

Das ist das Risiko, wenn Jesus dich auserwählt hat und dich berührt, d.h., wenn du im übertragenen Sinne ebenfalls sehend wirst: Die Gemeinschaft der Blinden, zu der du bisher gehört hast, will eventuell nichts mehr mit dir zu tun haben.

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