Gericht über die Welt – Jesaja 13 – 35 (20. April – 4. Mai)

Berichteten die Kapitel neun bis zwölf vom Zorn Gottes aus der Sicht seines Volkes, so nehmen die Kapitel 13 bis 35 einen Blick von außen auf die Geschehnisse zwischen dem ersten und dem zweiten Erscheinen des Messias in dieser Welt. Die ganze Welt ist Gerichtsort und weil Israel (bzw. in dieser Gnadenzeit die Kirche Christi, das neue Israel) auch Teil dieser Welt ist, tauchen auch hier Prophezeiungen über Israel und Jerusalem auf.

Natürlich prophezeit Jesaja auch mit erstaunlicher Präzision mit seinen Worten das bereits von Gott beschlossene Schicksal der Heidennationen, die das gelobte Land umgeben und bedrohen. Gott sagt ihnen voraus, dass sie mit ihren Handlungen gegen sein Volk die von ihm beschlossene Läuterung ausführen. Doch sie leiten damit nur ein, was letzten Endes auch sie trifft, denn Böses gebiert Böses. Und so wird letzten Endes eine Nation über die andere herfallen. Kriege und Katastrophen werden das Land unwirtlich und unfruchtbar machen. All dies kann der Interessierte inzwischen in den Geschichtsbüchern nachlesen, es ist bereits geschehen.

Doch die Prophezeiungen reichen über den sehr großen Lebensabschnitt des Propheten hinaus; die Ausführlichkeit, wie jede seiner Zeit in Israel bekannte Nation aufgeführt ist lässt ebenso ahnen, dass Gott hier seinen Weckruf an die ganze Welt richtet, wie einige apokalyptische Einschübe. Auch Vorahnungen eines Messias, die zum Ende hin immer deutlicher und ausschweifender werden bestärken den Eindruck: Hier wird ein Bild vom Ende dieser Weltzeit gemalt.

Wir sehen, es gibt immer wieder Zeiten, in denen die Welt und Christen (hiermit ist nicht die Religion gemeint, sondern die gläubigen Anhänger unseres Herrn) zerbrechliche Bündnisse eingehen, ja, zu bestimmten Zeiten werden weltliche Mächte gar den Schutz der Christen zu ihrer Aufgabe erklären, doch wie im alten Israel mündet, dieser Schutz in einer Staatsreligion – also Christentum als staatlich verordnete Religion oder gar ein Kirchen-/Gottesstaat – in einer Formalisierung des Glaubens. Von einer Obrigkeit vorgegebene Satzungen, Gesetze und Rituale ersetzen die Beziehung des einzelnen mit seinem Schöpfer.

Am Ende wird auf dieser Welt auch dieser einst mit Abraham geschlossene ewige Bund von den Menschen aufgegeben werden, wie schon zuvor der Bund des Todes (nach Paulus der Bund des Gesetzes, denn das Gesetz bedeutet den Tod, da wir als Sünder nicht in der Lage sind, diesen Bund zu halten).

Wie sich die Spuren des Messias bis zu seiner Menschwerdung durch die gesamte Geschichte Israels wie ein roter Faden zieht, zunächst dünn und fast nicht sichtbar, zum Ende hin nicht mehr übersehbar, so zieht sich die Spur des wiederkommenden Königs durch die Kapitel 13 bis 35 und so durch die ganze Geschichte der Menschheit, zunächst kaum wahrnehmbar, dann in immer deutlicheren Zeichen, schließlich überall sichtbar, „wie der Blitz im Osten aufflammt und bis zum Westen hin leuchtet“ (Mt 24, 27).

Es besteht kein Zweifel: Das Schicksal der Menschheit ist untrennbar mit dem Schicksal dieses kleinen Volkes zwischen Mittelmeer und Jordan verwoben. Was mit diesem Volk in der Vergangenheit geschah und in Zukunft noch geschieht, egal durch wen auch immer ausgelöst, es wird zum Schicksal und Richterspruch über alle Menschen. Doch Gott wird sein Volk retten und wird es in der nächsten Welt wiederherstellen und sein Volk werden dann alle von ihm Auserwählten sein, alle, die zu Christus gerufen und gezählt sind.

„Er [Gott] führte ihn [Abram] hinaus und sprach: Sieh doch zum Himmel hinauf und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst! Und er sprach zu ihm: So zahlreich werden deine Nachkommen sein.“ (1Mo 15,5)

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