Wir reden immer vom letzten Abendmahl, das ist falsch – es war das erste. Und aus diesem Blickwinkel sollten wir auch die letzten drei Kapitel des Lukas-Evangeliums betrachten. Etliche Generationen davor beendete Gott für die Israeliten die Zeit der Knechtschaft in Ägypten und er beendete sie mit dem Passahmahl, dem ersten seiner Art, das damit den Wechsel in die neue Zeit markierte, ein Wechsel, der freilich in der alten Zeit seinen Anfang genommen hatte und mit einem unscheinbaren Dornenbusch in der Wüste begann. Moses war der Mittler zwischen Gott und Gottes Volk, Moses zeigte ihnen den Weg – Moses kündete am Ende des Zeitenwechsels einen neuen, größeren Propheten an. Irgendwo dazwischen, zwischen Alt und Neu, liegt das Passahmahl, das Mahl des Aufbruchs.
Der von Moses verheißene Prophet ist Jesus, der Sohn Gottes. Wieder beginnt es völlig unspektakulär, fast heimlich, dieses Mal irgendwo in einem Stall, außerhalb von Bethlehem. Wieder verkündet der neue Prophet den Aufbruch aus der Knechtschaft – dieses Mal aus der Knechtschaft des Gesetzes des Todes, wie Paulus den Alten Bund später nennen wird. Und wieder markiert ein Abendessen den „Point of no Return“. Macht euch bereit, das Alte endet und das Neue bricht an!
Wenn man sich fragt, warum Jesus diesem Abendessen – wie er selbst sagt – sehnsüchtig entgegengefiebert hat, wo er doch wusste, dass dieser Abend für ihn am Kreuz enden würde – hier ist der Grund! Alles, sein ganzes Wirken, ja, sein ganzes Leben war auf diesen einen Punkt ausgerichtet. Jesus war am Ziel, den Rest würde die Geschichte und Gott selbst erledigen. Alles was es jetzt noch zu tun gab, war dieses eine Abendessen, das für seine Jünger über alle Zeiten hinweg bleibende Zeichen des Neuen Bundes, feierlicher Abschluss und Anfang.
All die mysteriösen Bemerkungen, die geäußerten Vorahnungen über den Verrat und Mahnungen (an Petrus), die Erinnerung, dass Nachfolge Dienerschaft bedeutet sind die Begleitmusik zur Einsetzung eines neuen Abendmahles – nicht von Ungefähr genau am Passahfest-Abend platziert. Das Alte endet – denn es ist erfüllt, das Neue beginnt jetzt, beginnt mit der Aufforderung Jesu: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“