Eine Person in einem dunklen Raum hält eine brennende Kerze und schaut andächtig in die kleine Flamme. Titel des Bildes: Fürchtet euch nicht!

Weihnachten: Fürchtet euch nicht!

 

Jes 9,1-6; Tit 2,11-14; Lk 2,1-14 + Jes 62,11-12; Tit 3,4-7; Lk, 2,15-20 + Jes 52,7-10; Hebr 1,1-6; Joh 1,1-18.

Ich würde jetzt die genannten Texte gelesen und dabei erste Ideen gefunden haben, worüber ich da schreiben möchte (vielleicht wäre das auch bei einem Spaziergang danach oder sogar schon davor geschehen). Dann würde ich die KI gefragt haben, welche gemeinsamen Aspekte und Themen diese Texte haben, um daraus weitere Schreibimpulse zu ziehen. So würde ich vorgehen und so werde ich auch weiterhin vorgehen – meistens zumindest.

Heute geht es aber um Weihnachten. Die Geschichte, die uns die Bibel dazu erzählt, ist wohlbekannt und zum Abschluss erzählt uns der Evangelist Johannes noch etwas über das Licht der Welt, das – für alle, die an ihn glauben und die ihn zum Zentrum ihres Lebens machen – Jesus Christus ist.

Ich will euch heute mal wieder von mir erzählen. Wahrscheinlich tue ich das ohnehin in jedem Text, den ihr hier findet, aber hier fiel eben wieder mal ganz bewusst die Entscheidung dazu.

Es war ein arbeitsreiches Jahr. Ich habe Dinge abgearbeitet, die ich lange Zeit vor mir hergeschoben hatte – abgearbeitet und vollendet. Und ich sah, dass es gut war. 💪

Im Sommer merkte ich das erste Mal, dass das richtig Kraft gekostet hat, ich war so platt, wie seit Langem nicht mehr. Und ab Oktober war ich dann endgültig leer und freute mich darauf, es jetzt wieder etwas ruhiger angehen lassen zu können, vielleicht auch mal wieder öfter Pause zu machen. Aber Leben ist halt das, was passiert, während du gerade andere Pläne hast. Es wurde noch hektischer, erbetene Erleichterungen wurden mir nicht gewährt (um es freundlich auszudrücken) und ich fiel kräfte- und stimmungsmäßig in ein tiefes Loch voller Ängste, Zweifel und auch Wut. Die Welt frisst dich auf, wenn du dich ihr zuwendest! Das war mein Empfinden in dieser Zeit der Dunkelheit in mir.

Dann kam das jährliche Klosterwochenende und hier lief es anders. Eine Freundin hatte sich im Vorfeld um einen Wunsch von mir gekümmert, den ich schon wieder vergessen hatte (umso größer war die Freude!). Ich war mal wieder einigen Tage raus aus der Welt und zusammen mit den Freunden, die ich inzwischen Familie nenne. Gott, den ich Papa rufe, wandte sich mir in diesen Tagen in besonderer Weise zu, zeigte mir neue Wege über meinen Glauben, meine Beziehung zu ihm zu reden. Das war so überwältigend, beeindrucken, so unbeschreiblich schön. Da war mit einem Mal ein Licht in der Dunkelheit und es strahlte hell. Christen nennen diesen Moment, wenn das erste Licht in der Dunkelheit angeht, Advent. Mein erster Advent war bereits Anfang November. Gott hält sich nicht an unsere Kalender. Er sieht, was wir brauchen, und er kümmert sich.

Vom Wochenende zurück ging der Stress in der Welt natürlich weiter und die Finsternis hatte mich wieder. Doch der Monat ging zu Ende und der echte erste Advent näherte sich. Zeit für ein altes Ritual! Ich packe alle meine Playbacks mit Weihnachtsliedern, darunter durchaus auch ein paar christliche, aus und singe meine Lieder rauf und runter, immer wieder. Dann geht ein Licht in mir an und es strahlt hell, jedes Jahr. Und es leuchtet auch, wenn ich nicht singe, wenn ich mich wieder der Dunkelheit da draußen stelle. Ich liebe die Advents- und Weihnachtszeit; sie ist voller Licht, voller Hoffnung. Weihnachten erklärt mir, was das ist: Gott.

Gott ist diese allumfassende Macht, nicht greifbar, nicht begreifbar, aber allgegenwärtig. Gott ist überall. Alles, was ist, hat einen Sinn, denn es kommt von ihm. Dieser Sinn ist viel höher, als dass wir ihn erfassen könnten, und die Finsternis, die wir mit so viel Hingabe um uns herum erschaffen und erhalten, kann diesen Sinn – dieses Licht – nicht zerstören. Dieses Licht ist ewig und es strahlt in unsere Welt hinein. Dieses Licht hat ein Bewusstsein und es kennt uns, jeden von uns, jeden einzelnen. Und wenn es um uns dunkel wird, wenn wir uns Dunkelheit erschaffen oder sie über uns kommt, dann strahlt es heller, kräftiger – und hoffentlich sind wir dann auch aufmerksam genug, es zu sehen.

Dieses Licht, dieser Gott ist uns freundlich, liebevoll zugewandt. Wie liebevoll, das zeigt uns Weihnachten. Gott kommt in Jesus in die Welt und das Leitthema seiner Präsenz, neben dem Auftrag die Nächstenliebe wirklich zu leben, ist der Ausruf: „Fürchtet euch nicht!“.

„Fürchtet euch nicht!“, ist der erste Ruf der Engel an die Hirten. Schon davor sprach es der Engel das zu Maria und zu Josef. Jesus selbst wiederholt diese freundliche Aufforderung immer wieder. Gott wird Mensch, um uns genau das direkt und für alle hörbar sagen zu können: „Fürchtet euch nicht! Ich bin euer Gott, der Gott, der es gut mit euch meint, der Gott zu dem ihr Papa, Mama, Freund, Freundin sagen dürft, der Gott, der euch Licht ist in eurer Dunkelheit, der Gott, der euch zu Licht macht, damit ihr leuchten könnt für andere. Ich bin da, mitten unter euch.“

Licht ist für mich in diesem Ritual des Singens der alten Lieder zu Beginn und während der Adventszeit. Licht ist für mich, wenn ich hier solche Dinge schreiben darf, inspiriert – da glaube ich fest daran – vom Heiligen Geist, also direkt von Papa. Es leuchtet hell in mir, wenn ich singe oder schreibe. Licht ist, wenn ich für meine Familie (du hast hoffentlich bis hierher aufmerksam gelesen) da sein kann, wenn wir füreinander da sind.

Und ich glaube, das ist es, was Gott von mir in dieser Welt erwartet. Ich soll sein Licht annehmen und damit selbst leuchten. Kann es einen liebvolleren Gott geben als einer, der dich zum Leuchten bringt?

Und ich sage dir jetzt etwas, das sicher kein Geheimnis ist. Auch dir hat Gott etwas gegeben, das dich leuchten lässt. Vielleicht ist es was Kreatives, vielleicht was Handwerkliches. Vielleicht leuchtest du, wenn du Sport treibst oder wenn du meditierst. Vielleicht leuchtest du, wenn du mit anderen Menschen zusammenbist, wenn du erzählst, was dich berührt oder einfach nur zuhörst. Oder vielleicht ist es etwas ganz anderes. Gott hat dir etwas gegeben, bei dem du leuchtest, immer wenn du es tust. Teile es mit anderen und du wirst heller leuchten.

Dann ist Weihnachten, egal, was auf dem Kalender steht.

Leuchte, Menschenkind! Leuchte, Kind Gottes! Dein Gott ist bei dir!

Ich wünsche euch ein Weihnachten voller Segen und Licht!

Georg

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