Hiob 32 – 37 (1. – 8. Juli)

Da waren doch die ganze Zeit nur drei Freunde, oder? Offensichtlich haben wir nicht genau genug hingesehen, denn nun erhebt Elihu, der Jüngste in der Runde, das Wort und schwere Vorwürfe gegen die Anwesenden. Ehe wir seine Rede im Details betrachten, fällt bereits der Name „Elihu“ auf, denn „Eli“ bedeutet „mein Gott“, und kurz nach der Bedeutung des Namens gegoogelt zeigt uns, „Elihu“ bedeutet „Er ist mein Gott“ / „mein Gott ist es“.

Elihu wird in dieser Geschichte die Rolle des Propheten übernehmen, wir haben also eine neue Ebene: Hiob und seine Frau – die Familie, Hiobs Freunde – die (umgebende) Welt und jetzt Elihu – die Stimme Gottes, der durch Elihu spricht. Der literarische Gott wird sich dann nochmal ab Kapitel 38 zu Wort melden.

Zunächst räumt Elihu mit dem Vorurteil auf, dass Alter gleichbedeutend mit Weisheit sei. Die Weisheit komme vom Geist Gottes. Allein in Gott sei Weisheit, nicht im Menschen, der empfange sie nur – oder eben nicht, wie die vier Streithähne. Jetzt würde der Geist Gottes ihn dazu drängen, dessen Weisheit zu verkünden:

„Denn ich bin voll von Worten, und der Geist, der in mir ist, drängt mich dazu.“ (Hiob 32,18)

Elihu bezeugt zunächst vor Hiob, sich nicht von ihm zu unterscheiden, beide seien aus Lehm gemacht und durch den Odem (Atem, Geist) Gottes am Leben erhalten. Dies ist ein wichtiger Hinweis: Dem Autor der Hiobserzählung war die Schöpfungsgeschichte aus dem Buch Genesis bereits bekannt. Man könnte daraus schließen, dass das Buch Hiob erst nach den Büchern Mose geschrieben wurde; es ist aber auch möglich, anzunehmen, dass der von Moses verwendete Schöpfungsmythos deutlich älter als der Pentateuch ist, und in der Tat haben ältere Kulturen aus dieser Region ganz ähnliche Schöpfungsmythen, natürlich mit anderen Göttern und Teufeln.

Dann fordert er Hiob auf, sein Reden zu widerlegen, wenn er es könne, er solle keine Furcht vor ihm haben. Das passt zu unserem Gott, diese Aufforderung wurde nicht von einem menschlichen Geist formuliert! Gott will keine Duckmäuser, er will, dass wir uns an ihm reiben; er weiß, dass wir nur an ihm geistlich wachsen können. Das funktioniert nicht mit respektvollem Abstand.

Der erste Irrtum Hiobs sei seine Behauptung von Gott aufgrund von dessen erfundenen Beschuldigungen ungerechtfertigt bestraft worden zu sein. Gott sei größer und gerechter als jeder Mensch und der Mensch habe daher nicht das Recht, sich über Gott zu stellen. Ja, Gott züchtige auch den Menschen mit allerlei Pein, aber nicht zur Strafe, sondern zur Warnung und um ihm Gelegenheit zu geben, zum Licht der Lebendigen umzukehren. Und dann spricht Elihu ebenfalls von einem Mittler zwischen Mensch und Gott, der das Lösegeld für die Befreiung des gepeinigten Menschen bezahlt, woraufhin Gott diesen vollständig wiederherstellen wird, damit dieser Buse tun kann. Er bestätigt damit den Ausruf Hiobs „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“, ja mehr noch: Er kündigt an, dass dieser Mittler das Lösegeld bezahlen, sprich die Schuld der Menschen auf sich laden wird!

Mit unserer heutigen Erkenntnis über das Wirken des Messias erfahren wir hier von Elihu, dass Gott den gefallenen Menschen wiederherstellen wird. Diese Wiederherstellung, wie sie uns von Jesus verkündigt wurde, reicht dabei weit über unsere irdische Existenz hinaus, hinein in die Ewigkeit mit Gott – hier bereits angelegt in der Rede Elihus.

Und nur, um diesem Gott die Ehre zu geben, wiederholt Elihu nun noch einmal alles in den vorherigen Kapiteln von Hiob und den drei Freunden über die Größe, Macht und Gerechtigkeit Gottes Gesagte und stellt es damit in direkten Zusammenhang mit der eben verkündigten Gnade Gottes. Die selben Worte beschreiben nun nicht mehr einen grenzenlosen, allmächtigen, göttlichen Zorn, der den Ungerechten zerschmettert, sondern die Mannigfaltigkeit, in der Gottes Weisheit und Gnade in der Welt der Menschen zum Ausdruck kommt.

„Ja, darüber erzittert mein Herz und fährt auf von seiner Stelle!“ (Hiob 37,1)

Elihu erklärt in einem Satz, was Furcht Gottes bedeutet! Es bedeutet, die Größe Gottes zu erahnen in den Dingen die um uns und mit uns geschehen. Es bedeutet, den Blick von mir (und meinen Bedürfnissen) weg hin zu meinem Gott zu richten, der Ursprung und Ziel von allem ist und der mich nicht aus Willkür, sondern aus Gnade zu einem Teil seines Planes gemacht hat, nicht nur zu einem die Szene schmückenden Spielzeug – ein wesentlicher Unterschied, zum damals verbreiteten Glauben der Natur- und anderen Religionen. Kapitel 37 erläutert diese Erkenntnis ausführlich.

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