Gott vs. Welt – 2. Mose 7,14 – 12,42 (11. -- 21. Januar)

Die Plagen über Ägypten. Es ist nicht nötig, sie im Einzelnen aufzuzählen, Gott bringt sie über Ägypten, um den Pharao zu überzeugen, dass er der einzige Gott ist und - da der Pharao hier für die ganze damalige Welt steht – dass der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs Gott über die ganze Welt und alle ihre Kräfte und „Geister” ist.

Die Ägypter verehrten gewaltige, unbegreifliche aber regelmäßig oder willkürlich auftretende Ereignisse ihrer Umwelt als Gottheiten oder als gesandte, geschenkte Zeichen ihrer Gottheiten. Die Plagen, die Gott sendet, greifen zunächst genau diese Gottheiten und ihre Gaben an, später auch Mensch, Pflanzen und Vieh, um zu zeigen, dass diese „Götter” ihm unterworfen sind. Es gibt in der Schöpfung keinen Gott neben oder gar über Gott!

Wir beobachten, wie der Mensch verzweifelt versucht, sich einzureden, er hätte die Gewalten der Erde unter seiner Kontrolle, könne sie vielleicht sogar kraft eigenen Willens steuern aber letzten Endes an seiner Überheblichkeit scheitert. Menschen, selbst tief Gläubige, versuchen heute die geschilderten Ereignisse auf Naturphänomene und -katastrophen zu reduzieren, die einen, um sie damit glaubwürdiger zu machen, die anderen, um damit zu beweisen, dass es dafür keiner höheren Macht oder gar eines Gottes bedurfte.

Beide Versuche sind von vorne herein zum Scheitern verurteilt!

Solange es noch eine andere Erklärung gibt, werden Ungläubige diesen Gott nicht anerkennen. Aber umgekehrt schließt eine naturwissenschaftliche Erklärung, die Zauberkünste der Hofmagier des Pharaos kommen einem Naturwissenschaftler noch am nächsten, wenn sie versuchen, die Erscheinungen als vom Menschen beliebig reproduzierbar darzustellen, niemals aus, dass ein göttlicher Wille dahinter steht.

Schließlich müssen die Magier ihre Waffen strecken und der Weg der Menschheit wird wieder in eine Zeit führen, in der naturwissenschaftliche Erklärungen nicht mehr weiterhelfen. Aber doch schon heute sehen wir, genau wie damals: Die Bedeutung erfahrener Zeichen werden nicht anerkannt, sobald man meint, sie verstanden zu haben – siehe Klimawandel, siehe global aufflammende Konflikte und Migrationsbewegungen aufgrund einer inakzeptablen, unmenschlichen – ja, nicht dem Willen Gottes entsprechenden – Verteilung der Ressourcen dieser Welt, siehe Kriege aufgrund übersteigerter Macht- und Geltungssucht einzelner, siehe Naturkatastrophen und Pandemien als Ergebnis falschen Konsumverhaltens … die Liste ließe sich leider fast beliebig fortsetzen.

Gott setzt Zeichen, Gott setzt Grenzen, Gott zeigt uns eindringlich, dass es auf diesem Weg nicht weitergeht. Er braucht und gebraucht dafür keine Wunder, aber wenn dieser Gott ein liebender Gott ist, der uns als seine Kinder angenommen hat, dann ist „das Kind mit der Realität konfrontieren” noch das Liebevollste, das er in dieser Situation unternehmen kann.

Was hat das nun mit der immer wieder vorgebrachten Forderung „Lass mein Volk ziehen” in diesen Kapiteln zu tun. Gar nichts! In diesen Kapiteln geht es nicht um die Hebräer, es geht allein um Ägypten; es geht um die Welt an sich. Es steckt nicht nur eine einzige Lehre im 2. Buch Mose. Gewiss, Mose wollte damit genau diese Geschichte niederschreiben, damit sie späteren Generationen zur Verfügung steht, doch Gott sagt uns immer wieder

„Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR; sondern so hoch der Himmel über der Erde ist, so viel höher sind meine Wege als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.” (Jes 55,8-9)

Hier in diesem Kapiteln lesen wir, wie die Welt auf ein Eingreifen Gottes reagiert und es ist erschreckend nahe an der Realität.

Gleichzeitig führt Gott hier für sein Volk das Passah-Lamm, das rettende Opfer-Lamm ein und er gibt ihnen Weisung im Haus zu bleiben bzw. später, bei den Gedenkfeiern alle Arbeiten einzustellen. Das heißt: Für die Rettung können wir nichts aktiv tun, die kommt von Gott. Heißt das also, dass wir die Hände in den Schoß legen sollen?

Ganz sicher nicht! Grundlage dieser Rettung, der bei zukünftigen Festen gedacht werden wird, ist der Auszug aus Ägypten; die Hebräer haben ihr altes Leben zurückgelassen, um ein neues mit ihrem Gott zu beginnen. Die Hebräer haben damit zurückgelassen, was schädlich war und was sie von dem neuen Leben mit Gott abhielt. Dass dies alles andere als einfach war und ein ums andere sogar scheiterte und einen Neuanfang brauchte, lesen wir in den folgenden Kapiteln und eigentlich im gesamten Alten Testament.

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