Eine absurde Frage! Wirklich?
Eine Religion ist eine Sammlung von Glaubenssätzen (Gesetzen), die eingehalten und Ritualen, die geleistet werden müssen, um zur jeweiligen Religionsgemeinschaft zu gehören.
Wissenschaft erfüllt hierin alle Voraussetzungen. Nur wer nach wissenschaftlichen Grundsätzen arbeitet (Thesen müssen nach vorgeschriebenen, wiederholbaren Methoden bewiesen werden, um gültig zu sein), ist ein Wissenschaftler. Insofern erfüllt die Wissenschaft die Bedingungen einer Religion.
Doch eine Religion hat – zumindest heutzutage – einen Exklusivitätsanspruch: Eine Religionsgemeinschaft glaubt, im exklusiven Besitz der Wahrheit zu sein. Wer also was anderes glaubt, muss zwangsläufig einem Irrtum erlegen sein.
Für mich ist Wissenschaft ein Werkzeug. Sie hilft mir, Dinge zu begreifen, die mit wissenschaftlichen Methoden, in diesem Fall dem Beobachten, Ausprobieren und Lernen begreifbar gemacht werden können. Ein weiteres Werkzeug ist meine Spiritualität. Ich glaube an Gott und ich glaube, dass er hinter die Dinge sehen kann. Durch meine Beschäftigung mit Gott kann ich Dinge begreifen, die mit den Mitteln der Wissenschaft nicht begriffen werden können.
Hieraus folgt: Wissenschaft ist für mich keine Religion, denn ich erkenne an, dass die Wissenschaft nicht die ganze Wahrheit (alles, was es „gibt“) erkennbar machen kann.
Und wenn nun jemand sagt: „Was die Wissenschaft nicht beweisen kann, das gibt es auch nicht?“ – Genau dann beginnt für diesen Menschen Wissenschaft zur Religion zu werden. Er wird diese Behauptung niemals beweisen können, trotzdem erhebt er für sein „Glaubenssystem“ einen Exklusivitätsanspruch, ergo: Er macht die (seine) Wissenschaft zur Religion.
Aber setzt nicht jede Religion den Glauben an die Existenz eines Gottes voraus? Nein, denn der Buddhismus kennt beispielsweise keinen Gott, wohl aber einen obersten Lehrer oder Hohepriester, nämlich Buddha (Siddhartha Gautama, ca. 500 v. Chr.). Wer die Wissenschaft zur Religion erhebt, für den sind Wissenschaftler die anerkannten spirituellen Lehrer. Sie vertreten auf ihrem Gebiet die Wahrheit. Die Wissenschaft an sich umfasst so nach diesem Verständnis die ganze existente Wahrheit.
Für mich umfasst Gott, der alles erschaffen hat, die ganze Wahrheit Die Wissenschaft ist ein Teil dieser Wahrheit. Darum tut sich mein Glaube auch schwer damit, sich in die Schublade einer Religion quetschen zu lassen. Die wissenschaftliche Welt, die in diesem Verständnis untrennbar mit meiner spirituellen verwoben ist, entwickelt sich, verändert sich täglich. So verändert sich täglich auch meine spirituelle Welt. Durch mein Leben mit Gott und der Einfluss, den er auf mich nimmt, ändert sich aber auch täglich der nichtwissenschaftliche Teil meiner Welt.
Diese kontinuierliche, beständige Veränderung ist, wissenschaftlich ausgedrückt, Wachstum.
Würde ich mich auf die Wissenschaft beschränken, würde ich mich und die Möglichkeiten zu wachsen beschränken. Die Hinzunahme von Gott in meine Lebenswelt, befreit mich also von den weltlichen (den wissenschaftlichen) Schranken, ohne mir dabei den Nutzen der Wissenschaft zu nehmen. Genau wie die Bibel sagt: „Gott befreit den Menschen!“