Betrug, wohin man schaut! – 1. Mose 27 (3. + 4. September)

In diesem Kapitel geht es zu wie in einer Telenovela. Aber das haben wir in der Bibel öfter, immer wenn es „menschelt“.

Isaak ist alt und blind und möchte seinen Segen noch an den Mann bringen, ehe er stirbt. Natürlich denkt er dabei ganz nach der Tradition – der Segen geht immer an den Erstgeborenen – und nach seinen Vorlieben, und die liegen nun einmal bei Esau, der des Vaters Hof so treu bewirtschaftet. Von der Prophezeiung über Jakob weiß er nichts, denn Rebekka hat diese Erkenntnis nicht mit ihm geteilt.

Also ruft er Esau und fordert von ihm ein gut zubereitetes Wildbret im Tausch für den Segen. Naja, ganz so profan wird es wohl nicht gewesen sein. Wichtige Dinge wurden und werden im Orient – ebenfalls traditionsgemäß – bei einem guten, reichhaltigen Essen zelebriert.

Als Rebekka mitbekommt, dass ihr Mann nun zur Tat schreitet, will sie auch den väterlichen Segen für ihren Lieblingssohn haben. Aus ihrer Sicht ist das sogar logisch, denn was nützt ihrem Jakob das Erstgeburtsrecht, wenn kein Segen darauf liegt? Also fädelt sie eine Gaunerei mit Jakob ein. Sie bereitet einen Ziegenbock wie einen Wildbraten zu, verkleidet ihr Söhnchen als Esau und schickt ihn mit dem Essen zu Paps. Jakob hat ein bisschen Angst, bei dem Betrug erwischt und verflucht zu werden – der Fluch, auch so eine orientalische Tradition – doch Mama wird auch den Fluch übernehmen, falls der Coup schieflaufen sollte.

Tatsächlich hat der alte Herr so seine Zweifel; er ist zwar blind, aber nicht taub! Doch schließlich segnet er Jakob. Und als dann Esau mit dem leckeren Essen kommt, ist der Segen leider schon ganz weg. Da ist nicht mal mehr ein bisschen Segen, quasi ein Segen zweiter Klasse für den Erstgeborenen übrig. Der ist stinksauer und schwört blutige Rache, wenn der Alte tot und begraben ist.

Mama, die auch das wieder mitbekommt, schickt ihren Jakob nun zu ihrem Bruder, Onkel Laban, der damals beim Hochzeitsbasar so weise und klug mit dem Knecht Abrahams verhandelt hat. Um es nicht wie eine Flucht aus schlechtem Gewissen heraus aussehen zu lassen, rechtfertigt sie die Maßnahme damit, dass Jakob eine Frau aus dem eigenen Stall ehelichen soll und nicht eine dieser ungläubigen Hetiterinnen, wie das Esau gemacht hatte. Mit einer Täuschung auch gleich noch den ungeliebten Sohn beim Vater angeschwärzt. Betrug und Intrigen soweit das Auge reicht. Die Autoren von Telenovelas können von den Autoren der Bibel und vom Heiligen Geist noch viel lernen!

Wir hatten es ja schon davon: Gott macht sich nichts aus unseren liebgewonnenen Traditionen. Wenn sie ihm bei seinem Plan im Weg stehen, dann wischt er sie einfach weg. Hier ist aber trotzdem so einiges nicht sauber abgelaufen und muss näher betrachtet werden.

Rebekka hat eine Offenbarung Gottes für sich behalten. Vielleicht war es ja nur Angst. Frauen galten in dieser streng patriarchischen Gesellschaft nichts, niemand hätte ihr vermutlich geglaubt, wenn sie gesagt hätte: „Gott hat zu mir gesprochen!“ Aber wer weiß, vielleicht wäre Gott danach auch dem Isaak erschienen und hätte diese Prophezeiung bestätigt. Viele Generationen später wird ein gewisser Josef seiner Verlobten, Maria, auch nicht glauben und ein Engel wird ihm in einem Traum bestätigen müssen, dass das Kind, das sie erwartet, tatsächlich von Gott kommt. Vielleicht war also diese Prophezeiung eine Prüfung der Treue der Rebekka gegenüber Gott. Dass Gott sich in dieser wichtigen Angelegenheit – bei dem Knaben handelt es sich immerhin um Jakob, Beiname „Israel“ – der Frau offenbart und den Mann bis zum Schluss im Dunkeln lässt, ist aber ein deutliches Statement, was Gott von der Tradition „Patriarchat“ hält.

Auf dieser falschen Reaktion Rebekkas baut nun das ganze Geflecht aus Betrug und Intrigen auf!

Das entschuldigt nicht die Handlungen der übrigen Beteiligten, aber es erklärt, wie es dazu kam. Und es belegt, wie falsch die landläufige Annahme „Ich kann doch nichts ändern. Auf mich kommt es nicht an.“ ist.

Wenn es um dein Leben mit Gott geht, dann spiele immer mit offenen Karten, sowohl vor deinen Mitmenschen als auch vor Gott! Nur so gibst du Gott die Möglichkeit, deine Geschicke zu lenken und bei Bedarf vielleicht sogar einzugreifen. Natürlich ist es niemals ausgeschlossen, dass deine Umwelt blöd reagiert und du an deren Reaktionen auch zu knabbern haben wirst. Mit Täuschungen und Betrug wirst du auf dem Weg, den Gott dir gibt, aber immer früher oder später stolpern oder sogar stürzen – das ist garantiert!

Wäre es mit diesen Aussichten nicht besser, nicht auf Gottes Wegen zu wandeln? Nein, denn zum einen ist die Wahrheit nun einmal die, dass diese Schöpfung auf ein festgelegtes Ziel zuläuft. Der Weg ist also im Großen und Ganzen festgelegt, wir haben nur Gestaltungsmöglichkeiten in den Details. Der Versuch, sich ganz vom Weg zu entfernen, endet für die Kinder Gottes immer auf einem Irrweg, einer langen Wanderung im Kreis durch die Wüste des Lebens. Christus hat versprochen, dass Gott auf dem Weg keine der geretteten Seelen verloren gehen wird. Wenn du andere Pläne hast, wird sich dieses Versprechen immer mal wieder wie eine Drohung anfühlen. Wenn dich Gott also tatsächlich los und ziehen ließe, wäre das kein gutes Zeichen für dich. Und zum anderen gilt bei dieser Sachlage der einfache Satz: Vertraue deinem Scout!

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