Johannes 12, 20-50 (19.+20 April)

„Wenn jemand mir dienen will, so folge er mir nach; und wo ich bin, da soll auch mein Diener sein; und wenn jemand mir dient, so wird ihn [mein] Vater ehren.“ (Joh 12, 26)

Natürlich ist Jerusalem um diese Zeit wieder eine Pilger-Hochburg, viele sind da um anzubeten – aus den Provinzen Israels aber auch aus den Provinzen des Römischen Reichs; im Neuen Testament werden Letztere einfach „Griechen“ genannt, weil die griechische Kultur die römische geprägt hatte. Selbst die römischen Götzen sind nur die griechischen mit neuen Namen, angereichert um ein paar Dutzend weitere, durch Eroberungen importierte. Und wo die Touristen schon mal da sind, wollen sie auch gerne diesen Messias sehen. Wenn du in Rom bist, möchtest du ja auch gerne eine Audienz beim Papst, selbst wenn du nicht Katholik bist. Die Jünger teilen es Jesus mit.

Jesus hat heute aber keine Wunder mehr, nur ein letztes Gleichnis, das vom Weizenkorn, das sterben muss um Frucht zu bringen. Er teilt damit den Anwesendem mit, dass er hier ist um für die Verherrlichung seines Vaters zu sterben. Dafür sei er schließlich gekommen. Gott bestätigt dies persönlich, wobei dies einige nur als fernes Donnergrollen wahrnehmen, die esoterisch Angehauchten meinen Engel zu hören. So ist das mit dem Glauben. Wenn du nicht glaubst, dann hast du auch nichts von ihm. Dann hast du aber auch nichts von Gott.

Verstehe unter „Verherrlichung“ aber nicht sowas wie Glorifizierung, Starrummel und Autogramme. Es geht hier nicht um „Heil dir, Jesus!“-, „Heil dir, Jahwe!“-Rufe – Gott braucht das nicht. Mit Verherrlichung meint Jesus, dass der Heilsplan Gottes für seine Kinder jetzt in Kraft tritt. Jesus stirbt, um der Schlange den Kopf zu zertreten (Gen 3,15). Gott errichtet einen neuen Pakt mit seinen Kindern, einen Pakt, bezahlt mit Liebe und dem Blut seines Sohnes, einen Pakt, der daher für den Teufel, der keine Liebe kennt, unantastbar ist.

Das verstehen die Touris natürlich nicht. Darum macht Jesus dieses Mal, obwohl sein Herz von Angst erfüllt ist, eine Ausnahme und erklärt allen das Gleichnis. Durch seinen Tod am Kreuz wird er alle Kinder Gottes an sich ziehen, sie dem Teufel ein für allemal entreißen.

Leider haben die Juden aber das Wort Gottes nur auswendig gelernt ohne es zu verstehen. Sie erwarten, dass der Messias Israel wieder als Gottesstaat aufrichtet und ewig bleibt. Sie erkennen nicht, dass die gesamte heilige Schrift eine Hinführung zum Opferlamm Jesus ist. Sie erkennen nicht, dass durch den Messias zuerst der Pakt zwischen Gott und den Menschen auf ein neues Fundament gestellt werden muss, weil die Menschen das alte gleich zu Beginn abgetragen haben. Armes Israel! Blind und taub erfüllst du die Schrift, damit die Welt gerettet wird. Dafür hat dich Gott als sein Volk auserwählt. Die übrigen Völker werden dich hassen dich und dich als Christusmörder beschimpfen. Sie sollten Gott danken, dass er sie nicht (dafür) erwählt hat. Doch, Israel, du bist die erste Geliebte Gottes und Gott ist treu.

Jesus gibt auf; wer jetzt nicht verstanden hat, der wird auch nicht mehr verstehen:

„Noch eine kleine Zeit ist das Licht bei euch. Wandelt, solange ihr das Licht noch habt, damit euch die Finsternis nicht überfällt! Denn wer in der Finsternis wandelt, weiß nicht, wohin er geht. Solange ihr das Licht habt, glaubt an das Licht, damit ihr Kinder des Lichtes werdet!“ (Joh 12, 35+36)

Johannes erinnert an dieser Stelle an den Propheten Jesaja, der 700 Jahre zuvor genau diese Situation vorhergesagt hatte, und er wiederholt gebündelt noch einmal, was Jesus während seiner Mission über sich und seinen Auftrag gesagt hatte:

„Wer an mich glaubt, der glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat. Und wer mich sieht, der sieht den, der mich gesandt hat. Ich bin als ein Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibt. Und wenn jemand meine Worte hört und nicht glaubt, so richte ich ihn nicht; denn ich bin nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern damit ich die Welt rette. Wer mich verwirft und meine Worte nicht annimmt, der hat schon seinen Richter: Das Wort, das ich geredet habe, das wird ihn richten am letzten Tag. Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, er hat mir ein Gebot gegeben, was ich sagen und was ich reden soll. Und ich weiß, dass sein Gebot ewiges Leben ist. Darum, was ich rede, das rede ich so, wie der Vater es mir gesagt hat.“ (Joh 12, 44-50)

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