4. Mose 5 (12. Januar)

Aus den Versen 1 – 4 ergibt sich, warum später alle Juden mit sichtbaren Erkrankungen wie Geschwüre, Ausschlag/Aussatz, Ausfluss, die Regelblutung bei Frauen, Deformation/Lähmung der Gliedmaßen usw.  nicht in den Synagogen beten durften. Gott definiert was unreine Menschen sind und bestimmt, dass sie sich nicht im Lager aufhalten dürfen. Auch wenn Gott hier die Unreinheit deutlich stärker einschränkt, als das später die Juden selbst taten, habe ich meine Probleme damit. Warum sollte Gott, der ins Herz sieht, Menschen aufgrund äußerlicher Merkmale ausgrenzen?

Wahrscheinlich ging es einfach darum, im Lager – wo die Menschen aus Sicherheitsgründen sicher enger beieinander lagerten, als später in befestigten Städten – die Ausbreitung ansteckender Krankheiten zu verhindern oder doch zumindest effektiv zu bremsen. Auch Menschen, die sich um ihre verstorbenen Angehörigen gekümmert hatten, mussten vor das Lager, der Angehörige hätte ja an einer ansteckenden Krankheit gestorben sein können. Im Gesetz war genau festgelegt, wie viele Tage nach Verschwinden der Krankheitssymptome bzw. nach der Bestattung der Toten der Mensch wieder als rein galt. Heute nennt man das Inkubationszeit. Das hätten die Menschen jener Zeit aber nicht verstanden - viele verstehen es bis heute nicht. Da ist es einfacher zu sagen: "Ich, Gott, wohne unter euch und in meiner Umgebung soll es keine unreinen Menschen geben."

Nirgendwo in diesen vier Versen oder im Gesetz steht aber, dass Unreinheit gleichzusetzen sei mit der Strafe Gottes für begangene Sünden. Trotzdem hat sich dieses Gerücht hartnäckig bis weit in die Gegenwart und auch bei den Christen gehalten.

In den folgenden Versen wird beschrieben, was als Buße bei begangenen Sünden zu tun ist – sowohl die Wiedergutmachung und Entschädigung des Opfers oder dessen Angehörigen als auch das Sühnopfer für Gott ist genau festgelegt. Es ist wichtig zu verstehen, dass sich, wer einen anderen Menschen schädigt, auch und zu allererst gegen Gott versündigt, denn er bricht das Gesetz und damit den Bund mit Gott.

„… wenn ihr meine Satzungen missachtet und eure Seele meine Rechtsbestimmungen verabscheut, dass ihr nicht alle meine Gebote tut, sondern meinen Bund brecht…“ (Lev 26,15)

Genauere Anweisungen für Wiedergutmachung und Opfer geben das dritte und das fünfte Buch Mose. Kluge Schriftgelehrte haben Jahrhunderte in Interpretation und Anwendug dieses Gesetzes investiert, um diese Regeln bis ins Millionstel auf jeden Einzelfall umzuschreiben; das wurde mit der Zeit eine immer kompliziertere und undurchschaubarere Angelegenheit.

„Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, dass ihr das Reich der Himmel vor den Menschen zuschließt! Ihr selbst geht nicht hinein, und die hinein wollen, die lasst ihr nicht hinein.“ (Mt 23, 13)

Der zweite Teil dieses Kapitel geht dann um die ungesehenen Sünden – hier beispielhaft der angenommene, aber nicht beweisbare Ehebruch (der Frau). Hier wird das Gottesurteil eingeführt. Es soll hier deutlich gemacht werden: Gott sieht dich! Was du im Verborgenen tust, wird ans Licht gezerrt werden. 

„Denn nichts ist verborgen, das nicht offenbar gemacht wird, und nichts geschieht so heimlich, dass es nicht an den Tag kommt.“ (Mk 4,22)

Du kannst Menschen anlügen, vielleicht sogar dich selber – bei Gott klappt das nicht. Viel wichtiger, als die Einsicht, dass Gott alles sieht, erscheint mir jedoch der Umkehrschluss: Um mit dir selbst ins Reine zu kommen, musst du zuerst mit Gott ins Reine kommen und bleiben. Er schenkt deiner Seele den Frieden.

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