„Du sollst nicht begehren die Frau deines Nächsten; und du sollst dich nicht gelüsten lassen nach dem Haus deines Nächsten, noch nach seinem Acker, noch nach seinem Knecht, noch nach seiner Magd, noch nach seinem Rind, noch nach seinem Esel, noch nach allem, was dein Nächster hat!“ (Dtn 5, 21)
Neid, Eifersucht, Gier, (krankhafter) Ehrgeiz – Das Begehren ist eine der schädlichsten Charakterschwächen des Menschen – weshalb ja auch das zehnte Gebot vor dem falschen Umgang mit den Verlockungen der Welt warnt. Auch in Kapitel 16 wird uns das wieder deutlich vor Augen geführt.
Gott macht seinen (undankbaren) Kindern klar, dass er den Plan mit ihnen nicht aufgegeben hat, sondern eben nur aufgeschoben. Deshalb spricht er heute von den Opferriten, die gelten sollen, sobald sie im gelobten Land sind. Zunächst geht es um die freiwilligen Opfer: Jedes Opfer besteht aus einem Tieropfer und einem Speise- und Trankopfer. Die Zusammensetzung der Opfer wird genau festgelegt. Außerdem wird festgelegt, dass für Nichteinheimische bei Opfern dieselben Regeln gelten. Ebenso wird das Hebopfer erklärt: Von allem Ertrag, den das Land geben wird ist der Erstling, sei es Frucht oder Tier, Gott als Hebopfer darzubringen.
Nein, die Kinder Israels vertrauen ihrem Gott noch immer nicht. Die ganze Nacht liegen sie Moses und Aaron in den Ohren, dass sie zurück nach Ägypten wollen, dass sie lieber hier in der Wüste sterben wollen, als in einen so aussichtslosen Kampf zu ziehen. Wohl gemerkt: Gott hatte noch überhaupt nichts von einem Kampf gesagt!
„Sende Männer aus, dass sie das Land Kanaan auskundschaften, das ich den Kindern Israels geben will.“ (Num 13,2)
Gott liefert. Gottes Volk steht an den Grenzen Kanaans, dem Land, das Gott ihnen beim Auszug versprochen hat. Moses wählt aus jedem der zwölf Stämme einen Vertreter, gemusterte Söhne der Anführer; diese sollten das Land auskundschaften. Was sie zu sehen bekommen, verschlägt ihnen den Atem – das Land ist fruchtbar und reich. Auf dem guten Boden wächst dank des Klimas alles was das Herz begehrt, die Früchte des Landes sind deutlich größer als sie es von Ägypten her gewohnt sind. „Ein Land, in dem Milch und Honig fließt“ war keine Übertreibung. Und wenn dir dann Gott noch sagt: „Dieses Land will ich euch geben.“, dann fragst du doch nur noch: „Was soll ich tun, Herr?“
Menschen! Nein, das ist nicht nochmal dasselbe. Stell dir vor, Gott schickt einen Menschen zu dir, damit der dich aus der Sklaverei in ein Land führt, wo du frei bist und in dem Milch und Honig fließt. Gott und dieser Mensch stehen sich natürlich sehr nahe, reden miteinander wie Freunde. Wenn dieser Mensch nach Gott ruft, kommt der ohne zu zögern angerannt. Du nimmst von Gott aber nur bei Tag eine Rauchwolke und bei Nacht eine Feuersäule wahr und die Rundumversorgung mit Lebensmitteln, Gesundheit, zahlreichen weiteren Wundern, eben allem was man so zum (Über-)Leben braucht. Wenn du weise bist, stellst du dich mit diesem Menschen gut, denn er hat offensichtlich beste Beziehungen.
Menschen! Kaum sind die Israeliten aufgebrochen, schon fangen sie an zu jammern und zu klagen. Hatte Gott sie nicht gerade wunderbar aus Ägypten gerettet? Hatten sie nicht gerade am Sinai versprochen, ihrem Gott zu gehorchen, wenn er sie nicht für das goldene Kalb umbrächte, das sie zu ihrem neuen Gott erklärt hatten während Moses auf dem Sinai den Vertrag mit dem wahren Gott aushandelte?
Nachdem alle Dinge geregelt sind, startet der Treck am 49. Tag nach der Aufrichtung der Stiftshütte. Der Schwager von Moses, selbst kein Israelit, hat nun aber genug und möchte wieder heim.
Gott war während der Wüstenwanderung ständig bei seinem Volk. Er war tagsüber zu sehen als Wolke über der Stifthütte und nachts als Feuersäule, genau wie davor schon beim Auszug aus Ägypten. Wenn die Wolke über der Stiftshütte lagerte, lagerten auch die Israeliten und wenn sich die Wolke erhob und in eine bestimmte Richtung zog, so zog Gottes Volk hinter ihm her.
An diesem Punkt gibt es zahlreiche Versuche, diese Erscheinung wissenschaftlich zu erklären – meist wird ein ferner, starker Vulkanausbruch genannt, der ja tatsächlich tagsüber als Wolken- und nachts als Feuersäule zu sehen wäre. Mich überzeugt das nicht. Schon beim Auszug aus Ägypten sind Momente beschrieben, wo die Vulkangeschichte versagt. Hier, mit Wolke und Feuer über dem Zelt ist endgültig sense mit der Vulkantheorie. Nett gedacht und klug formuliert, aber versucht nicht, Gott den Naturgesetzen zu unterwerfen – er hat sie gemacht.
Wie schon in Kapitel 7 erwähnt, haben Christen ständig Gemeinschaft mit ihrem Gott. An die Stelle der Wolke und der Feuersäule ist heute der Heilige Geist getreten. Auch er hat die Aufgabe uns zu leiten. Anstatt auf eine Wolke zu starren, müssen wir Innehalten und in uns hinein hören. Es geht ja aber auch nicht mehr nur darum, ob man nun nach rechts oder nach links geht.
Das Volk Gottes war ja ziemlich groß, wie die letzte Volkszählung ergeben hatte. Da es noch kein WhatsApp gab, mussten schnelle Kommunikationsformen und -wege her. Gott gibt daher Moses den Auftrag, zwei Trompeten bauen zu lassen. Ein kurzer Stoß in die Trompeten bedeutet: Alle zur Stiftshütte kommen! Wenn nur eine Trompete ertönt: Kleine Versammlung – nur die Anführer der Stämme sollen kommen. Ein langer, andauernder Ton aus den Trompeten bedeutet Aufbruch – hier wird auch gleich genau festgelegt in welcher Reihenfolge, damit das nicht im Chaos endet.
Der lange Ton ist auch bei Angriffen zu hören, der kurze bei Opferfesten.
Wie vor dem Auszug aus Ägypten, soll auch vor Beginn der Wüstenwanderung das Passahfest gefeiert werden. Gott weist an, dieses Fest auch weiterhin jährlich am 14. Tag des ersten Monats zu feiern.