Johannes 20 (7. + 8. Mai)

„Rabbuni!“ (Joh 20, 16)

Noch vor Sonnenaufgang macht sich Maria Magdalena am ersten Tag der Woche, dem dritten seit der Bestattung von Jesus, auf den Weg um den Leichnam von ihm zu salben. Dort angekommen sieht sie, dass der Stein von der Grabeshöhle weggerollt ist und dass das Grab leer ist. Entsetzt berichtet sie den Jüngern davon, die das nicht glauben; darum machen sich Petrus und Johannes auch auf den Weg zum Grab. Dort stellen sie fest, Maria hat die Wahrheit gesagt: Das Grab ist offen, die Grabtücher liegen ordentlich da, aber Jesus ist weg. Nun glauben sie Maria, verstehen aber noch nicht, was sie gerade gesehen haben. Sie gehen zurück und lassen Maria weinend am Grab stehen.

Ein Mann spricht sie an, den sie für den Gärtner hält und den sie mit verheulten Augen bittet, ihr doch zu sagen, wo ihr Meister ist, damit sie ihn zurückholen kann. Wie groß muss ihre Trauer und ihre Verzweiflung gewesen sein! Der Fremde spricht sie beim Namen an: „Maria!“ und jetzt erkennt sie Jesus. Überglücklich und voller Ehrfurcht bringt sie nur ein „Rabbuni!“ heraus, das ist der respektvollste Gruß, mit dem man seinem Lehrer ansprechen kann. Als sie ihm um den Hals fallen möchte, hält er sie zurück. Er steht noch zwischen Himmel und Erde und es wird nun Zeit für sie und für uns alle, zu ihm eine neue Beziehung aufzubauen, nicht die alte zu erneuern. Sie soll aber den Jüngern mitteilen, dass er mit ihr gesprochen hat und sie soll ihnen sagen, er geht jetzt zum Vater, der jetzt auch unser Vater sein wird, zu seinem und unserem Gott.

Marias Herz muss vor Glück am Zerbersten gewesen sein! Und wir sollten versuchen, uns in sie in diesem Moment hinein zu fühlen, denn es ist auch der schönste Moment des Evangeliums! Das Opfer wurde angenommen, Gott und Mensch sind wieder vereint und auf ewig versöhnt.

Abends erscheint er auch den Jüngern, die sich immer noch in Trauer und vermutlich voller Furcht in einer Kammer eingeschlossen hatten. Er grüßt sie mit „Friede sei mit euch!“ und zeigt ihnen seine Wundmahle, die jetzt Zeichen des Triumphes sind. Dann sendet er sie aus, die frohe Botschaft zu verkünden und die Sünden zu vergeben. Die Vergebung der Sünden hängt ab sofort an der Annahme der Frohen Botschaft, nicht mehr an einer Opferzeremonie im Tempel. Der christliche Glaube ist mobil – an keine festen, heiligen Pilgerorte mehr gebunden, kompatibel zu einer globalisierten Welt, von der das Römische Reich ein erster Vorschatten war. Er wird sich nach kurzer Zeit viral verbreiten.

In einem Satz wird erwähnt, dass Jesus seine Jünger mit Heiligem Geist anhaucht. Das erscheint mit Blick auf das Pfingstereignis nebensächlich. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass mit Jesus eine neue Schöpfung „Mensch“ beginnt. Und wie begann die alte?

„Da bildete Gott der Herr den Menschen, Staub von der Erde, und blies den Odem des Lebens in seine Nase, und so wurde der Mensch eine lebendige Seele.“ (Gen 2,7)

Gott hat den Menschen angehaucht und ihn damit mit einer lebendigen Seele ausgestattet, einer Seele, die der Mensch danach leichtfertig dem Tod ausgehändigt hat. Jesu, dem nun Himmel und Erde übergeben wurden, stattet seine Jünger nun auf exakt die gleiche Weise mit der neuen, lebendigen Seele aus. Alles, was von nun an lebt (zum ewigen Leben bestimmt ist) hängt an Jesus!

Dummerweise war Thomas bei dieser ersten Zusammenkunft mit dem Auferstandenen nicht anwesend. Er glaubt den übrigen Jüngern daher nicht, als sie ihm von diesem wunderbaren Ereignis berichten. Nein, er muss das mit eigenen Augen sehen, er muss Jesus mit eigenen Händen anfassen. Eine Woche später tut ihm Jesus den Gefallen und Thomas glaubt. Hier zeigt sich eine erste sachte Spaltung unter den Christen der Zukunft: Jene, die glauben werden aufgrund der Botschaft und jene, die diese wunderbaren Ereignisse nicht glauben können, weil sie ihrer Lebenserfahrung widersprechen. Jesus macht deutlich: „Glückselig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ Letzten Endes kann nur der Christ sein, der sich von der frohen Botschaft, der Verkündigung des Wortes bereits ganz einnehmen lässt.

Wir werden auch weiterhin auf dieser Welt Gott nicht sehen können und auch Jesus werden wir auf dieser Welt nicht sehen, bis er am Tag des Gerichts wiederkommt. Das große Glück, das uns die frohe Botschaft verkündet, wird nur jene glücklich machen können, die allein aufgrund des Wortes, das sie gehört oder in der Bibel gelesen haben glauben (können).

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