Jes 7,10-14; Röm 1,1-7, Mt 1,18-24.
Vierter Advent, fast Weihnachten.
Jesaja, Paulus und der Abschnitt im Matthäus-Evangelium haben ein großes Thema: Das, was da vor gut 2000 Jahren geschah, bedeutet Heilung für die Menschen, eine Heilung, über die ganz allein Gott entschied – der Mensch kann sich in diesem Punkt nicht selbst heilen.
Und wenn wir Ahas, einen König unter dem Propheten Jesaja, als den typischen Menschen nehmen, dann würden wir Gott auch gar nicht um das bitten, was er uns in Jesus gab und immer noch jeden neuen Tag gibt. Menschen wissen irgendwie doch ganz genau, dass sie diesem Gott nicht würdig sind, dass sie’s aufgrund ihrer bösen Herzen doch völlig und endgültig mit ihm verscherzt haben. Wenn das für einen – im alten Israel noch von Gott auserwählten und ins Amt eingesetzten – König gilt, dann doch erst recht für uns alle, die wir nach unserer Einschätzung nicht einmal diese Hinwendung Gottes haben.
Falsch gedacht, sagt Gott und zwingt Ahas sein Heil auf: Eine junge Frau wird ein Kind gebären und das wird Heil für alle Menschen sein. Bei Jesaja wird jetzt nur Israel explizit als Empfänger des Heils genannt, aber wir kennen ja inzwischen dieses Kind und wir kennen die ersten, die ihm und seinen Worten folgten, als er ein Mann geworden war. Und dieser Mann spricht heute zu uns allen durch den Heiligen Geist und er spricht davon, dass durch ihn alles in uns heil wird, was zerbrochen ist.
Wieder – oder besser immer noch – kommt das Heil von oben. Die Prophezeiung erhielt Ahas, obwohl er sich gar nicht traute, Gott darum zu bitten (vielleicht war er ja auch nicht interessiert). Jesus wurde in diese Welt in so erbärmlichen Verhältnissen hineingeboren, dass man es fast gar nicht bemerkt hätte, wenn Gott dann nicht doch nicht ein paar dezente Zeichen gegeben hätte, die aber nur die Weise jener Zeit deuten konnten, … und einen Engelchor, dessen Licht und Jubel bei einigen Hirten auf dem Felde beinahe einen vorzeitigen Tod durch Angst und Herzkasper bewirkt hätte.
Und wie Josef, der Verlobte Marias, werden wir hineingeholt in dieses Heilsversprechen. Gott ruft uns beim Namen! Dieser Josef macht uns aber auch noch was ganz anderes deutlich: Menschliche Moral ist genau das: etwas vom Menschen Gemachtes. Sie hat nichts mit Gott zu tun, insbesondere dann nicht, wenn wir sie nutzen, um über andere zu urteilen. Maria wurde ledig schwanger und Josef wollte darum in aller Stille die Verlobung lösen. Nach der Moral jener Zeit (einer Moral, die sich heute immer noch in vielen frommen Köpfen findet) war er völlig im Recht. Soll doch dieser Heilige Geist die Maria ehelichen! Wir sind auch heute noch schnell im Urteil gegen andere. Alle, die in Jesus den Messias sehen, sollten erkennen, wie fehlgeleitet menschliche Moral oft – vielleicht meistens – ist. Jesus hat es uns immer wieder gesagt: Menschliche Moral ist keine Richtschnur! Das Maß, das wir an andere anlegen, verurteilt uns selbst – ein ums andere Mal! Durchgefallen, Christenkind! Du glaubst an ein göttliches Wunder, das deiner menschlichen Moral widerspricht.
Erkenne: Entweder Gott irrt sich oder du – entscheide. Wenn du glaubst, dass mit dieser – nach deinem moralische Maßstab äußerst verwerflichen – Aktion Gottes dein persönliches Heil in die Welt kam, dann ist es Zeit alle deine moralischen Maßstäbe auf den Prüfstand zu legen, denn in diesem Punkt ist dein Irrtum gewaltig. Und wenn das in einem Punkt passiert, in dem wir glauben, dass doch die zehn Gebote unser Urteil hier voll bestätigen sollten, wie sieht es dann mit all den anderen Punkten aus, in denen wir uns doch so sicher sind.
Ja, Gott heilt uns in Jesus Christus, aber Gott gefällt es auch, uns durch ihn in den Punkten zu verunsichern, wo wir unser Verhalten anderen gegenüber nicht mehr hinterfragen, wo wir glauben, wir brauchen Gott nicht, weil wir das doch schon selbst begriffen hätten.
„Nein, ihr habt nichts begriffen!“, sagt Gott. „Hört mir zu, hört auf mich!“
In der Nacht sprach ein Engel zu Josef, danach kehrte der ab von seiner ursprünglichen Entscheidung (Umkehr), heiratete Maria gegen alle Moralvorstellungen und wurde so Teil der Geschichte, die Gott den Menschen über seinen Heilsplan erzählt.
Noch ein paar Tage bis Weihnachten.
Ich wünsche dir auch einen Engel, der dir des Nachts erzählt, wie und warum du Teil von Gottes Heilsgeschichte mit den Menschen bist. Josef hat diesen persönlichen Zuspruch gebraucht. Jeder braucht das.
