Religion fürs Volk – 2. Mose 24 – 31 (12. – 27. Februar)

Mose ist immer noch auf dem heiligen Berg. Gott beschreibt ihm nun womit und wie das Volk seinen Gott im Einzelnen zu ehren habe. Hier geht es nicht um Glauben, sondern um Gehorsam. Gott gründet eine Religion, also äußere Zeichen, spezielle Dienste und Abfolge von Zeremonien, mit denen der Bund ständig erneuert wird und somit erhalten bleibt. Eine neuer Stand wird gegründet, der die Einhaltung dieser Regeln überwacht und sie auch selbst organsiert und durchführt – die Kaste der Priester.

Natürlich lässt sich jeder einzelne aufgeführte Punkt direkt oder indirekt auf Jesus Christus beziehen, doch das war sicher nicht der einzige  Grund für die Einführung einer Religion. Die Hebräer kamen aus einer Gesellschaft, die tief in ihrer eigenen Religion verwurzelt war, einem Staat, der im Grunde nur durch seine Religion und deren Priester funktionierte und existierte. Die Hebräer würden aber auch in ein Land kommen, in welchem die Menschen sich in eigenen Religionen organisiert haben.

Die Nationen jener Zeit definierten sich über die gemeinsame Religion, die damals die Funktion einer Verfassung hatten. Ohne eine eigene Religion würde das Volk von den Völkern, auf die es treffen würde verschluckt werden, die gerade gefundene Identität ginge genauso schnell wieder verloren. Gott nutzt die Religion als damals gebräuchliches Werkzeug, um die Menschen an sich zu binden. Er weiß natürlich, dass er als Gott der Befreiung im Alltag mit all den Problemen und Sorgen einen schweren Stand bei den Menschen haben wird, denn Freiheit spielt in Freiheit keine große Rolle, ein Gott der Befreiung wird vor allem in der Gefangenschaft angebetet. Eine Religion ist identitätsstiftend und daher unverzichtbar. Erst anhand einer straff organisierten Religion können Priester überprüfen, ob sich das Volk noch auf dem Pfad des Bundes bewegt oder diesen verlassen hat.

Somit stiftet Gott diese Religion als Anfang des gemeinsamen Weges, wohl wissend, dass das Volk diesen Weg bei der erstbesten Gelegenheit verlassen wird. Darum lässt er sich auch darauf ein, dass Könige und Propheten den gescheiterten Bund immer wieder durch neue Absichtserklärungen einseitig erneuern. Gott hat am Sinai eine Entwicklung initiiert, an deren Ende ein Volk von Priestern im Reich der Himmel stehen wird. An diesem Punkt wird keine Religion mehr benötigt werden, denn die Herrlichkeit Gottes ist dann offenbart.

Darum muss allen ständig bewusst sein: Keine Religion ist absolut und ewig! Jede Religion beschreibt die Erfahrung der Gläubigen zu einem bestimmten Zeitabschnitt der Entwicklung. Sie scheitert, sobald ihre Rituale nicht mehr in die Erfahrungswelt der Gläubigen passen. Die Hüter einer Religion tun daher gut daran, sich nicht an ihre überlieferten Ordnungen und Rituale zu klammern. Die einzige unveränderliche Ordnung ist das Wort Gottes selbst (das es zum Zeitpunkt dieser Religionsstiftung ja noch gar nicht gab, zumindest nicht in allgemein verfügbarer Form), das aber immer wieder neu erschlossen werden muss.

Wenn ihr das Wort Gottes lest, lest es jedes Mal so, als ob es das allererste Mal wäre! Als ob es niemand vor euch gesehen hätte.

2. Mose 24 – 31 >>

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