Sprüche 22, 17 – 23, 35 (30. Juni – 3. Juli)

„Neige dein Ohr und höre Worte von Weisen, / richte dein Herz auf meine Erkenntnis!

Schön ist es, wenn du sie in deinem Innern bewahrst; / sie mögen fest auf deinen Lippen sein. Damit dein Vertrauen auf dem HERRN steht, / lehre ich dich heute, ja dich.Habe ich nicht dreißig Sätze für dich aufgeschrieben / als wissenswerte Ratschläge, um dich Wahrheit erkennen zu lassen, verlässliche Reden, / damit du denen, die dich senden, verlässliche Worte antworten kannst?” (Spr 22,17-21)

Und schon sind wir bei der Betrachtung der dritten Sammlung „Worte der Weisen”.

Zwei Punkte stehen im Mittelpunkt dieses Kapitels:

Strenge Erziehung und Wachsamkeit bis hin zur Ablehnung jeglichen Vergnügens. Es ist ein Kapitel, wie gemacht für die Kirche der Biedermeier-Zeit und somit ein Kapitel, dem bis heute viele fromme Christen anhangen. Es ist ein Kapitel, das nur sehr dürftig zu mir spricht. Die darin beschriebenen Werte, nach denen die eigene Lebenshaltung auszurichten ist, klingen gut und richtig, aber der vorgeschlagene Weg, passt nicht mehr in diese Zeit und auch nicht zu dem Geist, der mich führt.

Ja, Erziehung wird benötigt, Werte wie Nächstenliebe, Vergebung, Güte müssen durch Erziehung weitergegeben werden; viele Kinder lernen heute von ihren Eltern aber, dass jeder sich erst einmal selbst der Nächste ist. Wenn Werte nicht weitergegeben werden, gehen sie nach und nach verloren und das Fundament auf das sich jede Gemeinschaft stützt, zerbröckelt. Aber Vorbild ersetze heute die Rute – wäre auch damals nicht falsch gewesen. Wenn ich die Werte nicht lebe, die mir wichtig sind, dann kann ich sie auch nicht in mein Kind hineinprügeln – und wenn ich sie (vor-)lebe, muss ich nicht prügeln.

Und natürlich geht es nicht gut, wenn man nur nach dem eigenen Vergnügen strebt („Wein, Weib und Gesang”). Wenn nur noch die persönliche Lustbefriedigung, egal mit welche Mitteln, zählt, so verliert schließlich auch das Vergnügen seinen Reiz. Das Besondere an den besonderen Momenten des Lebens ist eben, dass etwas Besonderes sind und nicht die Regel!

An drei Stellen spricht der Weise von der Anerkennung der Grenzen zum Nachbarland, bzw., womit jemand zu rechnen hat, der diese Grenze – aus welchen Gründen auch immer – zu verschieben versucht. Ob es das Kapitel 23 im Buch der Sprüche auch in der Bibel der russisch-orthodoxen Kirche gibt? Wenn ja, sagt dies freilich sehr viel über den Geist aus, von dem der Patriarch Kyril I., ein Befürworter der russischen Invasion der Ukraine, geleitet wird.