Annahme verweigert! – 1. Mose 28 (5. September)

Esau ist auf Good-Will-Tour. Er hört, wie Isaak den Betrüger Jakob segnet und ihm den Segen Gottes verspricht, wenn er auch in die Familie einheiratet und einen Bogen um die kanaanitischen Frauen macht. Da Esau schon zwei davon hat, heiratet er jetzt noch schnell eine aus der Familie Ismaels.

Derweil zieht Jakob ins Ungewisse; auf einem Feld bei der Stadt Lus übernachtet er. Dort erscheint ihm im Traum Gott und sichert ihm den Segen seiner Vorväter zu. Jakob fürchtet zwar dieses Zeichen Gottes, versteht es aber nicht. Zwar errichtet er einen kleinen Altar in Form eines aufgerichteten und gesalbten Steins, doch nur wenn auf dem weiteren Weg alles gut liefe, was dann ein sichtbares Zeichen für den erträumten Segen wäre, will er hier ein Gotteshaus errichten. Und erst dann will Jakob hier Gott den Zehnten von allem was er durch ihn erhält opfern.

Was Jakob in seinem Gelübde an sichtbaren Zeichen aufzählt, das erinnert stark an die im Vater-unser eingebetteten Bitten. Doch Jesus hat uns gesagt: Was wir von Gott bitten und glauben, dass wir es erhalten haben, das wird uns zuteilwerden. Davon weiß Jakob wie es scheint nichts. Wurden die alten Geschichten über die Art, wie Gott seinerzeit den Bund mit Abraham schloss, den Bund, auf den Gott sich in Jakobs Traum beruft, nicht weitererzählt?

Dann wäre diese Geschichte ein Hinweis, warum Missionierung mit der Taufe nicht endet, sondern ein generationenübergreifender Prozess ist. Dann würde die Aufforderung Jesu: „Geht hinaus in alle Welt und verkündet den Menschen das Evangelium“ im Grunde bedeuten: „Verkündet das Evangelium ständig und immer wieder, bis ich zurückkomme!“ Dann wäre das Erzählen der alten Geschichten aus der Bibel keine etwas aus der Zeit gefallene fromme Tätigkeit in erzkonservativen Familien, sondern als unverzichtbarer Teil der Erziehung eines der wenigen wirklich essenziellen Rituale im Glaubensleben der Menschen, die immer und immer wieder stattfindende Verkündigung des Wortes gleichbedeutend mit der Aufnahme von Nahrung.

Und dann ist der Segen, den Gott hier Jakob zugesagt hat, nicht Grund zur Furcht, sondern Grund zur Freude, und Jakob sollte die Kraft, die in diesem Segen liegt mit beiden Händen fassen und bereits für den vor ihm liegenden Weg nutzen. Auch wir sind von Gott durch Christus gesegnet. Auch wir sollten die Kraft in diesem Segen für den Weg, der vor uns liegt, nutzen und nicht weitere himmlische Zeichen zu unserer Meinungsbildung über diesen Segen erwarten oder gar fordern. Der Segen selbst, der in Christus liegt, ist das Zeichen. Aber das haben die Pharisäer und Schriftgelehrten damals auch nicht verstanden.

Noch ein paar Worte zu Esau. Dass er nun eine Tochter Ismaels heiratet, macht es eher schlimmer als besser. Zum einen ändert er ja seinen Weg nicht wirklich, sondern fügt dem Falschen nur ein – vermeintlich – frommes Feigenblatt hinzu. Zum anderen ist Ismael ganz offiziell Teil einer anderen Verheißung Gottes, er wurde von Gott aus dem Bund mit Abraham gelöst und Töchter Ismaels zu heiraten ist – was den Bund Gottes mit Abraham und dessen Nachkommen angeht – nicht besser als die Vermählung mit einer Kanaaniterin. Es könnte natürlich sein, dass auch diese Geschichte im Haus Abrahams nicht weitererzählt wurde.

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