„Die Ernte ist groß, aber es sind wenige Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte aussende!“ (Mt 9, 37+38)
Jesus weiß, dass er sein Werk auf Erden beginnen und – viel später – beenden wird. In der Zeit dazwischen braucht er „Erntehelfer“. Darum wählt er sich aus den Menschen, die ihm bereits in dieser frühen Phase seines Wirkens folgen zwölf aus, die er in den nächsten drei Jahren zu Vorarbeitern ausbilden wird. Judas Ischariot ist auserwählt, die Geschichte überhaupt erst loszutreten indem er die Prophezeiung erfüllt und ihn verrät. Der Ärmste weiß nichts von seinem bitteren Schicksal.
Ein wichtiger Moment: Wenn Jesus, Mensch und Gott, hier schlecht wählt, wird die angebrochene Gnadenzeit zum Flop, eine vergessene Episode der Weltgeschichte. Was macht eigentlich Gott, wenn wichtige Entscheidungen anstehen? Das lesen wir in diesen Versen: Er zieht sich zurück, besinnt sich und betet.
Es ist ein Mantra, das ich – wenn ich gefragt werde – fast gebetsmühlenartig aufsage: Im Stress und in der Hektik der Welt kannst du Gott nicht hören!
„Das Reich Gottes ist inwendig in euch.“ (Lk 17,21 (Luther-Bibel 1912))
Heute wird das meist anders übersetzt, doch diese Übersetzung veranschaulicht am besten das Verharren Jesu im Gebet als Beispiel und Anleitung für uns. Das Reich Gottes wächst in uns, in jedem von uns. Die Welt, die uns umgibt kennt das Reich Gottes nicht und hat es auch nicht. Die Welt kennt Gott nicht!
„Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht ergriffen.“ (Joh 1,5)
Wenn du also Rat von Gott für eine Entscheidung suchst, ist es sinnvoll, den Lärm der Welt – die Finsternis – erst einmal auszuschließen. Erst danach trägst du deine Entscheidung in die Welt (LK 6, 17-19), denn Gott stattet dich bei diesem Prozess des Innehaltens auch gleich mit allem aus, was du dafür brauchst oder zeigt dir, was dir dafür noch fehlt, damit du dich vorbereitest. Gebet meint dabei natürlich nicht, dass du auf die Knie fällst und eine dramatische Show aufführst. Gebet meint: Werde still vor Gott. Werde still für Gott! Sollten Worte nötig sein, wird sie der Heilige Geist in dich hineinlegen, sollte es für dich nötig sein, dass du sie laut sprichst (Gott braucht das nicht), so wirst du das spüren.
Nimm dir Zeit für die gemeinsame Zeit mit Gott! Das meint übrigens auch das Sabbat-Gebot, mit dem sich Jesus scheinbar in den Versen 1-11 angelegt hat: „Gedenke, dass du den Sabbat heiligst“ - Denke daran, erinnere dich immer wieder daran. Deine Ruhe in mir ist ein unverzichtbarer Teil deines Lebens mit mir.
Im Sabbat üben wir das. An den anderen sechs Tagen leben wir es. Insofern ist es gar nicht so verkehrt, dass der Sabbat bei uns Christen vom letzten auf den ersten Tag der Woche gerutscht ist. Den Sabbat heiligen ist eine innere Haltung und hat nichts mit äußerlicher völliger Untätigkeit zu tun … auch wenn „Innehalten“ oft so interpretiert wird.