Gott begegnen – 2. Mose 3 (3. Januar)

Während Mose seinen Job als Hirte verrichtet, fällt ihm am Fuß des Gottesberges Horeb ein Dornbusch auf, der brennt, aber offensichtlich nicht verbrennt. Das macht ihn neugierig und er geht hin, um sich das Ereignis aus der Nähe zu betrachten.

Als er in Sprechweite ist, offenbart sich ihm Gott als der „Ich-bin”, der Gott seiner Vorfahren Abraham, Isaak und Jakob/Israel, und gibt ihm den Auftrag, die Kinder (Nachkommen) Israels – das Volk Gottes – ins einst Abraham verheißene gelobte Land zu bringen. Der Pharao werde aber nicht einverstanden sein, darum werde er, Gott, mächtige Wunder tun, die dem Pharao zeigen werden, dass man sich mit ihm besser nicht anlegt.

Am Ende werde man die Israeliten ziehen lassen und ihnen sogar noch Gold und andere Wertsachen mitgeben.

Wir erleben hier gleich mehrere Arten der Gegenwart Gottes.

Der brennende Dornbusch. Gott zeigt uns seine Gegenwart in der Welt durch verschiedene Mittel. Hier ist es ein brennender Dornbusch. Vermutlich war etwas brennendes Holz und Gestrüpp in einer trockenen Steppe nichts Außergewöhnliches. Wir dürfen generell keine große Show erwarten, wenn Gott sich uns zeigt. Dass Mose diese Begegnung mit seinem Gott überhaupt mitbekam, war seiner Aufmerksamkeit geschuldet. Die galt natürlich vor allem seinen Schafen und Ziegen, aber um diese zu schützen, musste er natürlich auch die Umgebung im Auge behalten. Vielleicht hat er den Busch nur deshalb beobachtet, um bei einem eventuellen Flächenbrand – neben dem trockenen Busch gab es sicher auch jede Menge trockenes Gras – schnell seine Tiere in Sicherheit zu bringen. Neugierig wurde er dann erst, als er sah, dass sich das Feuer nicht ausbreitet, aber auch nicht erlischt. Um eine Begegnung mit Gott wahrzunehmen, müssen wir lernen, die Welt mit offenen Augen wahrzunehmen. Die erste Voraussetzung für eine Begegnung mit Gott ist daher Aufmerksamkeit und Offenheit. .

Gott spricht Mose direkt an, erklärt ihm, dass er gerade heiligen Boden betritt. Ertönte hier wirklich eine Stimme aus dem Busch. Möglich, aufgrund des weiteren Dialogs auch wahrscheinlich. Nicht immer werden wir eine Stimme hören, wenn Gott zu uns spricht, oder die Stimme die wir hören ist uns vertraut, weil ein Freund oder vielleicht sogar ein Fremder, der uns gerade begegnet, zu uns spricht. Wichtig ist hier: Höre auf die Stimmen, möge es deine eigene innere Stimme oder die eines anderen Menschen sein. Das heißt nicht, dass du dann sofort rennen sollst, Mose tut das auch nicht, wie wir im nächsten Kapitel sehen werden. Es wird sich im nächsten Kapitel eine angeregte Dialog zwischen Mose und Gott entwickeln. Im Alltag erreichen wir das durch Innehalten und Gebet. Zugegeben, es braucht Übung, bis so etwas wie ein Dialog entsteht, aber wie bei jeder Beziehung ist auch hier Geduld ein entscheidender Faktor.

Gott erklärt Mose, dass er das Leid seines Volkes gesehen und seine Klagen gehört habe. Das ist für uns die schwierigste Form seiner Gegenwart: Er entscheidet souverän ob und wo und mit welchen Mitteln er eingreift. Gerade in Zeiten, in denen unser Glaube angegriffen wird, weil wir äußere oder innere Bedrohung erfahren, erfahren wir nur Schweigen von Gott. Er sieht, wie uns das augenblickliche Leid näher an das Ziel bringen wird und erkennt so einen wesentlichen Nutzen, den wir zu diesem Zeitpunkt nicht erkennen können – manchmal werden wir den Nutzen einer solchen Situation nie erkennen, einfach, weil uns die Vergleichsmöglichkeit fehlt. Diese Gegenwart Gottes ist daher eine Vertrauensübung, wichtig und leider oft unangenehm.

Hier nur angekündigt: Gott tut Wunder. Während man den Dornbusch auch übersehen könnte, weil er auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches darstellt, passieren auch immer wieder Dinge, die einfach nicht erklärbar sind. Üblicherweise reagieren Menschen auf eine der nachfolgenden Weisen:

Sie suchen eine naturwissenschaftliche Erklärung. Das ist immer gut und richtig. Wir haben einen Verstand und sind in der Lage Zusammenhänge zu erkennen. Wenn diese Fähigkeiten von vorneherein böse wäre, hätte sie Gott uns nicht gegeben. Nicht Fähigkeiten sind gut oder böse, sondern die Art wie man sie verwendet.

Sie erklären diese Phänomene für Einbildung oder (fromme) Fälschung. Das ist ein beliebtes Prinzip bei Menschen. Wenn ich keine Erklärung dafür habe, dann hat das nie stattgefunden! Das Abstreiten und Verleugnen von Dingen, die sich in keine der bekannten Schubladen einsortieren lassen, schafft Ordnung und Kontrolle – zumindest scheinbar. Darüber hinaus ist das Postulat „Was nicht naturwissenschaftlich erklärbar ist, das existiert auch nicht.” naturwissenschaftlich anerkannt. Vor etwas staunend zu stehen und es – mangels aktueller Mess- und Kontrollmöglichkeiten – als Wunder anzuerkennen, gilt als unwissenschaftlich und unaufgeklärt, etwas einfach abzustreiten, weil man es nicht packen kann, ist dagegen als wissenschaftliche Praxis anerkannt. Die Frage, ob Verleugnung tatsächlich wissenschaftlich ist, muss an dieser Stelle erlaubt sein.

Wir haben an Mose gesehen: Um eine Begegnung mit Gott überhaupt wahrnehmen zu können, müssen wir aufmerksam und offen für Unerwartetes vielleicht auch Unerklärbares sein. Die großen Innovationen der letzten Jahrhunderte setzten aber genau dasselbe voraus. Insofern sind Glaube und Wissenschaft keine Konkurrenten, sondern zwei Seiten derselben Medaille. Bei beiden ist Aufmerksamkeit und Offenheit unverzichtbar für jeden Fortschritt.

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