Gericht und Erlösung – Jesaja 9 – 12 (17. – 19. April)

Zeiten, Zeichen und Geschehnisse vermischen sich und verschmelzen in diesen Kapiteln, die wie ein aus einem Monolith gehauenes Relief wirken. Ein ewiger Gott, außerhalb der Zeit existierend, spricht zu seinem allzumenschlichen und ganz in der Zeit verhafteten Propheten, der ein überwältigendes Gewimmel an Bildern und Erkenntnissen in einen verständlichen Text zu gießen versucht. Aber das Prophetenwort hatte ja auch den Zweck, die menschlichen und gottlosen Geister seiner Zeit zu verwirren.

Eingebettet ist die Prophezeiung in das unmittelbare Schicksal Israels, sowohl des Nordreichs als auch des Südreichs. Wieder verkündet Gott deren Untergang durch die Assyrer – unter Mithilfe der Ägypter und der Philister – in deren Hand er sie gegeben hat. Diese werden sich aufschwingen zu einer Weltmacht jener Zeit, ohne zu bemerken, dass sie nur das Werkzeug Gottes sind, der sein Volk läutern möchte, bis nur noch der treue Überrest übrigbleibt. Sobald dieses Werkzeug in der Hand Gottes sein Werk verrichtet hat, wird es aber auch zerschmettert werden. Eingerahmt ist dieser Abriss der näheren Geschichte in die Verheißung des Messias, der Anfang – der Messias als Menschenkind – und Abschluss – der Messias als König – der Erzählung bildet.

Die Weherufe Jesajas sind in ihren Aussagen nahezu identisch mit den Weherufen Jesu bei der Bergpredigt. Die Rolle, die der Messias hier spielt und seine Beschreibung und die Weherufe machen deutlich, dass diese Prophezeiung aber weit über den unmittelbaren Zeitabschnitt des Propheten hinausreichen.

So werden Nordreich und Juda zu Bildern für die Christen und die Juden, die im Friedensreich des Messias ein Volk sein werden, die im neuen Jerusalem gemeinsam ihren Herrn und Gott bejubeln werden, der dann in ihrer Mitte wohnen wird. Die Assyrer sind Bild für die gottlose Welt, die beiden Völker Gottes in einer Zeit verlorenen Glaubens, den weltlichen Götzenglauben aufzwingen wird. An der Beschreibung des Untergangs Israels können wir erkennen, dass unabhängig von Kriegen und Machtverschiebungen der Glaube schon lange Zeit vorher in den Zeiten des Friedens auf dem Rückzug gewesen sein wird.

Zusammen mit der Prophezeiung Jesu über die großen Umwälzungen am Ende der Zeit scheint dieses Schicksal der Menschheit unabwendbar. Die Welt hat sich vor langer Zeit gegen Gott und seine Weisungen und Normen entschieden und wir sehen seit Jahrtausenden, dass weltliche Normen nicht funktionieren und ein ums andere Mal in Kriege und Katastrophen führen. Doch wir kehren nicht um!

„Da sagte er: Geh und sag diesem Volk: / Hören sollt ihr, hören, aber nicht verstehen. / Sehen sollt ihr, sehen, aber nicht erkennen.“ (Jes 6, 9)

Und so gilt für den treuen Überrest

„Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; / doch am größten unter ihnen ist die Liebe.“ (1Kor 13, 13)

Glaube an den auferstandenen Christus, Hoffnung auf das versprochene Reich der kommenden Welt in das wir gerufen sind und Liebe, unser Auftrag für diese Welt und ebenso die Kraft, die uns mit der nächsten verbindet.

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