1. Korinther 15 + 16 (31. August – 6. September)

Paulus stellt die zentrale Kernaussage christlichen Glaubens ans Ende des Lehrbriefes, vor den Bitten und Wünschen in Kapitel 16. Christus ist für unsere Sünden gestorben, dass wir Frieden haben mit Gott. Er wurde begraben und ist auferstanden, als erster von vielen und als – die Rede ist von den Aposteln und über 500 Jüngern Jesu als Zeugen – sichtbares Zeichen, dass auch wir auferstehen werden. Paulus schreibt dies ans Ende, weil es der eigentliche Grund für diesen und alle anderen Briefe des Paulus und für jede Form der Evangelisation ist. Ohne diese Wahrheit wäre jede Bemühung um Nachfolge vergeblich, wäre das ganze Evangelium eine Lüge und jeder der an Christus glaubt ein Narr.

Dass Jesus aber auferstanden ist, dass es dafür Zeugen gibt, straft alle Lügen, die behaupten es gäbe die Auferstehung nicht. Die Auferstehung ist das Siegel all unserer Hoffnung.

Ein guter, ethisch handelnder Mensch zu sein ist eine reine Gewissensentscheidung. Für gelebte Nächstenliebe muss man nicht Christ sein. Wenn man sich die Entwicklung der Welt anschaut, wäre die Gewissensentscheidung sogar eine Vernunftsentscheidung gewesen, denn die Lawinen, die da in ökologischer wie in sozialer Hinsicht über den Globus rollen, werden sich unserer Kontrolle entziehen, eben weil wir zu lange nicht auf unser Gewissen oder doch wenigsten auf unsere Vernunft gehört haben.

Ein Christ glaubt zuerst an die Auferstehung des Herrn aus den Toten als erster von vielen, denn durch Tod und Auferstehung sind wir ein Leib mit ihm. Unser Handeln wird vom Auftrag unseres Herrn an uns bestimmt. Unser ethisches Handeln wird geführt aus der uns geschenkten unverdienten Gnade Gottes, denn die Schöpfungsgeschichte zeigt uns auch, dass wir uns abgewandt hatten von Gott (Die oben genannten Lawinen bestätigen es – wobei diese Abwendung nicht Folge der Industrialisierung oder irgendeines anderen Fixpunkts technischen Fortschritts ist! Diese Abwendung von Gott fand bereits statt, als die (geistige) Entwicklung des Menschen so weit fortgeschritten war, dass er bewusst die Erkenntnis Gottes annehmen oder eben ablehnen konnte), dass wir es ohne ihn schaffen wollten, dass wir, die wir eines Geistes sein sollten mit Gott, eines Geistes wurden mit der Welt. Das ist unsere Sünde, das ist der Fall des ersten Adams, dass wir nicht mehr eines Geistes mit dem Vater waren. Alle übrigen Sünden sind Symptome dieser einen.

Gott hat diesen Graben zwischen uns zugeschüttet durch Christus, nicht weil wir gelernt hätten (wir haben nichts gelernt), nicht weil wir es uns verdient hätten, sondern aus Gnade, weil er uns liebt.

Daran glauben wir und danach handeln wir.

Wenigstens im unverdienten Empfang dieser Gnade unterscheiden wir uns nicht von Paulus.

Aber wie müssen wir uns das mit der Auferstehung vorstellen? Natürlich hatten auch schon die Korinther erkannt, dass der Körper eines Gestorbenen verwest. Auch hier nutzt Paulus wieder das Bild vom Acker: Das Saatkorn ist Bild für den irdischen Leib, die daraus keimende Pflanze Bild für den auferstandenen Leib. Um an diesen neuen Leib zu kommen, muss das Korn zunächst im Ackerboden vergehen – sterben. Alle Eigenschaften der Pflanze sind bereits im Korn enthalten, um diese zur Entfaltung zu bringen, muss das Korn aber zuerst sterben.

Damit ist immer noch nicht geklärt, wie dieser neue, unvergängliche Leib beschaffen sein und aussehen wird, aber das Bild gibt immerhin so viel Auskunft darüber, dass das Samenkorn noch keine Ähnlichkeit mit der Pflanze hat. Wer die Pflanze noch nie gesehen hat, wird sie sich beim Betrachten des Samenkorns auch nicht vorstellen können. Wir werden in diesem Punkt auf Gott vertrauen müssen.

Aber ein bisschen begreifbarer wird jetzt vielleicht, warum die Frauen am Grab und auch die Jünger den auferstandenen Christus zunächst nicht erkannt haben und Hilfestellung durch ihn brauchten.

„Seid wachsam, steht fest im Glauben, seid mutig, seid stark!“ (1. Kor 16, 13)

Noch einmal ermutigt Paulus die Korinther. Aber er ruft auch uns zu:

Seid wachsam und umsichtig; handelt stets angemessen, seid in der verbleibenden Zeit der Welt, die Gott nicht kennt, wie Weltliche, damit ihr der Welt kein Anstoß seid. Steht fest im Glauben; ihr mögt euch unbedeutend vor der Größe Gottes vorkommen, aber euer Vater hat euch in seiner Liebe zu hellen Feuern gemacht, die über die ganze Schöpfung leuchten. Seid denen Licht, die nach ihm suchen, damit sie ihn in euch finden. Seid mutig und stark, ermutigt die, die zu euch gehören und habt stets ein offenes Herz für sie, damit sie durch euch die Kraft Gottes erfahren und gestärkt in die Welt gehen.

Ihr seid die Erben. Seid Licht für die Welt!

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ (1. Kor 16,14)

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